25FPS INTERNATIONAL EXPERIMENTAL FILM AND VIDEO FESTIVAL 2021
Schon seit Jahren war mir das Festival 25 FPS in Zagreb dem Namen nach bekannt und vor allem wegen Leidenschaft für das analoge Vorführformat. Unter den nicht wenigen spannenden und eine mutige Filmauswahl präsentierenden Festivals in Ex-Jugoslawien sollte es das Forum für experimentelle und eben auf Filmmaterial entstandene oder gar vorführbare Filme sein.
Schon von der ersten Kommunikation an und noch bevor ich persönlich in Zagreb angekommen war, fühlte ich mich als Gast willkommen und voller Herzlichkeit eingeladen.
Mein Kurzfilm hatte Mitte Juni 2021 (nur knapp zwei Wochen nach Ende der Einreichfrist) die Einladung zum Festival erhalten. Die Kommunikation mit der Festivaldirektion (in diesem Fall Marina Kozul) war unwahrscheinlich angenehm, die Rückmeldungen einerseits enthusiastisch-zuvorkommend, und anderseits präzise und die logistischen oder technischen Fragen sehr sorgfältig benennend. Sogar der Termin der Vorführung meines Films wurde mit mir abgestimmt, nachdem ich zunächst nicht wusste, an welchen Tagen ich würde anreisen können.
Mithin war die Vorfreude auf den Aufenthalt in Zagreb und den Austausch mit den Festivalverantwortlichen sehr groß. Diese Erwartung wurde erfüllt.
Alle Gäste des Festivals waren im selben Hotel untergebracht, was eine gemeinschaftliche Atmosphäre schuf. Von ihm sind es etwa 10 Minuten zu Fuß zum Spielort, dem „Studentenzentrum“ (Studentski centar) genannten sehr großen Kinoraum, der auch ein dreimal so großes Filmfestival beherbergen könnte.
Das Gästezentrum und Akkreditierungsbüro befand sich unmittelbar vor dem Eingang zum Kino. Die Gästebetreuung empfing die doch nicht wenigen aus dem Ausland angereisten FilmemacherInnen ebenfalls mit großer Zuvorkommenheit; welche Fragen man auch haben konnte, es wurde sich darum gekümmert. Gleich bei der Ankunft konnte man angeben, ob man einen PCR- oder Antigentest für die Rückreise bräuchte, und falls ja, so wurde er für den Tag vor der Abreise organisiert; man erhielt eine Festivaltasche, darin ein Katalog und einige Souvenirs aus Zagreb und vom Festival.
Das Festivalprogramm begann bis auf den Eröffnungstag immer um 16 Uhr. Der erste Programmpunkt versammelte Wunschfilme der Mitglieder der Hauptjury, danach folgten (um 18 und 20 Uhr) die Filme des Internationalen Wettbewerbs. Ab 22.30 Uhr gab es an zwei Abenden ein Programm „Expanded Cinema“, bei dem Projektionsexperimente und Live-Musikeinspielung einen Zauber in diesen großen, weitläufigen Kinoraum brachten.
In den Proprammen des Internationalen Wettbewerbs wurden vor der Vorstellung erst alle anwesenden FilmemacherInnen begrüßt. Danach liefen die Filme nacheinander, ohne Pause. Nach der Projektion des letzten Films wurden in chronologischer Reihenfolge die FilmemacherInnen auf die Bühne geholt. Die Filmgespräche, sehr empathisch, kundig und in vorzüglichem Englisch von Ejla Kovačević moderiert, dauerten 5 bis 7 Minuten. Ihre Fragen waren nie vorgefertigt, sondern genau auf den jeweiligen Film abgestimmt.
Gerade zum Internationalen Wettbewerbsprogramm kamen nicht wenige Zuschauer. Etwa 50-70 ZuschauerInnen dürften es gewesen sein, darunter vor allem junge Menschen.
Die FestivalleiterInnen Marina Kozul und Mario Kozina waren omnipräsent, vor und nach den Vorführungen, und man konnte sich mit ihnen über das Gesehene unterhalten. An das Kino angeschlossen ist eine Bar, die in den Programmpausen zumeist der Haupttreffpunkt war.
Die Vorführungen, gerade die analogen, bestritt ein aus Österreich geholter Vorführer, der sonst für angesehene Festivals in seinem Heimatland arbeitet. Die analogen Vorführungen waren sauber und genau; ich durfte ohne Weiteres auch vorab mit ihm sprechen, um ihn auf einige technische Aspekte der Projektion hinzuweisen bzw. ihn um besondere Aufmerksamkeit zu bitten.
Es gab keine weiteren Programmpunkte neben den Vorführungen selbst, was auch dafür spricht, dass es sich hier um ein (im besten Sinne) klassisches, der Liebe zum Kino verpflichtetes Festival handelt. Da es ein überschaubarer Rahmen ist, hatte man die Möglichkeit, mit allen anderen geladenen Gästen zu sprechen und sich zu vernetzen. Es waren auch einige Fachbesucher (Filmjournalisten / Filmkuratoren) anwesend, aber weniger als in den Jahren vor der Pandemie.
Die drei Tage in Zagreb waren auch jenseits des Festivals schön und erkenntnisreich, denn es ist eine lebendige, vom Einfluss der Globalisierung noch nicht vollends erfasste Stadt – vor allem aber werde ich mich immer gerne an diese Einladung zum 25 FPS erinnern. Wenn irgendwann einmal eine nächste Einladung sich realisieren sollte, werde ich sie mit Freude annehmen.