WNDX Festival 2016
Nach einer Online-Bewerbung wurde ein Kurzfilm, den ich für mein Diplom produziert hatte, ins Programm des WNDX Festival 2016 in Winnipeg, Kanada ausgewählt. Dank der Unterstützung durch die AG Kurzfilm konnte ich mir einen Flug nach Winnipeg buchen und das Festival besuchen.
Das Festival
Das WNDX Festival ist ein relativ kleines Kurz- und Animationsfilmfestival. Die meisten Screenings spielen sich in einem Saal mit etwa 100 Plätzen ab, von denen meistens weniger als die Hälfte besetzt sind. Zu etwa 50% werden Filme von lokalen Filmemachern gezeigt, die natürlich auch den größten Teil des Publikums ausmachen. Es gab 2 bis 4 Stunden Screenings pro Tag, am Wochenende mehr. Da bleibt viel Zeit um sich Winnipeg anzugucken. Wenn man, wie ich, noch nie eine nordamerikanische Stadt gesehen hat, dann ist das super. Wenn man nordamerikanische Städte kennt, siehe unten.
Es gab auch etwas internationales Publikum. Isabell Spengler kam aus Berlin und hat eine tolle Videoinstallation präsentiert, OJOBOCA (auch Berlin) haben performative Screenings gemacht. Martha Colburn, die in Lissabon lebt und arbeitet, kam auch extra angereist um ihre Filme zu zeigen. Daniel Barrow, auch gebürtig aus Winnipeg, hat eine extrem beeindruckende Show mit Overheadprojektoren gezeigt. Die Gäste waren überschaubar, aber wegen der Überschaubarkeit hat man sich auch sehr schnell kennengelernt.
Die geladenen Gäste bekamen ein Hotelzimmer. Ich musste mich selbst um die Übernachtung kümmern. Beim Couchsurfing habe ich aber viel erlebt und erfahren, was man in Hotel nicht hat.
Dafür haben mir die Veranstalter gleich mal 100 kanadische Dollar in die Hand gedrückt, dafür dass ich gekommen bin. Dann gab es noch knapp 70 Euro dafür, dass sie den Film gespielt haben. Das Geld habe ich auf den Kopf gehauen für Beef-Jerky und teures Bier.
Wen ihr unweigerlich treffen werdet, falls ihr zu dem Festival fahrt, ist der exzentrische, lokale Filmemacher Ed Ackerman. Grüßt ihn von mir!
Die Stadt
„Winnipeg is a frozen shithole“, so nannte der gebürtige „Pegger“ Venetian Snares eines seiner Alben. Kulturell hat Winnipeg tatsächlich wenig zu bieten. In der WAG (Winnipeg Art Gallery) treffen namenlose, mittelalterliche Ölschinken, die das europäische Erbe repräsentieren, auf zeitgenössische Steinschnitzereien von Inuit-Künstlern, stellvertretend für die indigene Kunstgeschichte. Damit ist dem omnipräsenten Konflikt des kulturellen Völkermords an der Aborigine-Bevölkerung genüge getan. Ein ästhetischer oder intellektueller Genuss ist das allerdings nicht.
Winnipeg hat 800.000 Einwohner, aber die im amerikanischen Stil gebauten Großstädte haben eine andere Art Urbanität als man sie aus Europa kennt. Nach dem Zentrum, das relativ dicht mit Hochhäusern bebaut ist, wechselt die Bebauung schnell zu einer weiten Fläche mit Einfamilien-Stockhäusern. Von den Suburbs fährt man mit dem Auto in die Stadt, es gibt keine Trambahnen, nur Busse als öffentliche Verkehrsmittel. Ein Drittel der Autos sind SUVs, dieses amerikanische Klischee gilt genauso für Kanada.
Fazit
Wenn man den Flug bezahlt kriegt und die Übernachtung, dann hat man eine gute Woche Urlaub. Wenn man alles selbst bezahlen müsste, dann sollte man lieber nach Toronto oder Quebec. Dafür ist sowohl Winnipeg als auch das WNDX Festival einfach zu klein und unspektakulär.
www.wndx.org