Media City Film Festival 2018
Dank des Reisekostenzuschusses von der AG Kurzfilm konnte ich das diesjährige Media City Film Festival besuchen, das vom 7. bis zum 10. November in Windsor, Kanada stattfand. Ich hatte im Vorfeld schon seit einigen Jahren sehr viel über das Filmfestival gehört — zum Beispiel von Filmemachern wie Helga Fanderl, Ute Aurand und Robert Beavers in Berlin, aber auch von Kollegen und Kolleginnen auf internationalen Festivals. Media City sollte ein sehr spezielles und besonders schönes Festival sein, nicht nur, weil das Programm sehr konzentriert, gut kuratiert, und die Vorführungen einwandfrei seien — sondern auch, weil die Gastfreundschaft großzügig und vor allem sehr persönlich sei. Eigentlich haben immer alle von diesem Festival nur so geschwärmt, sodass ich ganz schön neugierig war und auch recht hohe Erwartungen hatte.
Leider konnte ich nicht für die gesamte Dauer des Festivals in Windsor sein, da bereits seit Monaten feststand, dass ich am 7. und 8. November eine Filmvorführung an der New York Universität haben würde und dort einen Vortrag über meinen Arbeitsprozess halten sollte. Also flog ich erst Freitag früh weiter nach Detroit und wurde direkt vom Flughafen zur meiner ersten Veranstaltung, einem Solo Screening vom afroamerikanischen Filmkünstler Ephraim Asili gebracht, der seine Arbeit in einer Kirche, der Sandwich First Baptist Church zeigte. Die Kirche hat als älteste schwarze Kirche Kanadas historisch eine hohe Relevanz. Sie wurde in den 1820er Jahren von Geflüchteten gegründet, die über der “Underground Railroad” der amerikanischen Sklaverei entkommen waren. Noch heute ist die Kirche ein wichtiger Treffpunkt für die afro-kanadische Gemeinde.
Nach den Filmen und fand eine lebhafte Diskussion mit dem Regisseur statt. Beeindruckend war, dass hier inmitten einer schwarzen Community Experimentalfilme gesehen und diskutiert wurden, denn die Geschichte des Experimentalfilms ist bekanntlich eher weiß. Auch die Festivals und das Publikum zeichnen sich normalerweise nicht gerade von Diversität und gleichwertiger Repräsentation von Minderheiten aus. Dieser Tatsache steuert die Kuratorin Oona Mosna, die seit ein paar Jahren das Festival nunmehr alleine leitet und organisiert, entgegen. Die Programme wiesen tatsächlich verhältnismäßig viele Arbeiten von Filmemachern unterschiedlicher Hintergründe und Perspektiven auf.
Abends war dann gleich meine Vorführung um 21:30, im dritten internationalen Wettbewerb. Mein Programm war den im Jahr 2018 verstorbenen Filmemachern Jonathan Schwarz und Robert Todd gewidmet. Beide letzten Filme der verstorbenen Filmemacher liefen im Programm, das insgesamt einen recht emotionalen und schwermütigen Unterton hatte. Mein Film lief als letzter, und durch den Kontext der vorher gelaufenen Filme sah ich meine eigene Arbeit in einem ganz anderen, neuen Licht: wie einsam der Mensch eigentlich mit manchen existentiellen Fragen (wie dem Tod) ist.
Die Partys und Diskussionen nach den Veranstaltungen waren sehr intensiv und lebhaft. Es ist mittlerweile recht selten geworden, dass ein Film Festival sich so ausschließlich auf avantgardistische / Experimentalfilme konzentriert. Ich empfehle dieses Festival jedem, der/ die sich mit der Art Filme zu Hause fühlt. Auch kann man sich dem eigentlich Wesentlichen der Kinokultur widmen: dem persönlichen Kontakt, kommunalem Austausch und Konzentration auf inhaltliche Gespräche.
Das Fachpublikum, das sich hier versammelt, ist eindeutig nordamerikanisch. Kuratoren, Kritiker, und Cineasten reisen hauptsächlich aus Toronto und Montreal, aber auch aus New York und San Francisco an. Dennoch eine super Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen und an alten Kontakten anzuknüpfen.
Ich habe mich gefreut, am Festival teilzunehmen und bin der AG Kurzfilm für die Unterstützung sehr dankbar. Ich war keineswegs enttäuscht.
Hier drei Instagram Beiträge mit Fotos:
https://www.instagram.com/p/BqD8NIEFrOo/
https://www.instagram.com/p/BqD8aoIlz-B/
https://www.instagram.com/p/BqD8hEeFmcR/