REGARD sur le Court Métrage 2022
Die Stadt Saguenay erstreckt sich entlang eines Fjords im Norden Quebec’s und zählt 150.000 Einwohnerinnen. Sie beherbergt eines der größten Kurzfilmfestivals Nordamerikas: das “REGARD - Saguenay International Short Film Festival”. Dank der Unterstützung von German Films und der AG-Kurzfilm darf ich dort fünf Tage verbringen. Mein Film BLINDE FLECKEN läuft im offiziellen Wettbewerb.
Das Flugzeug, nicht größer als ein Schulbus, landet am schneebedeckten Airport. Es ist später März und zwei Festivalmitarbeiterinnen empfangen mich mit offenen Armen an der Gepäckausgabe. Weitere Passagiere entpuppen sich als Festivalbesucher und mit einem Shuttle fahren wir gemeinsam durch glitzernde Schneelandschaft zum Hotel. Die Vorfreude auf das Festival nach zwei Jahren Corona-Zwangspause ist spürbar.
Das “Le Montagnais” liegt an einer dreispurigen Straße und ist umgeben von McDonald’s, Burger King und einer Shopping Mall. Das sogenannte Multiservice-Hotel beherbergt einen Indoor-Aquapark, ein Gaming-Center und 17 Seminarräume. Mein Zimmer hat die Nummer 2009. Großzügigerweise deckt das Festival die Kosten der vier Nächte.
Vom Hotel bis zum Festivalzentrum sind es zehn Autominuten, was sich im Laufe des Festivals als leicht ungünstig erweisen wird. Es liegt im Gebäude der Universitätsbibliothek. Der Empfang am Akkreditierungsstand ist herzlich. So auch die Kommunikation im Verlauf meines ganzen Aufenthalts. Nach kurzer Einführung in die Festival-App und Restaurantcoupon-Übergabe laufen alle zur Hauptspielstätte: dem "Théâtre Banque National”.
Täglich begegnen sich dort von 17 bis 19 Uhr die große Anzahl an Festivalbesuchern. Zu Livemusik und festivaleigenem Bier vernetzen sich die Filmschaffenden. Trotz seines internationalen Programms, treffen sich bei REGARD eher lokale Filmschaffende. Das Beherrschen der französischen Sprache erweist sich als Vorteil.
Die Eröffnungszeremonie beginnt laut. Hinter der hochfahrenden Leinwand erscheint eine Schlagzeugerin. Unter Strobolicht prügelt sie auf ihr Instrument ein. Kurz später tritt eine indigene Person auf die Bühne. Sie ruft eine Schweigeminute aus. In Gedenken an den Angriffskrieg in der Ukraine. REGARD beherrscht die Balance zwischen Partykultur und politischem Feingefühl. Dann werden die Filmschaffenden des ersten Blocks auf die Bühne gebeten. Darunter ich. Nach ein paar einführenden Worten geht die Vorführung los. Das Publikum klatscht dankbar.
Das Programm des Festivals besteht aus fiktiven, dokumentarischen und animierten Arbeiten. Etwa die Hälfte sind internationale Produktionen. Die andere ist lokaler Herkunft. Darüber hinaus gibt es länderspezifische Programme (Lateinamerika, China, Ukraine), themenspezifische Blöcke (Jugend, Männlichkeit) und ein Drehbuchwettbewerb. Morgens wird bei „Chez Georges“ gefrühstückt und abends zu Konzerten, Lip-Sync-Battles oder Karaoke getanzt. Das Einzige, was mir bei dem breiten Programm gefehlt hat, sind Q&A’s mit den Filmschaffenden.
Zusammenfassend verwandelt REGARD das verschneite Saguenay für eine Woche in einen Treffpunkt der kanadischen Filmszene. Es bietet viel Fläche für Begegnungen und präsentiert eine feine Auswahl an internationalen Kurzfilmen. Für einen nächsten Besuch würde ich ein zentraleres Hotel empfehlen und persönlich etwas mehr Zeit mitbringen, um auch durch die naheliegende Natur wandern zu können.
Herzlichen Dank für das Ermöglichen der Reise.
https://festivalregard.com