Flickers 36. Rhode Island International Film Festival 2018
Rhode Island war das erste größere internationale Festival, das meinen Film XAЙM – HEIM (engl. HOME) eingeladen hat und ich war sehr gespannt, da es von einigen unter die wichtigsten Festivals der USA gezählt wird – nicht zuletzt, da es in der Sektion Kurzfilm auch für die Nominierung im Wettbewerb um den Oscar qualifizieren darf.
Das Festival dauert sechs Tage, zeigt Rund 300 Filme und beginnt mit einer Galaveranstaltung am Abend, zu der ich leider nicht rechtzeitig anreisen konnte. Neben abendfüllenden Spiel- und Dokumentarfilmen bestand das Programm vor allem überwiegend aus Kurzfilmblöcken. Es waren Filme aus über 60 Ländern vertreten.
Providence selbst ist eine mittelgroße, studentisch geprägte Stadt in New England mit rund 200.000 Einwohnern und machte auf mich einen leicht verschlafenen, aber auch sehr freundlichen Eindruck. Mir kam in dem Kontext der Stadtgeschichte oft das Wort „America-old“ zu Ohren. Tatsächlich ist das Stadtbild von Häusern im New England Gründerstil geprägt und die Einwohner sind stolz auf die Relikte des späten 18. Jahrhunderts.
Die Filme wurden an mehreren recht weit voneinander liegenden Veranstaltungsorten gezeigt und waren gerade in den ersten Festivaltagen unter der Woche nur recht spärlich besucht. Zum Wochenende nahm das Besucherinteresse jedoch deutlich zu.
Da es sich bei den meisten Vorführungsorten nicht um Kinosäle, sondern um Mehrzweckhallen oder Auditorien handelt, kann man es natürlich verstehen, dass die Bestuhlung sehr einfach gehalten war und Filme von Bluray auf einfachen Beamern abgespielt wurden. Oft war jedoch nicht einmal der Raum abgedunkelt. Die Qualität der Vorführung ließ dementsprechend zu wünschen übrig.
Meine eigene Vorführung fand im Rahmen eines Dokumentarfilmblocks statt und war gut besucht. Wie bei jedem anderen anwesenden Filmemacher gab es auch bei mir ein Q&A im Anschluss der Vorführung, welches recht ausgiebig ausfiel und sowohl auf den Film selbst, als auch auf den historischen Kontext meines Films einging.
Neben Filmvorführungen fanden am Mittag und Nachmittag Panels und Masterclasses statt. Diese beschäftigten sich mit Screenwriting, Production Design oder Vermarktung. Gerade für mich als Europäer war die US-Perspektive sehr interessant.
Einen Wehrmutstropfen stellte das nicht vorhandene Festivalzentrum (welches ich von vielen Festivals her kenne) in dem man sich als Filmemacher, Veranstalter oder Gast regelmäßig über den Weg hätte laufen können. Stattdessen gab es bei den Panels und Masterclass-Veranstaltungen die Möglichkeit, sich als Filmemacher immer wieder zu begegnen. Das meiste Networking fand jedoch bei den Abendveranstaltungen statt. So gab es an jedem Abend eine Bar oder einen Club in dem man sich begegnen und vernetzen konnte. Die Atmosphäre war meist sehr entspannt und offen, ich kam schnell ins Gespräch und knöpfte nicht selten intensive Kontakte zu anderen Festivalteilnehmern und ging mit diesen freundschaftlich auseinander. Etwas weniger üppig war die Anzahl der Fachbesucher. Produzenten, Festivalprogramer oder Verleiher waren eher selten anzutreffen.
FAZIT
Trotz des großen internationalen Renommees ist das Festival recht provinziell organisiert. Ich hätte mir zumindest echte Kinosäle für die Vorführung ein offenes Festivalzentrum und mehr Industriegäste gewünscht.
Alles in Allem war die Festivalteilnahme für mich jedoch eine sehr bereichernde Erfahrung. Ich konnte von dem Festival viele neue Bekanntschaften und Kontakte mitnehmen und hoffe, dass sich daraus in Zukunft auch viel weiterer Austausch ergeben wird.