Reisebericht Japan-Tour im November 2024
Meine erste Reise nach Japan seit 15 Jahren war faszinierend, voller visueller Kontraste und Inspiration. Als Künstler und Filmemacher war ich von Anfang an überwältigt von der einzigartigen Ästhetik und den Geschwindigkeitsunterschieden des Landes - von den ultramodernen Straßen Tokios bis zu den zeitlosen, meditativen Tempeln und Parks Kyotos.
In verschiedenen Screenings und Künstlergesprächen präsentierte ich neben meinen Arbeiten auch die von deutschen Filmemacher*innen. Hier eine Liste der zahlreichen Termine, die ich während meines Aufenthalts wahrnehmen konnte:
16. November: Super Draw (kuratiert von Takashi Sawa, Image Forum Festival Tokyo) Screening & Performances mit verschiedenen Künstlern:
Taketo Koganezawa + Saori Hala + Asahi Ishikawa (JP)
Masaru Aikawa (JP)
Robert Seidel (D)
Website: https://sites.google.com/view/super-draw-20241116
Haneda Innovation City → Tocbo
17. November: Video & Sound Night
Video-Performance mit den Musikern Marron & CazU-23
Duct / Spazio Rita → Nagoya
19. November: Poetic Texture
Video-Performance mit dem Musiker Marron
Cinematik Saloon → Kyoto
20. November: Image Making Reborn
Künstlergespräch an der Kobe Design University → Kobe
21. bis 24. November: JIKAN in Osaka
Bei JIKAN präsentierte ich meine neue Installation „Quantum Foam“ und ein sehr umfangreiches Rahmenprogramm mit mehreren Events.
Hier die Webseite zum kompletten Programm: https://jikan.tv/robert-seidel-exhibition-et10/
Videodokumentation der Reihe: https://vimeo.com/1036303546
21. November: Quantum Foam
Ausstellungseröffnung mit Installation, Filmprogramm und Party
22. November: Screening „Alternate Horizons“
Experimentalfilme und Videokunst aus Deutschland kuratiert von Robert Seidel
Das Filmprogramm „Alternate Horizons“ präsentiert Arbeiten, die sowohl im Digitalen als auch im Analogen das Paradigma der Zentralperspektive hinterfragen und nach einer neuen Art der „Bedeutungsperspektive“ suchen. Letztere war eine Entwicklung der altertümlichen und mittelalterlichen Malerei, welche die Größe von Figuren anhand ihrer hierarchischen Bedeutung festlegte. In der Weiterführung dieses Ansatzes mittels dekonstruktivistischer Ideen und den Möglichkeiten heutiger Filmerzeugung eröffnen die gezeigten Werke facettenreiche, bisher ungesehene Horizonte.
Die meisten Künstler*innen waren bereits in „Phantom Horizons“-Filmreihe vertreten, die ich seit 2015 im Künstlerhaus Bethanien kuratierte. „Alternate Horizons“ fügt mit neuen Arbeiten der Künstlern*innen eine weitere Ebene hinzu.
Das Publikum war sehr interessiert, es kamen einige Fans von Künstler*innen, insbesondere von NEOZOON und Zeitguised. Insgesamt hat das Team des JIKAN alle Veranstaltungen sehr liebevoll begleitet, teilweise gekocht (deutsches Essen mit selbsgemachten Bratwürsten!) und sehr viele schöne Ideen gehabt und umgesetzt.
In „Alternate Horizons“ wurden folgende Arbeiten präsentiert, unter anderem mit der Weltpremiere von Happy Mesh III (Kathrin Hunze):
NEOZOON, Lake of Fire, 2022, 11min
Dagmar Schürrer, Dreaming is the mind left to itself, 2022, 5min Coco Bergholm, Glitches, 2023, 4min
Max Kreis, Trees are still barkin’, 2022, 3min Kathrin Hunze, Happy Mesh III, 2024, 4min
Rainer Kohlberger, Keep That Dream Burning, 2017, 8min Nicolas Gebbe, Lockdown Dreamscape, 2022, 7min kennedy+swan, in vivo · in vitro · in silico, 2023, 8min Banz & Bowinkel, Daemons, 2014, 5min
Nadine Kolodziey, Root About, 2022, 3min Max Hattler, O/S, 2023, 5min
Zeitguised, Stones, 2023, 1min
23. November: Electric Treatment Electronic Music
International Performance Night mit verschiedenen internationalen und nationalen Musiker*innen und Videoperformer*innen:
MSHR (USA)
Robert Seidel (Germany)
Juri Suzue (Japan)
Kiyoshi Izumi (Japan)
Tokiyo Ooto + orhythmo (Japan)
Shusaku Kaji (Japan)
24. November: Künstlergespräch Robert Seidel & Finissage The Legacy of “_grau”: 20+ Years of Digital Motion Paintings
Insgesamt konnte ich einen guten Eindruck in die Kulturlandschaft Japan gewinnen und auch sehen, wie ohne staatliche Förderung und mit privaten Engagement spannende Kunst entsteht. Beeindruckend waren die Begegnungen mit japanischen Film- und Kulturschaffenden. Vor allem in Osaka und Tokio traf ich viele spannende Personen, die mir bereitwillig Einblick in ihre Produktionspraxis gewährten. Ihre Präzision, ihr Respekt vor dem Handwerk und ihre tiefe visuelle Erzählkultur haben mich sehr inspiriert.
Die Kommunikation war die ganze Zeit eine Herausforderung. Meine fehlenden Japanischkenntnisse und die zurückhaltende, aber freundliche Art der Einheimischen erforderten viel Gestik und Lächeln. Übersetzungs-Apps wurden zu meinen wichtigsten Werkzeugen – ein wenig hatte ich gehofft, dass Englisch inzwischen etablierter sei.
Trotz gelegentlicher Verständigungsschwierigkeiten und kultureller Missverständnisse war die Reise ein unvergessliches Abenteuer. An dieser Stelle möchte ich mich bei German Films und der AG Kurzfilm bedanken, ohne die diese Reise nicht möglich gewesen wäre. Die Kürzungen bei den Goethe-Instituten und der Kultur im Allgemeinen machen den kulturellen Austausch schwieriger und wichtiger denn je!