CinéDOC-Tbilisi International Documentary Film Festival 2017
Durchbricht man bei Regenwetter die Wolkendecke beim Anflug auf Tbilisi, ist als erstes der imposante goldene Flughafen - leider ausschließlich für Staatsgäste und ein Flugzeugwrack zu entdecken, bevor der öffentliche Flughafen erreicht wird. Danach geht es über die unspektakuläre Georg W. Bush Avenue in die Stadt, vorbei am gläsernen Ministerium bis zum Hotel direkt gegenüber vom Kino.
Alles ist bestens organisiert und der erste Tag komplett durchgeplant. Erst gibt es eine dreistündige sehr interessante Stadtführung, bei der man Fragen zur Geschichte stellen kann und andere Filmemacher kennenlernt, danach ein zweistündiges Panel im Georgischen Filminstitut über die Finanzierungsmöglichkeiten von Dokumentarfilmen und direkt im Anschluss ein Empfang auf dem Privatbesitz des litauischen Botschafters (Gastland) inkl. Stadtpanorama und persönlicher Begrüßung des Festivaldirektors.
Bei der ersten Vorstellung von Young CinéDOC Tbilisi am Nachmittag ist jeder Platz im Kino besetzt. Mein Film wird sub dubbed vorgeführt und im Anschluss gibt es Q&A mit einem aufgeschlossenen Publikum, das interessante Fragen stellt und sich einen Film zu ihrer eigenen persönlichen Geschichte wünscht.
Georgier sind für ihre Gastfreundschaft und das leckere Essen bekannt. Das Festival ist sehr gut organisiert. Abseits vom Programm gibt es in Tblilisi unendlich viel zu entdecken, vom Rustaweli-Boulevard mit russischen Prachtbauten über die verfallene Altstadt mit ihren Schwefelbädern, dem Markt auf einem stillgelegten Bahnhofsgleis bis hin zum Vergnügungspark mit Riesenrad auf den Hügeln der Stadt und einer Metrofahrt Eingang Rustaweli, bei der man auf einer hölzernen Rolltreppe in 120 Sekunden auf einer 120 m langen Rolltreppe 60 m in die Tiefe katapultiert wird.
Beeindruckend und äußerst unterhaltsam war auch das Freilichtkino mit anschließender Vorstellung eines ukrainischen Hypnotiseurs, ebenfalls Dokumentarfilmer. Für uns Festivalgäste gab es selbst in jeder ausverkauften Vorstellung mit Stehpublikum noch einen spontanen Sitzplatz, immer Taxiservice und viel Aufmerksamkeit sowohl vom Festivalteam als auch vom Publikum. Ich hoffe auf ein Wiedersehen in Tbilisi im nächsten Jahr und würde gerne einen Workshop für Kinder in Kooperation mit dem Goethe-Institut zu ihrer eigenen Geschichte geben.
www.cinedoc-tbilisi.com