“TOFUZI” International Animated Film Festival 2024
TOFUZI ist ein kleines Festival, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Animationsfilme an Orte zu bringen, wo sonst wenige kulturelle Ereignisse stattfinden. Zentral ist hier die Figur des Festivaldirektors Zurab Diasamidze. Vor vielen Jahren hat er eine erfolgreiche Schule für Animationsfilm gegründet, deren Alumni mittlerweile teilweise international bekannte AnimationsfilmemacherInnen sind und auch in Georgien selbst für Nachwuchs in der Animation sorgen. Beim Festival herrschte insgesamt eine ausgelassene Atmosphäre, was zum Teil daran lag, dass viele Kinder aus der aktuellen Animationsschul-Generation präsent waren. Einige davon waren auch in der Kinderjury, was die Stimmung besonders lebendig machte.
Batumi ist eine schnell wachsende Stadt, die mit ihren überwältigenden Kontrasten beeindruckt. Das Stadtzentrum besteht aus recht gut erhaltener, charmanter Architektur des 19. bis frühen 20. Jahrhunderts, mit vielen kleinen malerischen Gassen sowie allgegenwärtigen Katzen und Straßenhunden. Der ganze Promenadenbereich am Meer entlang ist mit Casinos und Wolkenkratzern zugebaut. Als einzige größere Stadt Georgiens am Meer ist Batumi vor allem für seine schnell wachsende Tourismus- und Casinowirtschaft überregional bekannt und hat den Anspruch, in naher Zukunft als „kleines Dubai“ zu gelten. Umso mehr beeindrucken die kleinen Marktstraßen, das Moschee-Viertel und die vielen niedlichen und authentischen Cafés im Stadtzentrum, die von dieser Entwicklung scheinbar ganz unberührt bleiben.
Das Festival fand an zwei Orten statt: The Art Teaching University of Batumi und The Puppet and Youth Theater of Batumi. Von den beiden Spielorten hat mir persönlich das Puppentheater besser gefallen, der Kinosaal war größer und besser ausgestattet, und der ganze Eingangsbereich und das ganze Erdgeschoß des Theaters waren an sich schon sehenswert: mit einem Schaufenster in die Puppenwerkstatt und vielen ausgestellten Requisiten, die teilweise einen ganzen Raum einnahmen.
Das Festival war zwar mit sehr viel Mühe und Bedacht organisiert, jedoch recht chaotisch. Einige Informationen musste man sich selbst beschaffen. Besonders untypisch fand ich, dass im Programm zwar die Filmkategorien, jedoch nicht die konkreten Filme aufgezählt wurden, was zu einigen Verwirrungen führte. Nichtsdestotrotz war die Leitung des Festivals freundlich und gut zu erreichen und hat auf die Bedürfnisse und Fragen der Teilnehmenden reagiert.
Die Kinderfilmvorführungen waren offensichtlich das Highlight des Festivals. Sie waren unglaublich gut besucht, und das junge Publikum hat buchstäblich getobt, angefeuert und gejauchzt während der Screenings. Ich habe so eine ausgelassene Atmosphäre im Kinosaal noch nie erlebt. Die mit offensichtlichem Anspruch und Überlegung gestalteten Filmreihen für Erwachsene hingegen waren recht schlecht besucht, was ich der Festivalleitung jedoch nicht vorwerfen kann, da ich selbst aus einer Stadt komme, in der Kultur trotz der Größe der Stadt keine große Rolle spielt und mir vorstellen kann, wie mühsam es an solchen Orten ist, mit einem solch speziellen Angebot wie künstlerischen Animationsfilmen ein breites Publikum zu erreichen. Schade fand ich trotzdem, dass keine Q&A während des Festivals stattfanden, was gerade bei so einem kleinen Festival zum schnelleren Netzwerken hätte führen können.
Ich habe mir zwei Filmblöcke für Kinder, sowie jeweils einen Debüt-, einen Experimental- und einen Erwachsenenfilmblock angeschaut. Einige Filme kannte ich bereits von anderen Festivals, andere waren für mich eine Entdeckung. Es gab auch vor allem im Kinderblock einige eher kommerzielle Filme, die ich weniger interessant fand.
Neben den Filmreihen gab es zwei Workshops, eine umfangreiche VR-Sektion, die ich leider verpasst habe, da ich erst am dritten Tag des Festivals angereist bin, und eine Pitching-Competition. Für mich persönlich war die Pitching-Competition ein echtes Highlight. Es war spannend, die Projekte des georgischen Nachwuchses zu sehen und die Reaktionen der internationalen und teilweise hochkarätig besetzten Jury zu hören. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass das TOFUZI Festival trotz seiner überschaubaren Größe gut in die internationale Animationsbranche integriert ist und dass es für viele einheimische AnimationsfilmemacherInnen eine wichtige Chance ist, dort ihre Projekte zu präsentieren.
Es gab eine überschaubare Anzahl an Teilnehmenden, die aus Europa kamen; vor allem die Jury war durchgehend international besetzt. Auch einige BesucherInnen aus Usbekistan waren da, da anscheinend eine Kooperation mit dieser Region im Entstehen ist.
Insgesamt war es für mich eine bereichernde und wichtige Erfahrung. Ich habe mich mit einigen KollegInnen und international tätigen ProduzentInnen vernetzt und angefreundet, habe Ideen getankt und meinen Horizont als Filmschaffende erweitert und bin German Films dankbar für diese Möglichkeit.