Paradoks Workshop - Izmir
Zu dem jährlich stattfindenden internationalen Paradoks Workshop werden Filmemacher und Filmemacherinnen aus verschiedenen Ländern eingeladen, um in Izmir und Umgebung, im Westen der Türkei, einen Kurzfilm zu produzieren.
Bei der Einführungswoche Anfang August traf unsere Gruppe das erste Mal zusammen – fünf türkische Regisseure und Regisseurinnen, vier Filmemacher_innen aus dem Ausland, in diesem Fall aus Griechenland, Aserbaidschan, dem Iran und Deutschland. Wir waren in einem Hotel in der Stadt Aydin untergebracht, die etwa eine Stunde Fahrt von Izmir entfernt liegt – und der Fokus eines Kampfes um die Zukunft der Energieproduktion der Region darstellt. In einer Woche haben wir versucht, soviel wie möglich über die Situation der Menschen vor Ort zu erfahren und mit diesem Wissen eine Filmidee zu entwickeln. Um Aydin herum werden seit knapp zehn Jahren Geothermie-Kraftwerke gebaut: eine von vielen türkischen Initiativen, die das Land unabhängiger von Energieimporten machen sollen. Mittlerweile ist die Region landesweiter Hotspot für Geothermie: Bereits jetzt gibt es 59 Kraftwerke, über 20 weitere sind im Bau oder in Planung. Überraschend aber: Die lokalen Bauern protestieren gegen diese so nachhaltig scheinende Energieproduktion... denn in der Nähe der Kraftwerke sterben ihre Feigen- und Olivenbäume, von deren Erträgen sie leben. In der Woche haben wir erfahren, warum das so ist, viele Dörfer besucht, Landwirte und Experten getroffen – und immer wieder in der Gruppe unsere Eindrücke und Filmideen diskutiert.
Im Oktober trafen wir uns wieder, um in nur zehn Tagen zu drehen, zu schneiden und eine erste Filmversion, ein Work in Progress zu produzieren, das dann auf den Umweltfilmtagen in Aydin gezeigt werden konnte. Dies erwies sich als genauso so hektisch, wie es klingt – für uns Dokumentarfilmer_innen genauso wie für diejenigen, die einen kurzen Spielfilm produzierten. Trotzdem konnten wir tatsächlich alle eine halbwegs präsentable erste Version auf dem kleinen lokalen Festival vorstellen und mit dem Publikum diskutieren. Ein sehr wertvolles Feedback, denn an unseren Filmen werden wir natürlich in den nächsten Monaten in unseren jeweiligen Heimatländern weiterarbeiten. Dass in der kurzen Zeit überhaupt neun Filme soweit gedeihen konnten, ist auch dem türkischen Team vor Ort zu verdanken, das uns Filmemacher_innen professionell und mit vollem Herzblut unterstützt hat und immer wieder das Unmöglich möglich machte. Auch unsere erste Recherchereise im August hatte das Team bereits exzellent organisiert, so dass wir in kurzer Zeit einen guten Eindruck von der Situation vor Ort bekamen.
Würde ich eine Teilnahme an Paradoks empfehlen? Unbedingt. Neben der Herausforderung, mich in sehr kurzer Zeit in ein ganz neues Themenfeld einzuarbeiten und einen Film zu drehen, hatte mich sehr gereizt, das politische Klima in der Türkei aus erster Hand mitzuerleben. Tatsächlich habe ich das Gefühl, in kurzer Zeit viel über das Land gelernt zu haben. Zudem konnte ich nette Kolleg_innen aus anderen Ländern kennenlernen und im Austausch mit ihnen lernen. Aktuell plane ich ein gemeinsames Projekt mit einer türkischen Regisseurin, die ich im Rahmen des Workshops getroffen habe.