MIS ME BINGA – International Women's Film Festival 2010
01.-08.03.2010
Bericht von Fumiko Matsuyama (ALLTÄGLICHE BEGEBENHEITEN)
„Mis Me Binga“ bedeutet „die Augen der Frauen“. In Kamerun, wo mehr als 250 verschiedene Sprachen und Kulturen existieren, fand das Internationale Afrikanische Frauenfilmfestival vom 4. bis 8.März 2010 in der Hauptstadt von Kamerun, Yaoundé mit dem Motto "180° plus" zum ersten Mal statt.
Zwar war die erste Edition kleiner als ursprünglich geplant, aber 35 Kurzfilme (abzüglich einiger Filme außerhalb des Wettbewerbs) aus 11 Ländern - Dänemark, Deutschland, Finnland, Gabon, Gambia, Griechenland, Japan, Kamerun, Kanada, Österreich und Spanien - waren im Wettbewerb vertreten, 14 Filme kamen aus dem Gastland. Dazu wurden fünf abendfüllende Filme im „Centre Culturel François Villon de Yaoundé“ und Goethe Institut Kamerun sowie Centre des Jeunes de Nkomkana gezeigt. (Der lange Dokumentarfilm SISTER IN LAW von Kim Longinotho und Florence Ayisi musste wegen eines Gewitters und Stromausfall ausfallen.)
In Kamerun hat Térèse Sita-Bella als Pionierin in den 60igern Filme gemacht. Sie war Journalistin und Dokumentarfilmemacherin. Nachfolgerinnen gab es zunächst nicht.
„In den 1980ern haben Frauen angefangen, für das Fernsehen zu arbeiten und Dokumentarfilme zu schaffen. 75% der Dokumentarfilmemacher sind heutzutage Frauen. Auch Kurzfilme werden bevorzugt von Frauen gedreht. Die Hauptpersonen der Spielfilme, die von Frauen gemacht werden, sind meistens Frauen“ so der Leiter der Cinematographie und Audiovisual im Kultusministerium, Herr Johnson Sone Wang. Wie das Kultusministerium unterstützt auch das Frauen- und Familienministerium den jungen Stab des Festivals: „Die Gesellschaft braucht Qualität, die für die Entwicklung wichtig ist. An allen Plätzen, allen Entscheidungen sollen Frauen teilnehmen. (...) Es ist wichtig eine Plattform anzubieten, wo sich nicht nur Frauen untereinander, sondern auch Männer und Frauen austauschen können.“
Der Eröffnungsfilm war TCHEUPTE (Die Kette der Tradition) von Hortense Fanou Nyamen (Kamerun). Am Anfang des Films läuft eine nackte Frau über die Leinwand. Mit dem Ziel, dass diese ein gesundes Kind bekommt. Um dieses Kind schützen zu können, halten die Dorfbewohnerinnen im singenden Kollektiv Zeremonien ab, was hart ist. Es gibt sogar Suppe mit Ratte... Dies soll ein Brauch sein, der seit mehr als 1000 Jahren in der westlichen Provinz, wo auch die Heimat der Regisseurin ist, existiert. Hier sind einige Charakteristika zu erkennen, die während des Festivals bei mehreren kamerunischen Filmen gezeigt wurden.
Thematisch ist es eine Befreiung aus der Konvention. Ob es ein durchgehender Ritus, oder nur eine traditionelle Gewohnheit ist – auf jeden Fall üben die Frauen in einer Gemeinschaft gegen individuelle Frauen Brutalität aus – was die einheimischen Filmemacherinnen kritisch betrachten. Der bevorzugte Stil scheint dabei das Dokudrama zu sein.
Der Film von Joyce Naah RAPE, der den Sonderpreis bekommen hat, schildert keine Gewalt von Männern, sondern die Gewalt von Frauen gegen Frauen. Die Frauen ziehen eine Witwe aus, und peitschen sie aus. Die Regisseurin meinte, der Schmerz sei gleich.
Die andere thematische Tendenz ist die Bigamie, auch als Spiegel der Gesellschaft.
In Kamerun wo das Verhältnis der Bevölkerung zwischen Männern und Frauen 1 zu 2 ist, ist sogar Polygamie erlaubt. Andererseits ist die Homosexualität verboten, aber eine kleine Schwulenszene war im Film L'INNOCENT von Caeine Ezembe doch zu sehen.
Ganz anders war BONGFEN von und mit Petra Sundjo – ein in den USA gedrehter Kurzspielfilm, der europäisiert bzw. amerikanisiert ist. Eine junge Frau namens Bongfen kommt aus Kamerun als Braut nach Amerika. Aber ihr eigentliches Interesse ist ein Wiedersehen mit ihrem jugendlichen Freund aus der Heimat. Außerdem ist der Bräutigam von der Partnerwahl auf dem Foto ein Behinderter im Rollstuhl, der einen Verkehrsunfall hatte. Zuerst gibt es Diskrepanzen in der Beziehung zwischen Bongfen und dem Mann wegen der Unterschiede der Gewohnheit und der Kultur ... In diesem Film funktioniert die Trommel, die die Titelheldin aus Kamerun mitgebracht hat, maximal als Requisit; am Ende trommelt der Mann ungeschickt, was wohl allen zu Herzen geht. Dieser Film hat verdienterweise den Preis für den besten Spielfilm bekommen.
Mein Kurzfilm ALLTÄGLICHE BEGEBENHEITEN war der einzige experimentelle Beitrag. Es scheint, das Land wo der Begriff „Experimentalfilm“ kaum bekannt ist in Verlegenheit gebracht zu haben. Aus meiner Sicht ist er ein Antikriegsfilm mit Zitaten aus literarischen Texten von Ingeborg Bachmann ... Dennoch hat jemand Fragen nach dem Zusammenhang zwischen dem Prolog und den späteren Szenen, und nach den Drehorten gestellt. „Das Fernsehen und die Kriege sowie terroristische Aktionen sind heute alltägliche Ereignisse“ und „das Material, das verwendet worden ist, wurde in Deutschland, Nord- und Südkorea, Kroatien und auf dem Meer zwischen Uruguay und Argentinien aufgenommen“, lauteten meine Antworten.
In der Kategorie Dokumentarfilm wurden beispielsweise LITTLE REVOLUTION von Marianne Hougen-Moraga (Dänemark) und HOTEL SAHARA von Bettina Haasen (Deutschland) gezeigt. Ersterer, der den Preis für den besten Dokumentarfilm bekommen hat, stellt den Onkel der Regisseurin dar, der Chile in den 1970er Jahren während der Diktatur verlassen hatte und nun gegen den Willen in das Vaterland seiner Familie zurückkehrt. Letzterer, ein langer Dokumentarfilm, ist der Abschlussfilm des Festivals.
Der Staat ist ziemlich stabil im Vergleich zu den Nachbarländern, aber andererseits habe ich auch die Macht der Politik gespürt. Das Fotografieren und Filmen war nicht ohne Weiteres möglich. Bei der Pressekonferenz vor dem Festival wurde geäußert, dass ein heimischer Dokumentarfilm über einen Mord trotz der Bemühung des Centres Culturel nicht gezeigt werden durfte.
Am letzten Tag des Festivals haben wir die Parade des Internationalen Frauentags besucht. Zwar gab es drei verschiedene Farben, Gelb, Rosa und Grün, aber die individuell zugeschnitten Kleider hatten das gleiche Muster für diesen Internationalen Frauentag 2010. Die Stadt war voll von Frauen, die solche Kleider getragen haben. Jedoch wurde auch gesagt, dass nicht wenige Frauen an der Parade teilnehmen, ohne dessen Zweck zu wissen. In der Tat habe ich mich manchmal gefragt, ob das eine 1. Mai-Parade oder eine Modenschau war. Jede Organisation ist zum Ehrenplatz marschiert, wo die Gattin des Präsidenten, Frau Biya saß. Ich habe Verständnis dafür, dass Handtaschen, Getränke usw. wegen der Sicherheitsmaßnahme nicht getragen werden dürfen. Aber es schien mir bedenklich, dass die Frauen in Hosen wegen Verstoß gegen den Dresscode von der Parade ausgeschlossen wurden.
Das Filmfestival endete dieses Jahr wahrscheinlich bewusst am Internationalen Frauentag. Im nächsten Jahr soll die zweite Edition des Festivals am Frauentag beginnen.
http://mismebinga.nipox.com/cat-13715.html
„Mis Me Binga“ bedeutet „die Augen der Frauen“. In Kamerun, wo mehr als 250 verschiedene Sprachen und Kulturen existieren, fand das Internationale Afrikanische Frauenfilmfestival vom 4. bis 8.März 2010 in der Hauptstadt von Kamerun, Yaoundé mit dem Motto "180° plus" zum ersten Mal statt.
Zwar war die erste Edition kleiner als ursprünglich geplant, aber 35 Kurzfilme (abzüglich einiger Filme außerhalb des Wettbewerbs) aus 11 Ländern - Dänemark, Deutschland, Finnland, Gabon, Gambia, Griechenland, Japan, Kamerun, Kanada, Österreich und Spanien - waren im Wettbewerb vertreten, 14 Filme kamen aus dem Gastland. Dazu wurden fünf abendfüllende Filme im „Centre Culturel François Villon de Yaoundé“ und Goethe Institut Kamerun sowie Centre des Jeunes de Nkomkana gezeigt. (Der lange Dokumentarfilm SISTER IN LAW von Kim Longinotho und Florence Ayisi musste wegen eines Gewitters und Stromausfall ausfallen.)
In Kamerun hat Térèse Sita-Bella als Pionierin in den 60igern Filme gemacht. Sie war Journalistin und Dokumentarfilmemacherin. Nachfolgerinnen gab es zunächst nicht.
„In den 1980ern haben Frauen angefangen, für das Fernsehen zu arbeiten und Dokumentarfilme zu schaffen. 75% der Dokumentarfilmemacher sind heutzutage Frauen. Auch Kurzfilme werden bevorzugt von Frauen gedreht. Die Hauptpersonen der Spielfilme, die von Frauen gemacht werden, sind meistens Frauen“ so der Leiter der Cinematographie und Audiovisual im Kultusministerium, Herr Johnson Sone Wang. Wie das Kultusministerium unterstützt auch das Frauen- und Familienministerium den jungen Stab des Festivals: „Die Gesellschaft braucht Qualität, die für die Entwicklung wichtig ist. An allen Plätzen, allen Entscheidungen sollen Frauen teilnehmen. (...) Es ist wichtig eine Plattform anzubieten, wo sich nicht nur Frauen untereinander, sondern auch Männer und Frauen austauschen können.“
Der Eröffnungsfilm war TCHEUPTE (Die Kette der Tradition) von Hortense Fanou Nyamen (Kamerun). Am Anfang des Films läuft eine nackte Frau über die Leinwand. Mit dem Ziel, dass diese ein gesundes Kind bekommt. Um dieses Kind schützen zu können, halten die Dorfbewohnerinnen im singenden Kollektiv Zeremonien ab, was hart ist. Es gibt sogar Suppe mit Ratte... Dies soll ein Brauch sein, der seit mehr als 1000 Jahren in der westlichen Provinz, wo auch die Heimat der Regisseurin ist, existiert. Hier sind einige Charakteristika zu erkennen, die während des Festivals bei mehreren kamerunischen Filmen gezeigt wurden.
Thematisch ist es eine Befreiung aus der Konvention. Ob es ein durchgehender Ritus, oder nur eine traditionelle Gewohnheit ist – auf jeden Fall üben die Frauen in einer Gemeinschaft gegen individuelle Frauen Brutalität aus – was die einheimischen Filmemacherinnen kritisch betrachten. Der bevorzugte Stil scheint dabei das Dokudrama zu sein.
Der Film von Joyce Naah RAPE, der den Sonderpreis bekommen hat, schildert keine Gewalt von Männern, sondern die Gewalt von Frauen gegen Frauen. Die Frauen ziehen eine Witwe aus, und peitschen sie aus. Die Regisseurin meinte, der Schmerz sei gleich.
Die andere thematische Tendenz ist die Bigamie, auch als Spiegel der Gesellschaft.
In Kamerun wo das Verhältnis der Bevölkerung zwischen Männern und Frauen 1 zu 2 ist, ist sogar Polygamie erlaubt. Andererseits ist die Homosexualität verboten, aber eine kleine Schwulenszene war im Film L'INNOCENT von Caeine Ezembe doch zu sehen.
Ganz anders war BONGFEN von und mit Petra Sundjo – ein in den USA gedrehter Kurzspielfilm, der europäisiert bzw. amerikanisiert ist. Eine junge Frau namens Bongfen kommt aus Kamerun als Braut nach Amerika. Aber ihr eigentliches Interesse ist ein Wiedersehen mit ihrem jugendlichen Freund aus der Heimat. Außerdem ist der Bräutigam von der Partnerwahl auf dem Foto ein Behinderter im Rollstuhl, der einen Verkehrsunfall hatte. Zuerst gibt es Diskrepanzen in der Beziehung zwischen Bongfen und dem Mann wegen der Unterschiede der Gewohnheit und der Kultur ... In diesem Film funktioniert die Trommel, die die Titelheldin aus Kamerun mitgebracht hat, maximal als Requisit; am Ende trommelt der Mann ungeschickt, was wohl allen zu Herzen geht. Dieser Film hat verdienterweise den Preis für den besten Spielfilm bekommen.
Mein Kurzfilm ALLTÄGLICHE BEGEBENHEITEN war der einzige experimentelle Beitrag. Es scheint, das Land wo der Begriff „Experimentalfilm“ kaum bekannt ist in Verlegenheit gebracht zu haben. Aus meiner Sicht ist er ein Antikriegsfilm mit Zitaten aus literarischen Texten von Ingeborg Bachmann ... Dennoch hat jemand Fragen nach dem Zusammenhang zwischen dem Prolog und den späteren Szenen, und nach den Drehorten gestellt. „Das Fernsehen und die Kriege sowie terroristische Aktionen sind heute alltägliche Ereignisse“ und „das Material, das verwendet worden ist, wurde in Deutschland, Nord- und Südkorea, Kroatien und auf dem Meer zwischen Uruguay und Argentinien aufgenommen“, lauteten meine Antworten.
In der Kategorie Dokumentarfilm wurden beispielsweise LITTLE REVOLUTION von Marianne Hougen-Moraga (Dänemark) und HOTEL SAHARA von Bettina Haasen (Deutschland) gezeigt. Ersterer, der den Preis für den besten Dokumentarfilm bekommen hat, stellt den Onkel der Regisseurin dar, der Chile in den 1970er Jahren während der Diktatur verlassen hatte und nun gegen den Willen in das Vaterland seiner Familie zurückkehrt. Letzterer, ein langer Dokumentarfilm, ist der Abschlussfilm des Festivals.
Der Staat ist ziemlich stabil im Vergleich zu den Nachbarländern, aber andererseits habe ich auch die Macht der Politik gespürt. Das Fotografieren und Filmen war nicht ohne Weiteres möglich. Bei der Pressekonferenz vor dem Festival wurde geäußert, dass ein heimischer Dokumentarfilm über einen Mord trotz der Bemühung des Centres Culturel nicht gezeigt werden durfte.
Am letzten Tag des Festivals haben wir die Parade des Internationalen Frauentags besucht. Zwar gab es drei verschiedene Farben, Gelb, Rosa und Grün, aber die individuell zugeschnitten Kleider hatten das gleiche Muster für diesen Internationalen Frauentag 2010. Die Stadt war voll von Frauen, die solche Kleider getragen haben. Jedoch wurde auch gesagt, dass nicht wenige Frauen an der Parade teilnehmen, ohne dessen Zweck zu wissen. In der Tat habe ich mich manchmal gefragt, ob das eine 1. Mai-Parade oder eine Modenschau war. Jede Organisation ist zum Ehrenplatz marschiert, wo die Gattin des Präsidenten, Frau Biya saß. Ich habe Verständnis dafür, dass Handtaschen, Getränke usw. wegen der Sicherheitsmaßnahme nicht getragen werden dürfen. Aber es schien mir bedenklich, dass die Frauen in Hosen wegen Verstoß gegen den Dresscode von der Parade ausgeschlossen wurden.
Das Filmfestival endete dieses Jahr wahrscheinlich bewusst am Internationalen Frauentag. Im nächsten Jahr soll die zweite Edition des Festivals am Frauentag beginnen.
http://mismebinga.nipox.com/cat-13715.html