Bucheon International Fantastic Film Festival (BIFAN).
Ich freute mich sehr über die Einladung unseres Kurzfilms zum renommierten Bucheon International Fantastic Film Festival (BIFAN). Das südkoreanische Kino hatte schon immer großen Einfluss auf mich und der Besuch eines entsprechenden Festivals stand schon lange auf meiner Liste. Da die Flüge nach Südkorea sehr teuer sind, freue ich mich, dass die AG Kurzfilm meine Reise mit einem Zuschuss unterstützte. Leider entging mir der Großteil des BIFAN aufgrund einer COVID-Erkrankung.
Die Kommunikation mit dem Festival verlief einwandfrei. Ich hatte von Anfang an die zwei Ansprechpartner*innen Jonghun (programming) und JIhoo (hospitality) an meiner digitalen Seite, die innerhalb weniger Minuten auf meine Mails (und später in Bucheon auch unkompliziert per WhatsApp) antworteten und immer wieder hilfsbereite Nachfragen stellten. Ich fühlte mich bei der Abreise nach Bucheon sehr wohl, da ich bereits wusste, in guten Händen zu sein.
Bei meiner Einreise wurde ich am Flughafen in Incheon von einem Freiwilligen empfangen, der mich zu einem vom Festival bezahlten PCR-Test brachte und mich in ein Taxi setzte, das mich ins Hotel nach Bucheon fuhr. Das Festival übernahm vier Übernachtungen mit Frühstück. Zudem erhielt ich eine Akkreditierung, mit der ich für jeden Tag vier Tickets reservieren konnte. Mir fiel sofort auf, dass die Stadt während dieser Tage im BIFAN-Fieber ist. Überall wird für das Festival geworben. Man kam nicht am BIFAN vorbei. Ich besuchte den Schalter, der sich nur unweit vom Hotel an der Main Venue des Festivals befand und schaute anschließend meinen ersten Film. Im Anschluss erreichte mich leider das positive Ergebnis meines PCR-Tests, sodass ich die nächsten sieben Tage in Quarantäne verbrachte und den Großteil des Festivals versäumte, darunter auch die zwei Screenings unseres Films.
Die Quarantäne verbrachte ich zuerst im Hotel, wo mich Jihoo mit Mahlzeiten und Getränken versorgte. Am zweiten Tag brachte man mich jedoch – wie in Südkorea üblich – in ein sogenanntes Treatment Center in Incheon, wo ich die restlichen sechs Tage blieb. Jonghun hielt mich auf dem Laufenden bezüglich unserer Screenings. Ich hatte die Möglichkeit, einen Text zu schreiben, der dem Publikum vor Ort vorgelesen wurde. Ein (Live-)Video war aus technischen Gründen leider nicht möglich. Die Kosten des Treatment Centers übernahm ungefragt das Festival, ebenso wie alle entstandenen Fahrtkosten sowie weitere Übernachtungen in Bucheon nach meiner Quarantäne.
Nach der Quarantäne verbrachte ich zwei weitere Nächte in Bucheon, die ursprünglich nicht geplant waren. Die meisten Filme und sämtliche Branchenveranstaltungen (Masterclasses, sog. Mega Talks, Get Togethers und Partys) hatte ich aufgrund der Quarantäne verpasst. Die Filmschaffenden waren ebenfalls alle abgereist. Aber ich erlebte dennoch einen schönen Abschluss des Festivals – mit Gastfreundschaftlichkeit, freien Getränken, gutem Essen, vielen großartigen Filmen und einer fantastischen Kinokultur. Ein Publikum wie das Südkoreanische habe ich noch nie erlebt. Ich erlebte ausschließlich Screenings voller Wertschätzung – keine Handys, keine Gespräche, alle bleiben bis zum Ende des Abspanns sitzen. Obendrein waren fast alle Vorstellungen (auch die der Kurzfilme sowie Vormittags- und Mitternachts-Screenings) ausverkauft, was angesichts der großen Venues beachtlich ist. Die breite, Altersgruppen überschreitende Begeisterung für das Genrekino berührte mich wirklich zutiefst. Ich begegnete zahlreichen älteren Pärchen in Horror- und Splatter-Screenings. Man hat das Gefühl, diese Gattungen würden in Südkorea gleichermaßen beachtet und ernst genommen wie das Arthouse- und Mainstream-Kino.
Auf dem BIFAN erlebte ich ein vollständig koreanisches, interessiertes und konzentriertes Publikum. Die Venues waren zufriedenstellend. Neben dem Multiplex CGV Sopung findet ein Großteil der Screenings in multifunktionalen Sälen im Manghwa Museum und der Main Venue Bucheon City Hall statt. Letztere liefern natürlich nicht in jeder Hinsicht Kinobedingungen. Projektion und Klang waren durchweg sehr gut, doch die Säle müssten in meinen Augen für ein perfektes Erlebnis dunkler sein.
Nicht nur wegen der kurzen Distanz zur flirrenden Hauptstadt Seoul (ca. 30 Minuten per Subway) kann ich eine Reise zum Bucheon International Fantastic Film Festival jedem Filmschaffenden empfehlen. Hier wird Genrekino gelebt!