DC Independent Film Festival 2013
Bericht von Hannes Rall (DAS KALTE HERZ)
Das DC Independent Film Festival (DCIFF) ist ein solides “second tier” Filmfestival.
Es wird mit großem Engagement von Deidre Evans-Pritchard (Leitung) und ihrem Team von Volontären betrieben.
Das DCIFF besteht bereits seit 1999 und ist damit das älteste Independent Film Festival in DC. Es ist durchaus von repektabler Bedeutung, schaut man sich das Verhältnis von Einreichungen zu ausgewählten Filmen an: So wurden die ca. 10 Festival Feature-Filme aus 100 eingereichten abendfüllenden Filmen ausgewählt. Insgesamt leisten die freiwilligen Mitarbeiter des Festivals tolle Arbeit, sind sehr engagiert und bemüht, den Filmemachern eine möglichst gelungene Festivalerfahrung zu bieten. Hier und da stößt ein solches Set-Up natürlich an organisatorische Grenzen, aber das wird durch die herzlich/familiäre Atmosphäre wieder wettgemacht:
Sicherlich kein Festival für das “big business”, aber für den Austausch mit anderen Filmemachern und einem interessierten Publikum sehr gelungen. Die Filmemacher-Betreuung war sehr persönlich und sehr nett. Besonders positiv hervorzuheben ist das grosse Engagement in punkto Vorführqualität, hier war ich sehr glücklich mit Ton und Bild.(Mein Film ist Cinemascope mit Digital 7.1. Dolby-Mix), abgespielt wurde mit digitalem File (.mp4). Der Hauptfestivalspielort, das Kino im Naval Heritage Centre bietet eine erfreulich große Leinwand und hohen technischen Standard.
Das Naval Heritage Centre ist sehr zentral gelegen (Pennsylvania Avenue) und hat die Metro-Station direkt vor der Tür. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind alle zu Fuß zu erreichen, die zentrale Lage erleichtert den Zugang für Publikum und Filmemacher.
Das große Plus des Festivals sind kenntnisreich zusammengestellte und mit wirklichen Experten besetzte Workshops zu verschiedenen Fachthemen, u.a. Crowdfunding, Scriptwriting und Casting/Acting (hier u.a. mit der aus Terence Malick’s “The New World” bekannten Qorianka Kilcher).
Ich hatte die Gelegenheit mehrere dieser Workshops zu besuchen und habe immer neue und auch praktisch nützliche Erkenntnisse mitnehmen können. In dieser Hinsicht herausragend gut und sehr praxisorientiert war der Crowdfunding-Workshop.Darüber hinaus organisiert das Festival einen Besuch für interessierte Filmemaccher auf dem Capitol Hill, um filmrelevante Fragen mit Politikern zu diskutieren-sicherlich eher für die amerikanischen Kollegen interessant. Das zeigt aber, daß das DCIFF an einer “overall” positiven Festivalerfahrung für die Filmemacher interessiert ist.
Als Filmemacher sollte man allerdings darauf vorbereitet sein, daß man durchaus seinen eigenen Anteil zur Promotion des Films beim Festival beitragen sollte, es empfiehlt sich vorab mit Institutionen wie der deutschen Botschaft und dem Goethe-Institut vor Ort Kontakt aufzunehmen, die in der Regel auch gern helfen. Eine Hauptstadt wie Washington DC bietet hier natürlich noch wesentlich mehr Anknüpfungspunkte durch die Ortsansässigkeit zahlreicher internationaler Institutionen.
Zur Preisvergabe ist es noch wichtig zu wissen, daß es keine jurierten Preise, sondern reine Publikumspreise gibt, was die Chancen für sperrigere Inhalte und/oder Formate auf einen Preis naturgemäß stark reduziert.
Als konkretes Ergebnis des Festivals haben sich für mich mehrere interessante Kontakte zu anderen Filmemachern, Casting-Möglichkeiten, als auch eine Einladung für ein weiteres Screening bei einem akademisch relevanten Festival ergeben.
Mein Fazit: Ein durchaus lohnenswertes kleineres bis mittelgroßes Festival, sehr familiär und herzlich - man sollte nur kein zweites Cannes oder Sundance erwarten, sondern seine Erwartungen entsprechen relativieren. Die zentrale Lage ermöglicht die Erweiterung der Möglichkeiten (ich habe zusätzlich einen pro bono Workshop am berühmten Maryland Instititute College of the Arts in Baltimore gehalten). Exzellent ist die Möglichkeit an den kompetent zusammengestellten Workshops teilzunehmen.