Kinoforum - Festival Internacional de Curtas-Metragens de São Paulo 2012
Bericht von Sabrina Sarabi (UP AND DOWN THE HORIZON)
Ich komme am frühen Abend in Sao Paulo am Flughafen an. Wir werden mit den anderen Filmemachern mit einem Shuttle Bus ins Hotel gefahren. Berlin kommt mir im Vergleich wie ein kleines Dorf vor. Wolkenkratzer schießen um einen rum in die Höhe, achtspurige autobahnähnliche Straßen, die mitten durch die Stadt führen, Helikopter, die über der Stadt kreisen und sich zu einem lauten, durchgehenden Brummen formieren. Erst als ich wieder in Berlin gelandet bin, merke ich dass es weg ist. Unmengen an Menschen auf den Straßen. Es ist 27 Grad draußen, mitten im Winter. Ich gucke aus dem fünfzehnten Stock des Hotelzimmers über eine endlos weite Stadt.
Am Morgen werden wir mit einem Shuttlebus, der einmal stündlich pendelt, zum Festivalgelände gefahren. Es ist untergebracht in der Cinemateca Brasilia, einem sehr tollen, alten Gebäude. Die internationalen Screenings finden dort, sowie in zwei Kinos auf der Rua Augusta, statt. Während in den Screenings in der Cinemateca weitestgehend Filmemacher, Kuratoren und Journalisten sitzen, werden die Screenings in den anderen Kinos von ganz normalen Kinogängern erstaunlich gut besucht.
Die Screening meines Filmes laufen gut und es ist toll ihn in Sao Paulo im Kino sehen zu dürfen. Die Kuratorin des internationalen Programms, Anne Fryszman, kümmert sich sehr gut um die internationalen Gäste und es gibt immer mal wieder Lunches oder kleine Ausflüge in die Stadt, die von ihr organisiert werden. Auch das übrige Festivalteam ist immer freundlich und hilfsbereit auch wenn es oft Kommunikationsschwierigkeiten gibt, da Englisch nicht sehr gut verbreitet ist.
Außer dem internationalen Programm gibt es noch ein sehr gut kuratiertes südamerikanisches Programm, ein brasilianisches und eine Reihe Sonderprogramme. Ein besonderer Höhepunkt des Festivals ist die Anreise von Serge Bromberg, der ein Programm von alten Filmmaterialien zusammengestellt hat und es im Kino präsentiert, u.a. auch die frisch restaurierte, kolorierte Fassung von Die Reise zum Mond, die mit einem von Air geschriebenen Soundtrack neu unterlegt wurde.
Das Festival ist in Südamerika das größte und wichtigste im Kurzfilmbereich, was sich durchaus bemerkbar macht durch die Präsenz von vielen Filmemachern, Journalisten und Kuratoren aus, u.a. Cannes, Tampere oder Clermont Ferrand. Anders als bei anderen großen Filmfestivals wird in Sao Paulo im internationalen Programm kein Preis verliehen. Das Festival vertritt diese Haltung ausdrücklich, um eine konkurrenzfreie Atmosphäre zu schaffen.
Morgens, bevor die Filmblöcke losgingen, fand sich immer noch genug Zeit, um die Stadt zu besichtigen, was man auch unbedingt tun sollte. Zu empfehlen ist Centro, der Gründungskern der Stadt und wo sich viele alte Gebäude aus der Kolonialzeit finden, Liberdade oder auch Japantown genannt, das MASP (Museo de Arte de Sao Paulo) und die Gegend rund um die Rua Augusta (wo auch zwei Spielstätten des Festivals liegen). Was die Sicherheit angeht, so sollte man zwar vorsichtig sein und nachts nicht unbedingt in unbekannte Stadtteile fahren, aber die Gegend um das Festival herum ist sehr sicher und das Benutzen der Metro ist abends gar kein Problem. Überhaupt muss man sich um die Abendgestaltung keine Sorgen machen, da sie von den brasilianischen Gastgebern vorzüglich verstanden wird.