International Short Film Festival Clermont-Ferrand 2019
Im vergangenen Februar durfte ich meinen Kurzfilm „Liebe - Oder Erinnerung an Judith R.“ im Rahmen des 41. Filmfestivals in Clermont-Ferrand präsentieren. Das Festival gehört im Kurzfilmbereich zu den bedeutendsten der Welt — eine große Ehre also, sich im internationalen Wettbewerb mit etwa 80 anderen Filmen um die zahlreichen Trophäen messen zu können.
Die Kommunikation mit den Veranstalter*Innen im Vorfeld des Festivals lief reibungslos ab. Abgesehen von üblichen Absprachen zum Ablauf des Festivals und den sechs Screenings meines Films, wurde ich über günstige Anreisemöglichkeiten sowie die vom Festival gestellte Unterbringung und Verpflegung informiert. Zudem wurden technische Details zur Vorführkopie und französischen Untertitelung abgestimmt.
Nach der nicht ganz unkomplizierten Anreise — bei Ankunft auf dem Flughafen Clermont-Ferrand empfehle ich eine Recherche der Verbindungen zwischen Flughafen und Innenstadt — wurden mir im Festivalzentrum eine Tasche mit Willkommensbrief, Festivalkatalog, Stadtplan und Kontaktdaten der Gästebetreuung übergeben. Den Unterlagen lagen zudem Restaurantgutscheine bei, so dass ich während meines viertägigen Aufenthalts gut und bequem essen konnte.
Bereits beim darauffolgenden Spaziergang zum Hotel wurde klar, dass das Kurzfilmfestival ein wichtiges Ereignis für die Stadt darstellt. An Litfaßsäulen und in Fensterläden hingen Plakate des Festivals, überall waren die zugehörigen Taschen zu sehen; überhaupt schien man mit offenen Armen empfangen zu werden. Der Eindruck setzte sich im Hotel fort. Das Personal war sehr gut informiert, die Unterbringung komfortabel und in Laufweite zu den wichtigsten Veranstaltungsorten gelegen. Zudem bot sich beim morgendlichen Frühstücksbuffet die Möglichkeit, mit anderen Filmemacher*Innen ins Gespräch zu kommen.
Dreh- und Angelpunkt des Festivals stellte der sogenannte Kulturpalast der Stadt, das Maison de Culture, dar — ein mehrstöckiger 70er-Jahre-Bau, im dem Filmemacher*Innen und Zuschauer*Innen von morgens bis abends an Screenings und Veranstaltungen rund um das Thema Kurzfilm teilnehmen konnten. Neben Podiumsdiskussionen mit den anwesenden Filmemacher*Innen umfasste das Angebot eine Reihe von Vorträgen, Industry-Talks und Workshops. Weitere Abendveranstaltungen wie Empfänge und Partys rundeten das Programm ab.
Das wichtigste Ereignis der Festivalreise stellte natürlich das Screening meines Films im großen Saal des Zentrums, dem Salle Cocteau, dar. Bis zu 1400 Zuschauer*Innen finden darin Platz. Umso überraschender (und erfreulicher!) war es dann auch, dass die nachmittägliche Vorstellung des entsprechenden Kurzfilmblocks nahezu ausverkauft war. Einziger Wermutstropfen blieb dabei, dass die anwesenden Filmemacher*Innen vor dem Screening auf die Bühne gebeten wurden und die Präsentation der Filme danach en bloc erfolgte. So bestand unmittelbar nach dem Screening keine Möglichkeit, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen.
Eine weitere Besonderheit des Festivals bot zudem der weltweit einzige Kurzfilmmarkt. In einer mit dem Kulturpalast Tür-an-Tür gelegenen Veranstaltungshalle konnten sich angemeldete Branchenvertreter*Innen dem geschäftlichen Teil des Festivalgeschehens widmen. Gefühlt waren dort alle wichtigen internationalen Kurzfilmfestivals und -verbände vertreten, so dass etwa ein offener und persönlicher Austausch mit Programmer*Innen möglich war. Auch die AG Kurzfilm konnte mit einem Stand aufwarten; der von ihr organisierte Empfang sowie die zugehörige Party samt Buffet bzw. Freigetränken gehörten zu weiteren Höhepunkten des Festivals.
Alles in allem werde ich das Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand als eine wertvolle und inspirierende Zeit in Erinnerung behalten. Das Festival präsentierte ein sehr gutes Programm unterschiedlichster Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilme aus aller Welt, das seinem Ruf gerecht werden konnte; auch konnte ich im Zuge der vielen Nebenveranstaltungen etliche neue und wichtige Kontakte knüpfen. Eine Reise zum Festival kann ich deshalb jeder Filmemacher*In — vor allem bei Einladung eines eigenen Films — wärmstens empfehlen!