Aesthetica Short Film Festival 2015
Dass in York, England, zum fünften Mal stattfindende, Filmfestival ASFF zeigte in nur vier Tagen um die 300 Filme, verteilt auf 12 Sektionen, die von „Fashion“ über „Drama“ bis zum „Artists' Film“ reichen. In letzterer wurde auch mein Film „Lucretia“ gezeigt.
Neben den grundlegenden Sektionen gab es drei „Guest-Country“-Programme und eine Fülle an „Masterclasses“ und „Networking-Sessions“, die insgesamt 16 Venues belebten, darunter klassische Kinos, Theater und aber auch Hörsäle an der modernen Universität York, Bars und Hotels.
Das Festival kümmert sich um keinen Teilnehmer, es kommt einem nur mit 50%-Ermäßigungen auf Festivalpässe und Masterclass-Tickets entgegen. Trotzdem entschied ich mich dazu, zwei dieser „Lehrveranstaltungen“ zu besuchen. Die erste „National Theatre Live“ (Changing Cinema), welche die aufkommenden weltweiten Live Übertragungen des National Theatre zum Thema hatte, hat mich leider mehr an eine Art Verkaufspräsentation erinnert, bei der die meiste Zeit damit verbracht wurde, mit Zahlen um sich zu werfen. Im Endeffekt weiß ich jetzt aber, dass es noch nie ein rentableres Theaterstück gab, als die Übertragungen des „Hamlet“ mit Benedict Cumberbatch.
In der zweiten „Vorlesung“ erzählte Robin Vidgeon ungefähr 300 Zuhörern, dass es unmöglich sei, mit einem kleinen Team, Filme zu machen. Das ganze leider ohne Mikrofon und sehr leise.
Die Filmprogramme wurden nahezu einwandfrei abgespult. Es dürfte wohl ein Problem mit 24fps Filmen und der 25fps Projektion gegeben haben, da manche Filme im gleichen Maße leicht ruckelig liefen. Die „Kinos“ waren immer gut besucht. Freitags liefen dem Anschein nach auch mehrere Schulklassen mit LehrerInnen von einem Spielort zum nächsten. Für Gespräche nach den Filmen war leider keine Zeit, auch für eine kurze Vorstellung anwesender Filmemacher reichte diese nicht aus. Das führte dazu das ich bei den „Networking Sessions“ nicht die Leute gefunden habe, die ich eigentlich sprechen wollte. Meine wichtigen Fragen blieben also ungeklärt. Kurz ausgetauscht habe ich mich aber mit insgesamt drei ProduzentInnen, sechs RegisseurInnen und einem Komponisten, welcher der einzige war, der zufälliger Weise meinen Film gesehen hatte und mir dazu positives Feedback gab.
Bei den drei „Networking“-Events hab ich mich zugegeben etwas verloren gefühlt. Es schien mir aber so, als ob Leute die schon länger dabei sind, gerne auf die zu gehen, die alleine leicht abseits herum stehen.
Die Stadt ohne einem eigenen Flughafen, dafür mit einer alten Burgmauer und einer belebenden Universität, sieht nicht nur vom Fluss Ouse ganz schick aus, sondern auch in den kleinen alten Straßen, die vorbei an Kapellen, Pubs und Teestuben zu den verschiedenen Spielstädten des Festivals führen. Eine Reise würde sich also auch schon nur wegen des „Sightseeings“ lohnen.
Ich muss gestehen, dass ich nicht so viel vom Festival mitnehmen konnte, wie ich im vornherein gedacht habe, außer zwei oder drei gute Filme gesehen zu haben. Und weshalb würde man sonst zu einem Filmfestival fahren, wenn nicht der paar guten Filme wegen?
Nächstes Mal mit einer besseren Networking-Strategie ausgestattet...
und hoffentlich führen sie bis dahin Filmgespräche ein!
www.asff.co.uk