The International Experimental Cinema Exposition TIE Festival 2013
Bericht von Oscar de Gispert (SCHLEUSENROTH)
TIE Alternative Measures, ein jährlich stattfindendes Festival von TIE (The International Experimental Cinema Exposition), hat 2013 „eine Recherche zu von Künstlern geleiteten Filmlaboren“ zum Thema gemacht. Dem Leiter und Begründer von TIE Alternative Measures, Christopher May ist es gelungen, das Festival zu einem internationalen Treffen von solchen Kollektiven zu machen.
In dieser Hinsicht war „TIE Alternative Measures“ ein großer Erfolg. Als Vertreter von LaborBerlin e. V. haben wir die unschätzbare Möglichkeit gehabt, viele Kollegen von Laboren aus aller Welt (es waren etwa 25 unterschiedliche Länder eingeladen) kennenzulernen und mit vielen anderen, mit denen wir schon in Verbindung waren, unsere Beziehungen zu vertiefen, sowie schon laufenden, gemeinsamen Projekten einen neuen Impuls zu geben.
In den unterschiedlichen Labor-Treffen, die im Laufe des Festivals stattgefunden haben, konnten wir über zahlreiche sinnvolle technische und organisatorische Themen diskutieren, u. a. über die Aktualisierung und Verbesserung unseres Hauptkommunikationswerkzeugs, der Website des internationalen Labor-Netzwerks: http://www.filmlabs.org. Außerdem haben wir ein intensives, sehr vielfältiges Programm von Werken unserer Kollegen sehen können: kurze und lange Filme, Vielfachvorführungen, Live Cinema und Film Performances, die man nur sehr selten die Chance zu sehen und zu erleben hat. Die Schwierigkeit für den analogen Film besteht darin, dass immer weniger Säle und Festivals Filme auf Film zeigen können und wollen. Des Weiteren wurden Workshops und Vorträge angeboten. Viele unter den eingeladenen Laboren und auch zahlreiche individuelle Filmemacher haben Workshops veranstaltet oder einen Vortrag gehalten. Als LaborBerlin haben wir einen Workshop zur Entstehung eines kollektiven Labors angeboten, während es bei anderen Workshops zum Beispiel darum ging, mit Kaffee und Vitamin C Film zu entwickeln, handgemachte Filmemulsion zu produzieren, Expanded Cinema Techniken zu lehren oder mit handangekurbelten Kameras zu drehen. Die Workshops ermöglichten einen intensiven technischen und künstlerischen Austausch, wie man es selten erlebt. Das Gleiche kann ich sagen über die spannenden Vorträge und Diskussionen über die unterschiedlichsten Themen, die uns Filmlaborleute und Analogfilmemacher interessieren und angehen: von Raum- oder Ausrüstungsprobleme in unserem Alltag bis zu der Frage über die Zukunft von Analogfilm, und was zu tun sei, dass er überhaupt eine Zukunft hat.
Kritisch möchte ich anmerken, dass das Festival in vielerlei Hinsicht schlecht organisiert war. Der Erfolg ist eher den teilnehmenden Filmemacher_innen als der Leitung anzurechnen. Bis zu ein paar Tagen vor unserer Abreise waren wir nicht sicher, ob wir eine kostenlose Unterkunft vom Festival bekommen würden, obwohl diese uns vom Leiter Christopher May zu Anfang versprochen wurde. Bei unserer Ankunft erfuhren wir, dass wir uns zu fünft ein Doppelzimmer teilen mussten. Andere Kollegen waren sehr weit vom Hauptsitz des Festivals untergebracht und noch andere mussten für ihre Unterkunft zahlen. Die Gästebetreuung war im allgemein sehr mangelhaft, wenn man überhaupt von Betreuung sprechen kann: Christopher May ist nämlich während des ganzen Festivals kaum erschienen und seine Mitarbeiter, alle jung, unerfahren und, soweit wir wissen, freiwillig, waren trotz ihre Bemühungen wegen der Abwesenheit des Verantwortlichen kaum eine Hilfe. Abschließend muss ich sagen, dass auch die Qualität der Vorführungen zu wünschen übrig ließ: ungeeignete, weil zu dunkle Projektoren bei bestimmten Vorführungen, Unschärfe, Verspätungen, Unterbrechungen und sogar mehrere im letzten Moment abgesagte Vorführungen und verlorene Filmkopien.
Während des Festivals war es unmöglich die zahlreichen Probleme mit dem Leiter zu besprechen und zu lösen, was auf die Teilnehmenden nicht nur unprofessionell sondern auch unhöflich wirkte.
Obwohl ich TIE AM als eine spannende und sehr bereichernde Veranstaltung erlebt habe, kann ich niemandem empfehlen, ein von Christopher May organisiertes Festival zu besuchen.
http://www.experimentalcinema.org