Buenos Aires International Festival of Independent Cinema 2022
Festivalbericht von Daniel Schäfer (PORNO 3079)
Ende 2019 wurde ich zum Abschiedsabend im Münchner Gabriel Kino eingeladen. Ich hatte den einen oder anderen Film in dem kleinen kleinen Kino in der Dachauer Straße gesehen und so ging ich hin. Das Gebäude sollte abgerissen werden und bei der Führung durch das Gebäude zeigte man uns auch den Keller.
Ich traute meinen Augen nicht angesichts der bis unter die Decke gestapelten 35mm Filmrollen - alles Pornofilme, größtenteils aus den 70er und 80er Jahren. Was sie mit denen vor hätten, fragte ich. Wegwerfen, so die trockene Antwort. Ich rief einen Freund an und wir luden das Auto voll mit 35mm Farb-Positiven. Irgendwas muss ich damit machen, dachte ich mir, und so ist mein Kurzfilm PORNO 3079 entstanden, der auch im Keller des Münchner Gabriel Kinos gedreht wurde, das bis Anfang der 90er ein bekanntes Pornokino war.
Nachdem ich zwei Jahre lang an dem Film herum gebastelt hatte, begann ich Ihn einzureichen, allerdings mit wenig Erfolg. Vermutlich ist der Film zu explizit, dachte ich, oder eben einfach nicht gut genug. Als schließlich ein Freund von mir aus Buenos Aires den Film auf dem BAFICI einreichte und der Film dort gezeigt werden sollte freute ich mich riesig.
Ich hatte schon einmal für 10 Monate in Buenos Aires gelebt und mein Entschluss dort hinzureisen und meinen Film zu präsentieren stand schnell fest. Ich konnte bei meinem Freund Carlos wohnen und entschied mich gleich für einen ganzen Monat nach Argentinien zu fliegen.
Zusammen wurden wir zu einem Empfangsabend eingeladen. Mit schickem VIP-Pass mit Foto und einem ordentlichen Jetlag bin ich also dorthin gegangen. Die Leute sahen genau so aus wie man sich die Menschen aus der Film-Branche vorstellt, man muss dazu sagen, dass es mein erstes Filmfestival war.Carlos sagte es seien bekannte artentinische Schauspieler*innen da, ich kannte keine*n davon. Die Drinks waren gratis und so beobachteten wir die Leute und hatten einen guten Abend, viele Kontakte haben wir aber nicht geschlossen, ich war ein bisschen aufgeregt und musste erst einmal ankommen.
Ein paar Tage später war es dann soweit, der Abend der Weltpremiere. Ich hatte mir vorher ein paar Filme angesehen, deutlich weniger als ich mir vorgenommen hatte, aber Buenos Aires ist eine gigantische Stadt, von A nach B zu kommen ist stets ein zeitintensives Abenteuer.
Ich lief eine riesige Avenue entlang und war tierisch aufgeregt. Beim Kino angekommen wurde ich sehr freundlich empfangen, man zeigte mir den Kinosaal und fragte mich ob ich meine Sachen verstauen möchte und ob ich sonst noch etwas bräuchte. Mein Film war Teil eines Blocks mit ingesamt 5 Kurzfilmen. Vor dem Block stellte ich in ein zwei Sätzen meinen Film kurz vor und nach der Premiere gab es noch ein Q&A. Es war noch ein anderer Regisseur aus meinem Block anwesend, Miguel de Javier, der mit seinem Kurzfilm "Marlén, retrato de unas tetas peludas" schließlich auch unsere Competition gewann (Avant-Garde and Genre International Competition). Ingesamt wurde der Block an drei verschiedenen Abenden gezeigt und Miguel und ich waren jeden Abend dort um die Filme zu präsentieren, was zu einem regen Austausch führte und viel Spaß gemacht hat. Insgesamt kam PORNO 3079 ziemlich gut an glaube ich, es wurden viele Fragen gestellt und Begeisterung geteilt. Ein chilenischer Produzent kam auf mich zu und fragte mich, ob ich ihm einen Link schicken könnte, er hätte einen Kontakt zu ein zwei anderen Filmfestivals und sei ein großer Fan des Films. Was professionelle Kontakte knüpfen betrifft, war das der Höhepunkt, ob etwas daraus wird, weiß ich momentan noch nicht.
Abschließend kann ich sagen, dass sich die Reise mehr als gelohnt hat, Buenos Aires ist ein gewaltiger Dschungel aus Palmen und Beton, und die Weltpremiere meines ersten Films dort zu feiern, andere Filmemacher*innen zu treffen und zu sehen wie der Film auf ein nicht-deutsches Publikum
wirkt, werde ich mein Leben lang nicht vergessen