Der Talent Campus vom Fajr Film Festival hat mir viel gebracht und ich bin sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe. Das bedeutendste war für mich weniger das Filmegucken, als der kulturelle Austausch mit Filmemachern aus aller Welt. Die Gastfreundschaft des Festivalteams und der Iraner allgemein war wirklich sehr warmherzig. Anfangs war ich mir vor der Reise ehrlich gesagt etwas unsicher, wie das dort alles sein wird (Sharia, man hört von öffentlichen Hinrichtungen, auf der Seite des Auswärtigen Amts stehen sehr viele Infos zu Gefährdungslagen etc.). Jalal, mittlerweile ein Kumpel, hat sogar gemeint, er hätte sich fast nicht getraut zu kommen. Und er ist Afghane. Jedenfalls waren alle Unsicherheiten unberechtigt, wir haben dort eine sehr freundliche, offene und intellektuelle Seite des Irans kennengelernt.
Ein paar negative Seiten waren folgende: Das Festival hat lange nicht auf Nachfragen per Mail geantwortet, die Kommunikation im Vorhinein war also sehr dürftig. Zudem wird von der Festivalleitung erwartet, dass wir Studenten zu allen Veranstaltungen kommen, aber natürlich will man dort lieber Teheran sehen, ins Museum gehen, spazieren. Dafür war insgesamt etwas Zeit, ich hätte mir nur noch etwas mehr gewünscht bzw. man hat sich die Zeit dann einfach genommen.
An einem der letzten Tage sind wir in der gesamten Gruppe (das war vom Festival organisiert) in einem Bus durch die Stadt zum Borj-e Milad (ein 435 m hoher Turm mit einem sehr schönen Ausblick) gefahren und später dann zu Filmkulissen von Iranischen Serien, wo zahlreiche Statisten in diversen Aufmachungen kleinere Shows lieferten. Das war insgesamt interessant anzusehen. Wichtig zu wissen ist übrigens, dass man vom Festivalteam über die gesamte Zeit gefilmt und, wenn man möchte, interviewt wird. Anfangs hat uns das etwas irritiert, war aber dann schnell vergessen.
Die Unterbringung war ein normal gutes Hotel, ich kann mich wirklich nicht beschweren, das war voll in Ordnung und man hatte alles, was man braucht. Alle Teilnehmer vom Talent Campus waren im Übrigen dort untergebracht, man traf sich also abends in der Lobby, beim Essen und ging zusammen hinaus. Und natürlich sehr positiv ist, dass das Festival Flüge und Unterbringung und das Frühstück gezahlt hat.
Kurzum: Ich kann den Talent Campus jedem empfehlen, vor allem, um die Stadt und die Menschen dort kennenzulernen. Der Iran war für mich bisher ein unbekannter Fleck, der nun mit unvergesslichen Erfahrungen, guten Gesprächen und Kontakten gefüllt ist. Filme und Masterclasses (übrigens doppelt gedolmetscht, was manchmal etwas anstrengend sein kann) sind in meinen Augen wirklich nur zweitrangig, obwohl auch hochkarätig besetzt (Veit Heiduschka, Ahmad Reza Motamedi, Victor Erice z.B. waren da und haben über ihre Arbeiten gesprochen). Die Erlebnisse und Freundschaften aber mit den Festivalteilnehmern, sie sind das Wertvollste und bleiben auf ewig.
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