Blon Animation & Games Festival 2019
Vom 11. - 14. April fand zum 5. Mal das “BLON! Animation and Games Festival” in der litauischen Hafenstadt Klaipeda statt. Es ist das zweite Animationsfilmfestival Litauens, neben dem Festival “Tindirindis” in der Hauptstadt Vilnius.
Für mich war es zwar der erste Besuch beim BLON! Festival, aber nicht mein erster Besuch in Klaipeda. Ich entschied mich dazu, nicht zu fliegen, sondern mit der Fähre anzureisen. Ich fuhr mit der Bahn von Kassel nach Kiel, wo ich im Hafen auf die Ostseefähre umstieg. Die Fahrt bis nach Litauen dauert zwar 21 Stunden, dafür kommt man direkt im Hafen von Klaipeda an.
Klaipeda ist eine große Hafenstadt an der Ostseeküste Litauens, mit einem wunderschönen kleinen Altstadtkern in dem sich das Festivalzentrum “Kulturos Fabrikas” befindet. Die “Kulturos Fabrikas” ist ein Ort, der von jederzeit für unterschiedliche Veranstaltungsformen gemietet werden kann. Er besitzt mehrere Vortragsräume, eine Bar mit Restaurant, mietbare Arbeitsräume und ein großes Kino.
Wie der Name schon verrät hat das Festival zwei Schwerpunkte. Animation und Games. Neben der Präsentation von Filmarbeiten und Games, wurde das Programm durch ergänzende Vorträge und Workshops begleitet. Die Animation dominiert das Programm des Festivals und ist in vier unterschiedliche Bereiche aufgeteilt.
Lithuanian Shorts - ein Programm mit 8 Animationsfilmen von litauischen Filmemacher*innen. Eine schöne Zusammenstellung von studentischen und professionellen Produktionen, die ich, bis auf den Film “The Juggler” von Skirmanta Jakatié, der mir auch schon auf anderen internationalen Festivals begegnet ist, nicht kannte, und so über viele neue visuelle Eindrücke erfreut war.
Das Programm lief als Teil der Festivaleröffnung am Donnerstag, bei der von der LAA - Lietuvos Animacijos Asociaija (Litauischer Animationsverband), vielleicht vergleichbar mit der AG Animationsfilm, der “Lithuanian Animation Creator Award” an Skirmanta Jakatié vergeben wurde. Das Programm wurde noch ein zweites Mal wiederholt.
Competition Programm - ein knapp zweistündiges Programm mit 15 internationalen Animationskurzfilmen aus der Ostseeregion (Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Lettland und Litauen). Das Programm enthielt viele starke Filme. Vor allem eine Reihe von Filmen, die ich persönlich schon immer einmal sehen wollte und nun die Chance dazu bekam.
Anders als bei den meisten Festivals üblich, gab es nach dem Screening der Filme kein Q&A. Was bei der Länge des Programms auch ganz angenehm war. Der einzige Nachteil, der für mich als Filmemacher entsteht ist, dass ich sowohl für das Publikum aber auch für die anderen Filmemacher anonym bleibe, und es so schwierig ist in direkten Kontakt zu geraten.
Das Competition Programm wurde zweimal gezeigt. Das zweite Screening war am Samstagabend, Teil der Preisverleihung.
New Waves - eine Zusammenstellung von kurzen 3D Animationsclips, die einen experimentellen Ansatz verfolgen.
Animated Feature Films - man hatte die Chance in den vier Tagen des Festivals 10 Langfilme zu sehen. Eine gute Mischung aus Filmen für ein jüngeres Publikum, die vormittags liefen und Filme mit Thematiken für Erwachsene, die im Abendprogramm liefen. Um die Mittagszeit herum liefen meistens Filme, wie z.B. “The Tower” von Mats Grorud, der die Geschichte eines Mädchens im Flüchtlingslager im Libanon erzählt, die sowohl für Kinder als auch Erwachsene geeignet waren.
Für mich war es eine gute Gelegenheit, da man die Filme meistens nur auf reinen Animationsfilmfestivals zu sehen bekommt. Und ich in der letzten Zeit nicht die Möglichkeit hatte an diesen Festivals teilzunehmen.
Ein weiterer großer Teil des BLON! Festivals sind die begleitenden Vorträge, die sowohl im Festivalzentrum als auch fußläufig, gegenüber in einem Brauhaus der Svyturys Brauerei stattfanden.
Vorträge - die Vortragenden waren sehr gut gewählt und vereinten meist die Schwerpunkt Animation und Games. Gerade durch die Präsentation von VR Spielen oder VR Experiences wird klar, dass Animation und Games nicht immer voneinander zu trennen sind, sondern viele Überschneidungsflächen besitzen.
Spannende Vorträge waren zum Beispiel der Vortrag von Miki Chojnacka, Gründerin von “Hopster”, die sowohl Lern-Apps für Kinder entwickelt, als auch animierte Lernkurzfilme produziert. Oder auch die Präsentation von Dominic Stockhausen, der über Möglichkeiten von VR abseits der Norm sprach.
Coffee with Artists - fand am Samstag Morgen statt und bot dem Publikum, der Festivalleiterin, der Jury, als auch den Filmemacher*innen die Möglichkeit sich über ihre Filme auszutauschen. Fragen wurden in den Raum geworfen, z.B. wie man zum Animationsfilm gekommen ist und wie man es schafft, weiterhin von der Animation begeistert zu sein. Hier war es sehr schön zu hören wie unterschiedlich die Wege jedes Einzelnen waren und das dann auch in Verbindung zu den Kurzfilmen zu setzen.
Preisverleihung - sie fand am Samstag Abend statt. Anstatt langer Reden, verkündete Jury mit einer schönen Laudatio die Preisträger.
Best Shortfilm Competition Programm - Räuber & Gendarm ( Florian Maubach )
Special Mention Competition Programm - Love me, Fear me ( Veronica Solomon )
Lithuanian Creator Award - The Juggler ( Skirmanta Jakatié)
Ich kann jedem Filmemacher empfehlen, der mit seinem Film zum BLON! eingeladen wird, nach Klaipeda zu reisen und am Festival teilzunehmen. Als Filmemacher*in und Gast des Festivals wurde man für die Tage des Festivals im Hotel Euterpe, fünf Minuten vom Festival untergebracht. Zudem gab es jeden Tag ein Mittagessen für die Festivalgäste im Restaurant, bei dem man sich näher kennenlernen und über die Erfahrungen während des Festivals austauschen konnte.
https://blon.lt