Kyoto International Student Film and Video Festival 2015
21.-28.11.2015
Reisbericht von Luzie Loose (NOUVEAU MONDE)
Das KISFVF ist ein kleines, sehr gut organisiertes Festival in Kyoto mit einer Auswahl an japanischen und internationalen Kurzfilmen aus Animation und Fiktion. Die Filme werden in Blöcken zusammengestellt und über eine Woche lang im Kyoto Cinema gezeigt. Das Festival endet mit einer Award-Zeremonie und der Verleihung einiger Preise. Mein fiktionaler Kurzfilm Nouveau Monde, eine Koproduktion der Filmakademie Baden-Württemberg und der La Fémis in Paris, wurde ausgewählt, auf dem KISFVF im Wettbewerb zu laufen; also reise ich nach Kyoto.
Die anderen internationalen Gäste und ich werden sehr herzlich empfangen und ganz hervorragend behandelt. Die Gastfreundlichkeit und Höflichkeit unserer japanischen Gastgeber ist wirklich unübertroffen. Marta Trela, eine befreundete polnische Regisseurin und ich treffen uns auf dem Weg zum Festival zufällig im selben Flugzeug nach Osaka. Wir werden von zwei Volontären des Festivals direkt am Hauptbahnhof in Kyoto abgeholt und in unser Hostel begleitet. Da nicht alle Volontäre Englisch sprechen und wir kein Japanisch, sind Culture Clash und Sprachbarriere hier nicht zu unterschätzen. Trotzdem wird von Seiten des Festivals stets alles getan, um uns zu informieren und zu orientieren.
Das Hostel liegt in Laufnähe zum Kino, was sich als großer Vorteil herausstellt. Anders als in größeren Städten wie Tokio oder Osaka sind viele der Informationen, die man im Alltag braucht wie Bus- und Metropläne, in Kyoto nur auf Japanisch zu bekommen.
Das Kino, in dem das Festival stattfindet, befindet sich sehr zentral in einem Einkaufszentrum in Downtown Kyoto. In Japan ist das allerdings nicht ungewöhnlich, da sich viele kulturelle Einrichtungen, Büros, Restaurants und Bars ebenfalls in Einkaufszentren befinden. Normalerweise muss das Kino ein hervorragendes Arthouse-Kino sein, denn wir sind überrascht zu sehen, dass hier Plakate Filme wie Une Femme Douce von Bresson, Das Leben der anderen oder Finding Vivien Maier ankündigen. Da das KISFVF nur diese eine Spielstätte hat, trifft man alle Gäste und Mitarbeiter täglich wieder und es stellt sich schnell ein familiäres Gefühl unter allen Beteiligten ein. Die Booklets und Prospekte von German Films liegen für die gesamte Zeit des Festivals im Kino aus und stoßen auf reges Interesse bei Besuchern und Gästen. Die DVDs gehen direkt an die Organisatoren und Volontäre des Festivals. Hier interessieren sich die Organisatoren besonders für die DVDs mit den deutschen Animationsfilmen.
Vor jedem Screening findet eine einstündige Vorbesprechung statt, an der alle Regisseure oder Producer der Filme teilnehmen, die an diesem Tag gezeigt werden. Geleitet wird die Besprechung von einem Organisator des Festivals, der eine Talkshow vorbereitet hat, die im Anschluss an das Screening stattfinden wird.
Für jede Besprechung und jede Talkshow steht für uns internationale Gäste ein Dolmetscher bereit. Mögliche Fragen zum Film für die Talkshow werden also vorab in der Runde geklärt und man bereitet sich gemeinsam mit dem Dolmetscher auf die Talkshow vor. Das nimmt der Veranstaltung zwar ein wenig den spontanen Charakter eines Gespräches, ist einem
reibungslosen Ablauf allerdings sehr zuträglich. Protokoll, Reihenfolgen und gute Vorbereitung sind für die japanischen Organisatoren unabdingbar und offensichtlich ein Ausdruck von Respekt und Höflichkeit. Pünktliches Erscheinen zu allen Terminen und die Einhaltung des Protokolls ist auch für die internationalen Gäste ganz essentiell. Ich bin sehr froh, den Übersetzer an meiner Seite zu haben, der uns neben seinem eigentlichen Job auch diese Dinge erklärt und darauf achtet, dass wir nicht von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern.
Vier bis fünf Filme werden im Block hintereinander gezeigt und es werden jeweils kürzere und längere fiktionale Filme mit zwei Animationsfilmen gemischt. Bei den Animationsfilmen dominieren hier ganz klar die japanischen Werke. Bei den fiktionalen Filmen ist das Spektrum weiter gefächert – in diesem Jahr war mit Filmen aus Polen, Taiwan, der Türkei, Japan und Deutschland eine große Bandbreite in der Auswahl vertreten.
In der anschließenden Talkshow kommen die Filmemacher und der Dolmetscher nach vorne, werden vorgestellt und beantworten die Fragen der Organisatoren. Es gibt außerdem die Möglichkeit, die Werke der anderen Filmemacher zu kommentieren und auf Fragen aus dem Publikum zu antworten. Mir ist in allen Talkshows aufgefallen, dass das Augenmerk der Fragen stark auf dem visuellen Stil der Filme liegt. Schön ist auch, dass die Animationsfilme in Japan sehr ernst genommen und als absolut gleichwertig zu fiktionalen Filmen angesehen werden.
Jeder Filmblock wird an zwei unterschiedlichen Tagen gezeigt. Die Screenings beginnen erst 16:45 und enden 21:00 am Abend. Den Rest des Tages bleibt also genug Zeit für uns, Kyoto zu erkunden mit all seinen wundervollen buddhistischen und schintoistischen Tempeln, Parks, kleinen Restaurants und Sake-Bars. Riesige glamuröse Shopping-Malls stehen im krassen Kontrast zu malerischen Gässchen, in denen man, wenn man Glück hat, noch einen Blick auf eine echte Geisha erhaschen kann.
Rahmenprogramm wie Diskussionen, Empfänge oder Meetings, wie man sie auf anderen Festivals finden kann, gibt es in Kyoto nicht. Hier beschränkt man sich auf die Screenings der Filme. Jeden Abend findet allerdings ein Abendessen mit allen Organisatoren und Gästen des Festivals statt. In diesen Runden gibt es dann doch die Möglichkeit, sich über die Filme auszutauschen und ins Gespräch zu kommen.
Am letzten Abend des Festivals findet eine Award-Zeremonie statt, in der einige der gezeigten Filme ausgezeichnet werden. Es werden ein Jury-Preis, ein Grand Prix für Animation und ein Grand Prix für fiktionale Filme vergeben. Die Preise werden übergeben von Vertretern des Festivals und von bekannten japanischen Regisseuren oder Produzenten, die einen kurzen Kommentar zu dem jeweiligen Film abgeben. Im Anschluss an die Preisverleihung werden alle ausgezeichneten Filme noch einmal gezeigt und in einer weiteren Talk-Show besprochen.
Alles in allem ist das KISFVF ein sehr liebevoll organisiertes Festival mit einer interessanten Auswahl an Filmen aus der ganzen Welt. Man bekommt die Gelegenheit Kontakte zu anderen Gästen und den Volontären des Festivals knüpfen und das wundervolle, wundersame Kyoto besuchen. Einen Einblick oder Kontakte zur japanischen Filmbranche werden hier allerdings nicht entstehen, da das Festival hauptsächlich von filminteressierten Privatpersonen und von Studenten besucht wird. Es ist weniger ein Event für Fachpublikum wie einige europäische Festivals als vielmehr Unterhaltung für kulturinteressiertes Publikum aus Kyoto. Für mich ist es sehr interessant zu sehen, wie die internationalen Kurzfilme beim japanischen Publikum ankommen und welche Auswahl an weiteren Filmen getroffen wurde. Ich freue mich sehr, German Films hier vertreten zu können und danke Euch für die Unterstützung.
Das KISFVF ist ein kleines, sehr gut organisiertes Festival in Kyoto mit einer Auswahl an japanischen und internationalen Kurzfilmen aus Animation und Fiktion. Die Filme werden in Blöcken zusammengestellt und über eine Woche lang im Kyoto Cinema gezeigt. Das Festival endet mit einer Award-Zeremonie und der Verleihung einiger Preise. Mein fiktionaler Kurzfilm Nouveau Monde, eine Koproduktion der Filmakademie Baden-Württemberg und der La Fémis in Paris, wurde ausgewählt, auf dem KISFVF im Wettbewerb zu laufen; also reise ich nach Kyoto.
Die anderen internationalen Gäste und ich werden sehr herzlich empfangen und ganz hervorragend behandelt. Die Gastfreundlichkeit und Höflichkeit unserer japanischen Gastgeber ist wirklich unübertroffen. Marta Trela, eine befreundete polnische Regisseurin und ich treffen uns auf dem Weg zum Festival zufällig im selben Flugzeug nach Osaka. Wir werden von zwei Volontären des Festivals direkt am Hauptbahnhof in Kyoto abgeholt und in unser Hostel begleitet. Da nicht alle Volontäre Englisch sprechen und wir kein Japanisch, sind Culture Clash und Sprachbarriere hier nicht zu unterschätzen. Trotzdem wird von Seiten des Festivals stets alles getan, um uns zu informieren und zu orientieren.
Das Hostel liegt in Laufnähe zum Kino, was sich als großer Vorteil herausstellt. Anders als in größeren Städten wie Tokio oder Osaka sind viele der Informationen, die man im Alltag braucht wie Bus- und Metropläne, in Kyoto nur auf Japanisch zu bekommen.
Das Kino, in dem das Festival stattfindet, befindet sich sehr zentral in einem Einkaufszentrum in Downtown Kyoto. In Japan ist das allerdings nicht ungewöhnlich, da sich viele kulturelle Einrichtungen, Büros, Restaurants und Bars ebenfalls in Einkaufszentren befinden. Normalerweise muss das Kino ein hervorragendes Arthouse-Kino sein, denn wir sind überrascht zu sehen, dass hier Plakate Filme wie Une Femme Douce von Bresson, Das Leben der anderen oder Finding Vivien Maier ankündigen. Da das KISFVF nur diese eine Spielstätte hat, trifft man alle Gäste und Mitarbeiter täglich wieder und es stellt sich schnell ein familiäres Gefühl unter allen Beteiligten ein. Die Booklets und Prospekte von German Films liegen für die gesamte Zeit des Festivals im Kino aus und stoßen auf reges Interesse bei Besuchern und Gästen. Die DVDs gehen direkt an die Organisatoren und Volontäre des Festivals. Hier interessieren sich die Organisatoren besonders für die DVDs mit den deutschen Animationsfilmen.
Vor jedem Screening findet eine einstündige Vorbesprechung statt, an der alle Regisseure oder Producer der Filme teilnehmen, die an diesem Tag gezeigt werden. Geleitet wird die Besprechung von einem Organisator des Festivals, der eine Talkshow vorbereitet hat, die im Anschluss an das Screening stattfinden wird.
Für jede Besprechung und jede Talkshow steht für uns internationale Gäste ein Dolmetscher bereit. Mögliche Fragen zum Film für die Talkshow werden also vorab in der Runde geklärt und man bereitet sich gemeinsam mit dem Dolmetscher auf die Talkshow vor. Das nimmt der Veranstaltung zwar ein wenig den spontanen Charakter eines Gespräches, ist einem
reibungslosen Ablauf allerdings sehr zuträglich. Protokoll, Reihenfolgen und gute Vorbereitung sind für die japanischen Organisatoren unabdingbar und offensichtlich ein Ausdruck von Respekt und Höflichkeit. Pünktliches Erscheinen zu allen Terminen und die Einhaltung des Protokolls ist auch für die internationalen Gäste ganz essentiell. Ich bin sehr froh, den Übersetzer an meiner Seite zu haben, der uns neben seinem eigentlichen Job auch diese Dinge erklärt und darauf achtet, dass wir nicht von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern.
Vier bis fünf Filme werden im Block hintereinander gezeigt und es werden jeweils kürzere und längere fiktionale Filme mit zwei Animationsfilmen gemischt. Bei den Animationsfilmen dominieren hier ganz klar die japanischen Werke. Bei den fiktionalen Filmen ist das Spektrum weiter gefächert – in diesem Jahr war mit Filmen aus Polen, Taiwan, der Türkei, Japan und Deutschland eine große Bandbreite in der Auswahl vertreten.
In der anschließenden Talkshow kommen die Filmemacher und der Dolmetscher nach vorne, werden vorgestellt und beantworten die Fragen der Organisatoren. Es gibt außerdem die Möglichkeit, die Werke der anderen Filmemacher zu kommentieren und auf Fragen aus dem Publikum zu antworten. Mir ist in allen Talkshows aufgefallen, dass das Augenmerk der Fragen stark auf dem visuellen Stil der Filme liegt. Schön ist auch, dass die Animationsfilme in Japan sehr ernst genommen und als absolut gleichwertig zu fiktionalen Filmen angesehen werden.
Jeder Filmblock wird an zwei unterschiedlichen Tagen gezeigt. Die Screenings beginnen erst 16:45 und enden 21:00 am Abend. Den Rest des Tages bleibt also genug Zeit für uns, Kyoto zu erkunden mit all seinen wundervollen buddhistischen und schintoistischen Tempeln, Parks, kleinen Restaurants und Sake-Bars. Riesige glamuröse Shopping-Malls stehen im krassen Kontrast zu malerischen Gässchen, in denen man, wenn man Glück hat, noch einen Blick auf eine echte Geisha erhaschen kann.
Rahmenprogramm wie Diskussionen, Empfänge oder Meetings, wie man sie auf anderen Festivals finden kann, gibt es in Kyoto nicht. Hier beschränkt man sich auf die Screenings der Filme. Jeden Abend findet allerdings ein Abendessen mit allen Organisatoren und Gästen des Festivals statt. In diesen Runden gibt es dann doch die Möglichkeit, sich über die Filme auszutauschen und ins Gespräch zu kommen.
Am letzten Abend des Festivals findet eine Award-Zeremonie statt, in der einige der gezeigten Filme ausgezeichnet werden. Es werden ein Jury-Preis, ein Grand Prix für Animation und ein Grand Prix für fiktionale Filme vergeben. Die Preise werden übergeben von Vertretern des Festivals und von bekannten japanischen Regisseuren oder Produzenten, die einen kurzen Kommentar zu dem jeweiligen Film abgeben. Im Anschluss an die Preisverleihung werden alle ausgezeichneten Filme noch einmal gezeigt und in einer weiteren Talk-Show besprochen.
Alles in allem ist das KISFVF ein sehr liebevoll organisiertes Festival mit einer interessanten Auswahl an Filmen aus der ganzen Welt. Man bekommt die Gelegenheit Kontakte zu anderen Gästen und den Volontären des Festivals knüpfen und das wundervolle, wundersame Kyoto besuchen. Einen Einblick oder Kontakte zur japanischen Filmbranche werden hier allerdings nicht entstehen, da das Festival hauptsächlich von filminteressierten Privatpersonen und von Studenten besucht wird. Es ist weniger ein Event für Fachpublikum wie einige europäische Festivals als vielmehr Unterhaltung für kulturinteressiertes Publikum aus Kyoto. Für mich ist es sehr interessant zu sehen, wie die internationalen Kurzfilme beim japanischen Publikum ankommen und welche Auswahl an weiteren Filmen getroffen wurde. Ich freue mich sehr, German Films hier vertreten zu können und danke Euch für die Unterstützung.