Norwegian Short Film Festival 2019
Die Einladung zum Kortfilmfestivalen Grimstad war für uns eine feine Überraschung, denn für die Internationalen Wettbewerbe (Fiction & Documentary) gibt es keine Einreichungsmöglichkeit, die Filme werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt und kuratiert. So machten wir uns auf die Reise nach Südnorwegen, auf nach Grimstad.
Nach einem 2-stündigen Flug von Berlin nach Oslo erwartete uns eine 4-stündige Zugfahrt, zunächst nach Rise. Die Zugroute ist traumhaft schön, und führt entlang hügeliger Wälder, Seenlandschaften und kleinen Ortschaften, die aus der Zeit gefallen scheinen. Am Bahnhof in Rise wurden wir freundlich abgeholt und ins etwas 20 Minuten entfernte Grimstad kutschiert.
Beim Festivalcenter, ein Kulturhaus mit 3 Kinosälen und einem gegenüber liegenden Festzelt (Treffpunkt und Kantine), wurden wir von den Organisatorinnen sehr herzlich in Empfang genommen und anschließend in unser Gästehaus gefahren, das allerdings auch nur 10 Fußminuten vom Festivalcenter gelegen war.
Das Festival ist wohl für norwegische (Kurz)Filmemacherinnen das wichtigste Festival in Norwegen. Dies zeigte sich auch bei der Publikumsresonanz, die norwegischen Wettbewerbsprogramme waren meist besser besucht als die internationalen Wettbewerbsprogramme. Wobei auch die internationalen und die Sonderprogramme immer gute bis respektable Zuschauerzahlen aufweisen konnten, sogar um 10 Uhr in der Früh.
Für Networking-Möglichkeiten haben die Organisatoren sehr gut vorgesorgt. Es gab eine Veranstaltung mit dem Titel Meet The Festivals, bei der insgesamt 8 Festivals, in Gesprächen mit dem Filmkritiker Neil Young, repräsentiert wurden. So waren Vertreterinnen vom Sundance Film Festival, Toronto International Film Festival, South by Southwest (SXSW) Austin, Doc Lisboa, Indie Lisboa, Minimalen Short Film Festival Trondheim, Human Rights Wrongs International Documentary Filmfestival Oslo und Movies on War Filmfestival (MoW) Elverum anwesend, die nach einer Vorstellungsrunde in ungezwungener Brunch-Atmosphäre belagert werden konnten. Darüber hinaus waren für die Fachbesucherinnen und Filmemacherinnen weitere Aktivitäten organisiert, wie eine zauberhafte Bootstour oder eine Brauereitour, die natürlich auch Gelegenheit zur Vernetzungsarbeit boten, oder auch nur zur Entspannung einluden. Das Festival spielt sich allerdings auch auf einem sehr überschaubaren Areal ab, so dass man sich sozusagen ohnehin ständig über den Weg lief, ohne dabei das Gefühl zu haben sich auf einem Marktplatz zu bewegen, was wir als sehr positiv empfunden haben.
Neben den Wettbewerbsprogrammen gab es auch jeweils ein Showcase Programm der Festivals; Sundance, TIFF, South by Southwest und Courts Madagascar. In zwei kuratierten Sonderprogrammen stellte Christiane Büchner von den Kurzfilmtagen Oberhausen frühe Werke (Kurzfilme) von Alexander Sokurow vor. Die aufgrund der Filmrechte selten zu sehenden Frühwerke Sokurows, verbunden mit den profunden Einführungen Christiane Büchners, waren für uns ein Highlight des Festivals.
Zusammenfassend können wir sagen, dass das Festival einen sehr charmanten Charakter besitzt, ausgezeichnet organisiert ist und wir uns bestens aufgehoben gefühlt haben. Darüber hinaus ist das malerisch gelegene Städtchen Grimstad mit seinen überaus freundlichen Bewohnern allemal eine Reise wert. Fazit: Absolut empfehlenswert!
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