Long Week Of Short Films Festival 2016
Visum:
Die Korrespondenz mit dem Festival per Mail im Vorfeld war flott, unkompliziert und hilfreich. Der Hinweis, dass ich beim Antrag fürs Visum das Festival nicht als Reiseziel erwähnen soll, hat sich als clever erwiesen. Das begriff ich, nachdem ich bei der Visum-Antragstelle erfuhr, dass ich auch als „Autorin“ mit Verzögerungen zu rechnen hätte, da die Botschaft mein Gesuch erst „prüfen“ müsse. Da alles sehr knapp war, wäre die Reise dadurch fast ins Wasser gefallen. (Tipp: Visum rechtzeitig beantragen. Mindestens drei Wochen vor Reiseantritt (Feiertage beachten). Flug und Unterkunft erst verbindlich buchen, wenn Visum erstellt wurde, für die Antragsteller reicht (angeblich) Reservierung)
Verkehr in Shanghai
Die Straßen in Shanghai sind sehr gut ausgeschildert, immer auch in lateinischer Schrift. Nur die Hausnummern fand ich verwirrend, da oft Dutzende fehlen. Nicht verzweifeln, die muss man dann im Hinterhof suchen. Ein alter Mann, der kein Englisch sprach, führte mich zu meiner airbnb Unterkunft im 24. Stock eines alten Wolkenkratzers, bei dem angeblich der Aufzug öfters schlapp macht. (Tipp: Alle Adressen in Chinesischer Schrift ausgedruckt dabei haben. Viele Chinesen, auch Taxifahrer, sprechen kein Englisch.)
Kommunikation
Mein airbnb Vermieter Samuel Ding, ein junger Anwalt, war ausgesprochen freundlich, interessiert und hilfsbereit. Korrespondenz in Shanghai läuft übrigens weitgehend über Wechat (ähnlich Whatsapp). Mir wurde vom Festival ans Herz gelegt, die kostenlose App zu installieren. Vor Ort wurde ich auch gleich in zwei, drei Wechat-Gruppen des LWSFF eingeladen.
Das hat die Kommunikation mit Kolleg*innen und Organisator*innen sehr erleichtert. WLan-Zugang bekommt man in fast jeder Bar. (Tipp: Eventuell macht es Sinn, vorab einen informativen Account bei Wechat einzurichten, in dem auch der Film oder die Produktionsfirma Erwähnung findet.)
Networking
Paulina und Artur, die Organisator*innen des Festivals haben jede*n Filmemacher*in sehr warmherzig begrüßt.
Da ihnen kurz vor meiner Ankunft ein wichtiger Sponsor mit Vorführsaal abgesprungen war, waren sie schwer am Rotieren, um Ersatz zu finden. (Eventuell hatte der Rückzieher des staatlichen Min Sheng Museums mit Zensur zu tun?) Ihren engagierten Einsatz fand ich sehr bewundernswert.
Zahlreiche entzückende Volonteers bemühten sich außerdem, den Festival-Gästen ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Bei der jungen Generation war eine große Filmbegeisterung zu spüren. Das hat es uns leicht gemacht, Kontakte nach China zu knüpfen. Dafür wurden auch immer wieder zu kleinen und größeren Networking-Events eingeladen. Brunch, Lunch, Dinner, Meetingpoint.
In lockerer Athmosphäre ließ sich auch hier der Horizont erweitern und ein weltweites Netzwerk spinnen. Da ich insgesamt nur eine Woche für Shanghai „frei“ nehmen konnte, war ich leider bei der festlichen Eröffnung als auch bei der abschließenden feierlichen Preisverleihung nicht dabei.
Screening
Durch das Wegbrechen des Sponsors mit großem Vorführsaal mussten einige Screenings auf die Schnelle improvisiert werden. Es wurde auf große Cafés etc. ausgewichen. Das hatte einen eigenen Charme, auch wenn mir manche Räume nicht genug abgedunkelt waren. Die Bürgschaft wurde einmal im Work Café gezeigt (und gleich Publikumsliebling der Sektion J).
Wie alle ausländischen Filme mit chinesischen Untertiteln. Das Q & A im Anschluss war bewegend und sogar ein bisschen politisch. Hochinteressant, den Blick auf Deutschland und Europa mit seinen Krisen mal aus der Ferne wahrzunehmen, ganz neue Perspektive. Insgesamt war ich überrascht, wie furchtlos sowohl die Organisator*innen als auch ihre Mitarbeiter*innen das Festival betreuten. Es wurden radikale Filme gezeigt. Ich war von der Auswahl sehr beeindruckt.
Rund ums Festival
Das Festival-Team hat großes Interesse an einer Verlinkung mit der AG Kurzfilm und German Films. Es steht in gutem Kontakt zum Koki Freiburg, der Freiburger Geschäftsführer Ruben war mit an der Filmauswahl für Shanghai beteiligt.
Das Festival wurde von interessanten Lectures und Workshops durch internationale Gäste flankiert. Diese Veranstaltungen wurden rege besucht.
Auch hier bot sich durch Teilnahme die Möglichkeit, in direkten Kontakt mit weltoffenen Einheimischen zu gelangen.
Fazit
Ich habe viele interessante Menschen kennengelernt. Einige der Festivalfilme haben mich tief berührt. Mein erstes Mal in Asien hat alle Berührungsängste wie weggeblasen.
Shanghai mit seinen vielen Expats ist ein extrem spannender Ort zum Leben, Arbeiten und Besuchen. China steckt voller Rätsel. Kulturell, politisch, philosophisch. Begegnung und Berührung sind die Schlüssel der Völkerverständigung. Darum hoffe ich sehr, dass Paulina und Artur neue Sponsoren für ihr wunderbares Festival finden. Ihre Leidenschaft und Unverfrorenheit machen es zu einem einzigartigen Event und einem wichtigen Link Chinas mit dem restlichen Erdball.
Danke AG Kurzfilm und German Films, dass ihr mir diesen Trip in die andere Welt ermöglicht habt.