Rome Film Festival 2012
Bericht von Carsten Aschmann (WATERSCOPE TRANSITIONS)
Wenn man sich mit erfahrenen Festivalprofis unterhält, und ihnen Glauben schenken kann, so hat sich mit dem 7.Rome Film Festival unter der neuen Leitung von Marco Müller einiges geändert. Die Presse hatte das Festival bis dahin grösstenteils ignoriert, da es Stars und Filme präsentierte, die keiner sonst wollte. Oder es gab Premieren, die wenig Exklusivität besaßen, weil am nächsten Tag die Filme bereits offiziell in den Kinos Italiens liefen. Um die entsprechende Strahlkraft zu entwickeln, mussten besondere Anstrengungen her, da gerade Rom insgesamt brummt, ein Leuchtturm mehr fällt da fast kaum auf, und ganz nebenbei gesagt, stellt diese Stadt auch für jeden Filmemacher ein grosses Ablenkungspotential da. Müller ist nun als Direktor der Filmfestspiele von Venedig nach Rom gewechselt. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie sich Rom und Venedig aneinander reiben.
Mit der diesjährigen Filmauswahl und seinen zahlreichen Beziehungen hat Marco Müller den Spagat hinbekommen, sowohl das Bedürfnis nach Glam zu befriedigen, als auch in den neu ausgerufenen Wettbewerbsreihen, wie dem CinemaXXI, den cineastischen Ansprüchen zu genügen. Der Presseraum war stets mit 100 Arbeitsplätzen komplett belegt. Es gab also sehr viel mehr Presse, die dieses Festival in den Vorjahren nicht hatte. Hier hat Müller schon gepunktet.
Zu dem neuen Selbstverständnis des 7. Rome Film Festivals gehörte, dass alle eingeladenen Gäste, ob nun Sylvester Stallone oder eben Carsten Aschmann demselben Protokoll folgten. Was nichts anderes hieß als das alle über den roten Teppich gingen. Lediglich die Menge der Fans an der Bande und die Anzahl der anwesenden Photographen unterschieden sich, was niemanden nun wirklich verwundern sollte.
Ebenso liess es sich Marco Müller nicht nehmen, jeden einzelnen persönlich zu begrüßen, und Geleitschutz zu übernehmen. Vor dem offiziellen Gang gab es einen spontanen Backstagebesuch mit ihm, um mit Schinken und Wein Magen und Nerven in Stimmung zu bringen. Dann malte man seine Unterschrift für den Photographen auf eine Wand, auf der sich schon Larry Clark oder Takashi Miike verewigt hatten. Walter Hill sollte erst noch kommen. Prominenz gab es genug dieses Jahr.
Der Festivalort, dass Auditorium Della Musical, war beeindruckend, und wartete mit besten Vorführbedingungen auf. Das Herz eines jeden Festival war gut bestückt - mit guter Akustik, guter Projektion und grossem Bild. Die Auswahlkommission bezeugte vor der Aufführung und beim "Q&A" großen Respekt, und viel Fingerspitzengefühl, und unterstrich damit nochmals ihre Entscheidung. Ich hatte nach der Diskussion viel Lob bekommen. Wie das den anderen deutschen Beiträgen erging, weiss ich natürlich nicht. Man sass mit den Filmemachern des gemeinsamen Programms im Anschluß noch zusammen. Ich führte mit dem amerikanischen 3-D-Künstler Marc Downie ein sehr langes Gespräch über den Sinn und Unsinn einer Matrix.
Die Rundumbetreuung war tadellos. Sei es der Shuttle, der am Flughafen stand, um den Gast zum Hotel zu bringen, und umgekehrt. Zudem gab es ein Begrüßungsgeschenk, dass erwähnt werden muss: Eine limitierte Buchausgabe mit Setbildern von Matthew Modine zu Kubriks "Full Metal Jacket", ein richtig dicker Kracher, der jetzt direkt neben David Lynchs "The Air Is On Fire" bei mir im Regal steht.
In der Regel sollte man beachten, dass eine Teilnahme auf einem A-Festival viel Arbeit mit sich bringt, die italienische Untertitelung war da noch das geringste Problem. In solchen Fällen wendet man sich vertrauensvoll an German Films und/oder die AG Kurzfilm. Das Festival schloss ihre Auswahl erst knapp vier Wochen vor Beginn des Festival ab. Das sollte man wissen, wenn man allen "Regulations" beim "Entry" zugestimmt hat.