International Documentary Film Festival 2014
25.-28.09.2014
Bericht von Konrad Kästner (KATHEDRALEN)
Um es kurz sagen: Das Camden Film Festival ist ein Traum.
Es reklamiert für sich selbst, eines der wichtigsten Festivals für Dokumentarfilm in den USA zu sein, was durch Lage und Größe der Orte erst einmal befremdlich wirken kann. Jedoch hat sich bei meinem Aufenthalt dort wirklich das Gefühl hergestellt, dass das Festival diesem Anspruch gerecht wird.
Das Festival übernimmt für Regisseure von Langfilmen alle Reise- und Unterbringungskosten, einschließlich eines Fluges von Boston zum nächstgelegenen Flughafen in einer kleinen Propellermaschine, was vielen Kollegen den Schweiß auf die Stirn getrieben hat. Die Alternative dazu wäre jedoch eine 6-stündige Busfahrt von Boston aus. Diese musste ich leider in Anspruch nehmen, da das Festival für Regisseure von Kurzfilmen keinerlei Kosten übernimmt. Dieser Zustand kann als recht ungerecht angesehen werden, da Ende September noch Hochsaison ist und die Hotelzimmer schlichtweg unbezahlbar sind. Jedoch haben wir es in unserem Fall geschafft ein Privathaus über eine Internetplattform zu buchen und mit 3 anderen Filmemachern zu teilen, wodurch die Kosten erträglich wurden. Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass das Guest-Office des Festivals sich sehr bemüht hat, die Kurzfilmteams untereinander zu vernetzen um eine solch kostensparende Variante möglich zu machen. Man fühlt sich auf jeden Fall sehr willkommen und gut umsorgt. Die viel beschriene Trennung zwischen “wichtigen” und “unwichtigen” Filmemachern gibt es dort nicht. Jeder ist gern gesehen und wird gleich behandelt.
Die Kinos des Festivals sind auf die drei kleinen Städte Camden, Rockland und Rockport verteilt. Teils ist es recht schwierig, ohne Auto von A nach B zu kommen. Es gibt zwar einen Shuttle-Service den jeder Gast nutzen kann, doch meist ist es leichter und effektiver sich an Helfer oder Festivalbesucher zu wenden, die mit ihrem Auto gerade in die gewünschte Richtung fahren. Es ist manchmal recht abenteuerlich, aber wir sind immer überall angekommen. Vielleicht ist das auch der sehr angenehmen und vor allem persönlichen Atmosphäre auf dem Festival geschuldet. Durch diese Fahrgemeinschaften kommt man sehr leicht mit Fachbesuchern und Leuten aus dem Publikum ins Gespräch.
Die Vorführungen der Kurzfilme finden jeden Tag um 10 Uhr statt. 10 Uhr früh. Nun könnte man denken, dass dies die wohl undankbarste Zeit für eine Filmvorführung ist, aber bei jeder der Vorstellungen war der Saal bis zum Rand gefüllt. Das Publikum ist von Studenten über ältere Anwohner und Touristen stark durchmischt und extrem diskussionsfreudig. Ich habe nach der Vorführung von KATHEDRALEN wirklich lange kein so intensives Publikumsgespräch erlebt.
Auch technisch waren die Vorführungen meist fehlerfrei, was bei einem Festival leider alles andere als selbstverständlich ist.
Der Festivalkalender ist extrem vollgestopft, da das Festival nur 4 Tage dauert und jeder Film nur ein einziges Mal gezeigt wird. Dadurch ist es unmöglich, alle Filme zu sehen. Außerdem muss man sich auch noch entscheiden, ob man nicht doch lieber zu einer der zahlreichen Industrieveranstaltungen gehen will. Denn parallel zum Festival läuft das Points-North-Forum, auf dem neue Stoffe und Ideen entwickelt, diskutiert und gepitcht werden. Auch hier wieder eine sehr offene und freundliche Atmosphäre mit erstaunlich vielen Fachbesuchern. Camden und der Staat Maine haben sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot für Dokumentarfilme entwickelt, was einerseits an der lokalen Kulturpolitik liegen mag, zum anderen aber auch an der nahegelegenen Harvard-Universität in Boston, die in ihrem Filminstitut viele neue Ansätze des Dokumentarfilms untersucht und vorantreibt. Auch der Kontakt zu Vertretern der amerikanischen Industrie geht auf diesen Foren in Form und Qualität weit über den normalen Austausch auf Empfängen oder Partys hinaus. Jedoch muss ich aus sagen, dass viele Gespräche meist theoretisch bleiben und nichts Handfestes hervorbringen. Um also den Vertrieb eines Filmes wirksam anzustoßen, sind etabliertere Festivals in den USA wahrscheinlich immer noch besser geeignet, aber ich hoffe, dass Camden seinen Weg weiter geht und kann jedem die Reise dorthin nur wärmstens empfehlen.
Zahlreiche Fotos zum Festival finden sich auf www.facebook.com/camdeniff
Um es kurz sagen: Das Camden Film Festival ist ein Traum.
Es reklamiert für sich selbst, eines der wichtigsten Festivals für Dokumentarfilm in den USA zu sein, was durch Lage und Größe der Orte erst einmal befremdlich wirken kann. Jedoch hat sich bei meinem Aufenthalt dort wirklich das Gefühl hergestellt, dass das Festival diesem Anspruch gerecht wird.
Das Festival übernimmt für Regisseure von Langfilmen alle Reise- und Unterbringungskosten, einschließlich eines Fluges von Boston zum nächstgelegenen Flughafen in einer kleinen Propellermaschine, was vielen Kollegen den Schweiß auf die Stirn getrieben hat. Die Alternative dazu wäre jedoch eine 6-stündige Busfahrt von Boston aus. Diese musste ich leider in Anspruch nehmen, da das Festival für Regisseure von Kurzfilmen keinerlei Kosten übernimmt. Dieser Zustand kann als recht ungerecht angesehen werden, da Ende September noch Hochsaison ist und die Hotelzimmer schlichtweg unbezahlbar sind. Jedoch haben wir es in unserem Fall geschafft ein Privathaus über eine Internetplattform zu buchen und mit 3 anderen Filmemachern zu teilen, wodurch die Kosten erträglich wurden. Auf der anderen Seite muss man aber auch sagen, dass das Guest-Office des Festivals sich sehr bemüht hat, die Kurzfilmteams untereinander zu vernetzen um eine solch kostensparende Variante möglich zu machen. Man fühlt sich auf jeden Fall sehr willkommen und gut umsorgt. Die viel beschriene Trennung zwischen “wichtigen” und “unwichtigen” Filmemachern gibt es dort nicht. Jeder ist gern gesehen und wird gleich behandelt.
Die Kinos des Festivals sind auf die drei kleinen Städte Camden, Rockland und Rockport verteilt. Teils ist es recht schwierig, ohne Auto von A nach B zu kommen. Es gibt zwar einen Shuttle-Service den jeder Gast nutzen kann, doch meist ist es leichter und effektiver sich an Helfer oder Festivalbesucher zu wenden, die mit ihrem Auto gerade in die gewünschte Richtung fahren. Es ist manchmal recht abenteuerlich, aber wir sind immer überall angekommen. Vielleicht ist das auch der sehr angenehmen und vor allem persönlichen Atmosphäre auf dem Festival geschuldet. Durch diese Fahrgemeinschaften kommt man sehr leicht mit Fachbesuchern und Leuten aus dem Publikum ins Gespräch.
Die Vorführungen der Kurzfilme finden jeden Tag um 10 Uhr statt. 10 Uhr früh. Nun könnte man denken, dass dies die wohl undankbarste Zeit für eine Filmvorführung ist, aber bei jeder der Vorstellungen war der Saal bis zum Rand gefüllt. Das Publikum ist von Studenten über ältere Anwohner und Touristen stark durchmischt und extrem diskussionsfreudig. Ich habe nach der Vorführung von KATHEDRALEN wirklich lange kein so intensives Publikumsgespräch erlebt.
Auch technisch waren die Vorführungen meist fehlerfrei, was bei einem Festival leider alles andere als selbstverständlich ist.
Der Festivalkalender ist extrem vollgestopft, da das Festival nur 4 Tage dauert und jeder Film nur ein einziges Mal gezeigt wird. Dadurch ist es unmöglich, alle Filme zu sehen. Außerdem muss man sich auch noch entscheiden, ob man nicht doch lieber zu einer der zahlreichen Industrieveranstaltungen gehen will. Denn parallel zum Festival läuft das Points-North-Forum, auf dem neue Stoffe und Ideen entwickelt, diskutiert und gepitcht werden. Auch hier wieder eine sehr offene und freundliche Atmosphäre mit erstaunlich vielen Fachbesuchern. Camden und der Staat Maine haben sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot für Dokumentarfilme entwickelt, was einerseits an der lokalen Kulturpolitik liegen mag, zum anderen aber auch an der nahegelegenen Harvard-Universität in Boston, die in ihrem Filminstitut viele neue Ansätze des Dokumentarfilms untersucht und vorantreibt. Auch der Kontakt zu Vertretern der amerikanischen Industrie geht auf diesen Foren in Form und Qualität weit über den normalen Austausch auf Empfängen oder Partys hinaus. Jedoch muss ich aus sagen, dass viele Gespräche meist theoretisch bleiben und nichts Handfestes hervorbringen. Um also den Vertrieb eines Filmes wirksam anzustoßen, sind etabliertere Festivals in den USA wahrscheinlich immer noch besser geeignet, aber ich hoffe, dass Camden seinen Weg weiter geht und kann jedem die Reise dorthin nur wärmstens empfehlen.
Zahlreiche Fotos zum Festival finden sich auf www.facebook.com/camdeniff