Camerimage 2019
Camerimage 2019 – Tradition back in Torun
Dieses Jahr vom 09. bis 16. November 2019, fand zum 27. Mal die Camerimage wieder in Ihrer Ursprungsstadt Torun statt. (Zuvor wurde das Festival die letzten Jahre in Bydgoszcz ausgetragen) Die Camerimage ist DAS Internationale Filmfestival weltweit, welches sich hauptsächlich um die Bildgestaltung und Kameraarbeit innerhalb von Filmen widmet. Hier zu kommen Director of Photography aus den verschiedensten Ländern zusammen um Ihre Werke zu zeigen, sich auszutauschen oder in Workshop und Seminaren Ihr Wissen an andere weiterzugeben.
Die „Beste Kameraarbeit“ wird in insgesamt 9 Wettbewerbskategorien mit den Goldenen Frosch ausgezeichnet. Zu den Kategorien zählen, Main Competition, Polish Film Competition, Cinematographer´s Debut Competition, Documentary Features Competition, Documentary Shorts Competition, Music Videos Competition, First Look TV Pilots Competition, European Funds in Focus und die Student Etudes Competition, in welche der Regisseur Nicolas Ehret und ich als Kameramann die Ehre hatten unseren Abschlussfilm „A BIKE OF A BOY / DAS ROTE RAD” von der Filmakademie Baden-Württemberg zu zeigen. Auch wenn wir dieses Jahr keinen Preis mit nach Hause nehmen konnten was es alleine für uns eine so große Ehre gewesen aus ca. 500 Einsendungen, wovon 22 in unseren KurzfilmWettbewerb liefen, für die Kameraarbeit nominiert zu sein.
Zu den kamera-spezifischen Wettbewerben gibt es noch den Director´s Debuts Competition, einen Zuschauer-Preis und zahlreiche Ehrenpreise so wie eine große Auswahl an Filmreihen außerhalb der Wettbewerbe.
Das CKK Jordanki ist das Hauptgebäude und Festival Zentrum, welches nur einige Gehminuten von der schönen Altstadt von Torun entfernt liegt. Torun weist für die Größe der Stadt eine sehr hohe Kneipendichte auf und die viele gemütlichen Cafés, Restaurants und Gasthäuser laden zum Verweilen ein.
Im Festival Center laufen im Großen Saal alle Filme innerhalb der Main Competition. Das wirklich besondere nach den Screenings innerhalb des Hauptwettbewerbs ist, das nach jeden Vorstellungen ein Q&A stattgefunden hat und man dort die Möglichkeit hatte mit den jeweiligen DoPs des Films, (manchmal auch mit dem Regisseur oder anderen Leuten aus dem Team) Fragen über den gerade gesehenen Film zu stellen.
Im Untergeschoss des Gebäudes war noch ein großer Seminarraum in dem neben Hersteller aus der Industrie wie z.B. Arri in Seminaren Ihre neusten Produkte vorstellten oder auch Filmemacher-Größen wie Chris Doyle und Ed Lachmann Ihre traditionellen, künstlerischen Workshops zum Besten gegeben haben.
Auch der „Camerimage Market“ im Untergeschoss ermöglicht es dem FestivalBesucher die ganze Woche von früh morgens bis spät abends mit den Firmen und Hersteller der Filmindustrie wie z.B. Arri, Panavision, Zeiss, Hawk, etc. direkt in den Kontakt zu treten oder deren neusten Technikprodukte zu bestaunen.
Auch unser Screening fand am Donnerstag den 14.11 innerhalb der „Student Etudes Competition“ im Großen Screening Saal vom Jordanki statt. Trotz des sehr frühen Screenings von 10 Uhr am Morgen war der große Kinosaal fast komplett ausgebucht gewesen. Die Projektion und der Sound in diesem gigantischen Kinosaal waren wirklich beeindruckend. Schade war nur, dass innerhalb dieser Competition die Filme einfach nur innerhalb von drei Tagen in drei Blöcken nach einander gezeigt wurden und es im Anschluss nach dem jeweiligen Screening keine Q&A Session oder ein Round-Table-Panel oder ähnliches mit den Filmemachern stattgefunden hat. Als Filmemacher hätten wir uns gerne etwas mehr Feedback von den Zuschauern und einen Austausch zu den Kollegen gewünscht.
Am Samstag zum Festival Ende fand dann auch die Preisverleihung im großen Saal im Festival Centre statt. Neben den Wettbewerbspreisen wie z.B. in der Main Competition, wurde Lawrence Sher für seine Kameraarbeit bei dem Film JOKER ausgezeichnet, gab es auch einige Ehrenpreise z.B. für Robert Richardson und Quentin Tarantino (Prestigious Camerimage Cinematographer-Director Duo Award), John Bailey (Lifetime Archievement Award) aber auch die Schauspiel Legenden Richard Gere, Edward Norton und Danny De Vito erhielt für Ihre Arbeit Auszeichnungen auf der Verleihung.
Neben dem CKK Jordanki (Festival Center) gab es nur einige Gehminuten voneinander entfernt noch folgende Festival Standorte:
„Documentary Centre“ – welches sich wie der Name schon sagt, hauptsächlich an dem Dokumentarfilm Bereich widmete und dort alle Screenings, Q&A´s wie Treffen mit den jeweiligen Filmemachern ausrichtete.
„Cinema City“ – war ein Multiplex-Kino der Stadt Torun, mit vielen Screenings und Seminaren mit den entsprechenden Filmemachern. Am Freitag den 15.11. war dort z.B. ein Seminar über den Film MOTHERLESS BROOKLYN und Regisseur-Legende Edward Norton und sein DoP Dick Pope waren anwesend und habe über Ihre Zusammenarbeit an diesem Film berichtet.
CSW Torun – das Kino Centrum of CSW (Centre of Conteporary Art), weitere Screenings, Q&A´s sowie diverse Präsentationen und Seminare. Hier wurden z.B. auch die Student Etudes Panorama gezeigt. (Studentische Filme Außerhalb des Wettbewerbs)
Und zu guter Letzt das Workshop Centre in dem „ The gymnasium of High School Number 10“ wo einige Präsentationen, sowie Hand-On Workshops (Lightning, etc) stattgefunden haben.
Wem die bis zum späten Abend gezeigten Screenings, Presse-konferenzen, Seminare und Workshops noch nicht gereicht haben, konnte mit entsprechenden Einladungen vom Kamera und Optik-Hersteller wie z.B. Arri, Panavision, Sony, Vantage, etc. bei deren After-Show-Parties noch weitere Connections mit Hersteller, Filmemachern oder auch mit der einen oder anderen bekannten Kameragröße aus Hollywood in den Kontakt treten und auf den Feierabend anstoßen.
Das besondere und einzigartige auf dem Camerimage Festival ist, dass der Focus hier nicht wie üblich eher auf der Regie oder Produktion Arbeit liegt, sondern der Schwerpunkt ganz bewusst auf die Bildgestaltung eines Filmes und deren Kameraarbeit gelegt wird. DoPs aus der ganzen Welt treffen sich in dieser kleinen Stadt Torun in Polen, um sich eine spannende und vielfältige Auswahl aus internationalen Projekten anzuschauen über diese zu sprechen, sich auszutauschen und am Ende den Filmen mit der besten Kameraarbeit den Goldenen Frosch zu übereichen.
Das Festival ist so einzigartig, weil in den meisten Fällen die DoPs der jeweiligen im Programm gezeigten Filme vor Ort sind und nach dem Screening für ein Q&A zur Verfügung stehen und es nirgend wo so einfach ist, mit Hollywood-Größen sowie mit Gleichgesinnten Filmemachern aus der ganzen Welt in den Kontakt zu treten. Es ist dabei völlig egal, ob man ein Greenhorn ist und gerade erst angefangen hat, sich mit dem Thema Kamera vertraut zu machen, oder man bereits eine bekannte Hollywoodgröße im Geschäft ist. Auf der Camerimage sind alle Filmleute Gleichgesinnte und niemand wird in Schubladen gesteckt. Es ist eine große Familie an Filmemachern die sich jedes Jahr erneut treffen und sich alle derselben Leidenschaft – des Filmmachens – widmen. Wenn sie auch hier in Torun in erster Linie auf der visuellen Ebene dieser Leidenschaft nach gehen.
Ich war jetzt das zweite Mal auf der Camerimage, das erste Mal vor 4 Jahren. Da fand das Festival noch in Bydgoszcz statt. Ich persönlich finde es aber besser, dass das Festival wieder zurück in seine Heimatstadt Torun gefunden hat. Das Festival hier mit dem Sitz in der Nähe zu der schönen Altstadt macht es attraktiver, abwechslungsreicher und lebendiger. Es ist ein Festival welches ich nicht nur Kamerakollegen/in ans Herz legen möchte. Auch Regisseure finden hier eine gigantische Auswahl an tollen Filmen, Menschen, Seminaren und Workshops die sich mal auf den Schwerpunkt der Bildgestaltung fokussieren.
Die Camerimage ist ein wundervolles Filmfestival mit einer einzigartigen Atmosphäre. Ein Hauch von Hollywood in einer gemütlichen und sehr überschaubaren kleinen Altstadt mit dem Namen Torun. Alle Festivalorte liegen nur einige Gehminuten von einander entfernt und man kann nur hoffen, dass trotz des alljährigen Festival-Hypes die Preise für Unterkünfte von Hotels und Pensionen, sowie für Essen und Getränke in den Restaurants in der schönen Altstadt nach wie vor so günstig bleiben. Laut den Festivalbetreibern soll in den kommenden Jahren einige 100 Millionen in einen Festival-Neubau gesteckt werden, um das Festival weiter auszubauen und noch größer zu gestalten. Ich persönlich hoffe nur, dass es sich dadurch nicht am Ende zu einer Massenveranstaltung hinbewegt und sämtlichen Charme und Atmosphäre durch das vergrößern verliert.
Naja ich hoffe es bleibt so lange es geht alles so wie es ist. Die Camerimage bleibt ein großartiges Festival welches ich jedem Kameramann und Kamerafrau nur weiterempfehlen kann. Wer eine spannende Woche ohne den „normalen“ Festival-Ticket-Hol-Stress erleben möchte, ist hier genau richtig. In der Regel kommt man in fast alle Filme oder Veranstaltungen auch rein, wenn man wirklich möchte. Wer eine gigantische Auswahl an beeindruckenden internationalen Filmen sehen möchte, wird dies hier bekommen. Wer seine Kamera-Idole hautnah erleben möchte und von deren Wissen profilieren möchte, wird überrascht sein, wenn er alles antreffen wird. Wer neue Kontakte zu Filmemachern oder zur Filmindustrie machen möchte, sollte seine Visitenkarten nicht vergessen. Für mich ist und bleibt dieses Festival immer das schönste und wichtigste im Jahr. Ich werde versuchen immer wieder hier her zu kommen.