GLAS Animation Festival 2018
Das noch sehr junge GLAS hat es irgendwie geschafft, sich schon in den ersten drei Jahren erstaunlich viel Aufmerksamkeit in der Animationswelt zu verschaffen. Besonders ist schonmal, dass das Festival erstmals keine Einreichgebühren verlangt (Stand 2018), was für die USA sehr ungewöhnlich ist. Das Programm sah auch immer super aus, so dass es für mich klar war, dass ich hinfliegen würde, als die Zusage reinkam.
Das Festival kann keine Kosten für Anreise oder Unterkunft übernehmen, daher war ich sehr froh über die Unterstützung durch die AG Kurzfilm und German Films. Es lohnt sich, alles so früh wie möglich zu buchen. Ich bin nach San Francisco geflogen, von wo aus Berkeley schnell erreicht ist (es lohnt sich, die App UBER zu installieren, wobei es günstiger ist, von SFO mit den Öffentlichen nach Berkeley zu fahren).
Nicht zu unterschätzen ist für einen Langstrecken-Unerfahrenen wie mich die Zeitverschiebung. Obwohl das Reisen in den Westen leichter ist als in den Osten, war ich die ersten Abende immer völlig übermüdet. Das war etwas schade, denn erst dann konnte man alle Festivalgäste auf einem Fleck antreffen und kam mit vielen Leuten ins Gespräch. Nächstes Mal werde ich etwas früher fliegen und mich erstmal umgewöhnen. Auch die Zeit danach sollte man etwas entspannter gestalten, ich hab eine ganze Woche gebraucht, um morgens wieder gut aus dem Bett zu kommen.
Das Programm hat mir sehr gut gefallen. Es gab viele sehr farbenfrohe, digital erstellte, teils glitch-artige, sehr grafische Filme. Filme von Studierenden wurden gleich behandelt und waren Teil des internationalen Wettbewerbs. Außerdem gab es einen US-Wettbewerb und einige Filme in einem international Showcase außerhalb des Wettbewerbs. Auch einige Sonderprogramme wurden gezeigt.
Direkt nach den Filmen wurden keine Gespräche geführt. Stattdessen gab es jeweils am nächsten Morgen eine Gesprächsrunde mit allen Filmemacher*innen, deren Filme am vorherigen Tag gezeigt worden waren. Obwohl recht früh am morgen waren diese Gespräche recht gut besucht, aber fanden insgesamt eher in einem kleinen Rahmen statt.
Die Filme wurden in einem Kino mitten in Berkeley gezeigt, die zwei Kinosäle waren ab dem zweiten Tag dann auch recht gut besucht. Die Vorträge und Talks fanden an zwei weiteren Orten in Laufnähe statt. Als möglichen Treffpunkt gab es die Bar/den Speisesaal des Hotels, in welchem sich viele der Gäste einquartiert hatten. Ein bisschen schade war, dass dieser Ort tagsüber nicht so sehr als Treffpunkt genutzt wurde, oder zumindest nicht so, dass man einfach nur dort hin musste, um andere Gäste anzutreffen. Durch die verschiedenen Veranstaltungsorte war alles ein klein wenig verlaufen. Erst gegen Abend hat man sich versammelt. Dadurch, dass ich mich in einer Airbnb Wohnung ca 20 Minuten von der Innenstadt untergebracht hatte, habe ich morgens nicht immer sofort Leute getroffen, die ich kannte, da wäre ein solcher Haupttreffpunkt hilfreich gewesen.
Das Wetter war großartig, so um die 20 Grad und sonnig. Allerdings sollte man immer was Warmes mit dabei haben, im Kino war es im Gegensatz zu Draußen ziemlich frisch.
Abends gab es zum Teil Häppchen und freie Getränke, in jedem Fall war die Atmosphäre entspannt und super nett. Am Eröffnungsabend gab es eine Band, am Samstagabend wurde auch getanzt.
Dadurch, dass es in den USA sonst kein größeres Festival gibt, dass sich nur dem Animationsfilm widmet, sind sehr viele Animationsfilmemacher*innen aus den Staaten hergeflogen. Natürlich waren auch viele lokale Leute dort, sehr viele waren aus Los Angeles hergekommen (ca 5 Std mit dem Auto).
Ich habe mit super vielen Leuten gesprochen, denen ich zum Teil schon seit vielen Jahren auf Vimeo oder anderswo im Netz folge und deren Filme, Artikel oder sonstige Arbeiten ich sehr schätze.
Auch Festivalmacher*innen und Produzent*innen waren dort, ich habe ne Menge neuer Kontakte gemacht.
Es gab Gespräche mit und Vorträge von einigen der erfolgreichsten Filmemacher*innen, die zur Zeit so mit ihren Filmen (oder Games) unterwegs sind. Sehr beachtlich, dass es ein Festival überhaupt schafft, so viele gute Leute dazu zu bringen, auch tatsächlich den Weg auf sich zu nehmen und vor Ort zu sein. Auffällig fand ich auch, dass das Festival sehr jung war: grade auf dem Podium, aber auch generell waren sehr viele junge Leute zu finden. Nicht im Sinne eines Nachwuchsfilmfestivals, sondern als ein Festival, das versucht, den Impulsgebern der Animationswelt eine Plattform zu bieten, die grade versuchen, Neues aus dem Medium heraus zu holen.
Auf jeden Fall sehr empfehlenswert und vielversprechend!
http://www.glasanimation.com/