Hamptons International Film Festival 2010
Bericht von Fabio Stoll (AUßER ATEM)
Ein Strohhalm für Nachwuchs-Filmemacher?
Long Island Ice Tea.
Mehr, so dachte ich, würde ich nie mit dem kleinen sandigen Ausläufer des Big Apple zu tun haben, auf dem sich die betuchte New Yorker Oberschicht sommerliche Sonntage vertreibt. Doch dann machte ich meinen ersten Film – AUßER ATEM. Und er sollte auch mir den Atem rauben, denn er ließ mich in eine Welt eintauchen, die ich ohne ihn nie kennengelernt hätte...
Meinen Film und mich, uns hatte man eingeladen. An einem schon nicht mehr ganz so sommerlichen Tag. Wo sonst gestresste Großstädter ausnahmsweise barfuß laufen, lief AUßER ATEM – auf dem Southhampton Film Festival 2010, im Kurzdoku-Programm. Und damit war er mir voraus, denn ich verpasste das erste Screening. Shame on me. Zum zweiten Screening war ich dann rechtzeitig angereist.Touchdown.
Es war leider nur sehr spärlich besucht, ohnehin kommen die meisten Zuschauer von Freitag bis Sonntag, wenn die Filme auch ins persönliche Nachmittagsprogramm zwischen Picnic und Barbeque passen. Ob aus echtem cineastischen Interesse, oder weil es zum guten Ton gehört, lässt sich dabei schwer sagen.
Die Reaktionen des Publikums waren insgesamt sehr verhalten und Fragen, durch die ein Gespräch im Anschluss hätte zu Stande kommen können, gab es kaum. Dafür in allen Programmen eine interessante Mischung aus internationalen und regionalen Filmen, die zum Teil in den Hamptons selbst gedreht wurden. So lernte man auch vom Kinosessel aus die einzigartige Umgebung kennen, mit ihren unvergleichlichen Sonnenauf- und -untergängen. Tequila Sunrise.
Als Filmemacher war ich das ganze Festival durch gut mit Freikarten versorgt und in die „Spotlight Features“ ist man mit „Badge“ in der Rushline auch noch oft reingekommen. Freikarten kann man, sollten sie einem ausgehen, auch jederzeit nachholen.
Kontakte zu anderen Filmemachern haben sich in der Filmmakers Lounge im Maidstone schnell ergeben. Nur Leute, die meinen Film gesehen hatten und mit denen man über die eigene Arbeit hätte ins Gespräch kommen können, habe ich keine gefunden. Was sicherlich daran liegt, dass die Kurzfilme, vor allem aber die dokumentarischen europäischen Kurzfilme, sehr am Rand des Festivals platziert sind.
Im Allgemeinen ein angenehm lokales, fast schon familiär anmutendes Zusammentreffen, was eine große Nähe zu den Filmgrößen vor Ort ermöglicht. Dies gilt vor allem für die Kodak Masterclass, die Drehbuchlesung durch Schauspieler und ähnliche Veranstaltungen mit Podiumsdiskussion.
Ein kleiner Nachteil ist, dass sich dieses Hampton-Highlight über mehrere Orte erstreckt, wie zum Beispiel auch Southhampton, die ohne Auto nur über den Shuttle-Bus erreichbar sind. Das ist sehr zeitaufwendig, da die Busse einen immer gleichen Kreis fahren und es teilweise sehr lange dauert, bis man da ist wo man hin will.
Für die große Filmmakers Party aber gibt es Direkt-Transfers. Screw Driver.
Ich habe recht kurzfristig noch eine Übernachtungsmöglichkeit im Dutch Motel bekommen. Das gilt als das günstigste noch mit dem Shuttle erreichbare Motel. Im Zimmerpreis inbegriffen ist ein Frühstücks-Bagel mit Kaffee und Saft, den es allmorgendlich in der Lobby gibt.
Von allen drei New Yorker Flughäfen sind die Hamptons gut zu erreichen, von Newark aus dauert es etwas länger, dafür sind die Flüge oft günstiger als zum Beispiel nach JFK. Wenn man trotz Zeitverschiebung etwas Zeit hat, kommt man auch recht einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin – zum Beispiel mit dem verhältnismäßig günstigen Hampton Jitney.
WLan und somit kostenloses Internet gibt‘s im The Maidstone und in der Guild Hall (dank der gegenüberliegenden Bibliothek), sowie im Motel.
Gelohnt hat sich das Festival für mich persönlich auch, weil ich vorher noch auf keinem amerikanischen Filmfestival war und mich insbesondere die entspannte Atmosphäre beeindruckt hat.
Die Filme, die es zu sehen gab, waren zum Teil schon in Cannes gelaufen, andere aber wird es in Europa gar nicht zu sehen geben und so hat diese Reise nicht nur mein Leben um ein paar Zeitzonen erweitert, sondern auch meinen Horizont.
Alles in allem war es also sehr Cosmopolitan.
Ach ja, und der neue Lieblingsdrink von meinem Film, „Außer Atem“ und mir?
Long Island Ice Tea...?
Nein.
– Swimming Pool natürlich!
Mit freundlicher Unterstützung von Annette Lies
www.hamptonsfilmfest.org