I'VE SEEN FILMS - INTERNATIONAL SHORT FILM FESTIVAL 2009
24.09.–3.10.2009
Bericht von Christine Lang (QUIO: RISING TIDE)
Nachdem gerade das Milano Filmfestival 2009 zu Ende gegangen war, hielt ein kleinerer Filmevent Einzug in die norditalienische Stadt. Unter dem Titel „I’ve Seen Films“ ludt der Hollywoodstar Rutger Hauer, in Kooperation mit dem italienischen Kurzfilmvertrieb Cortoweb (und vielen Sponsoren), zum zweiten Mal zu einem 10-tägigen Kurzfilmfestival ein.
„I've seen things you people wouldn't believe...“ ist der Satz, der den niederländischen Schauspieler 1982 berühmt machte. Seine Darstellung des intelligenten Replikanten in Blade Runner ging in die Filmgeschichte ein und stellt einer der größten Erfolge seiner Karriere dar. In den vergangenen Jahren tauchte Rutger Hauer vor allem in Nebenrollen großer Produktionen wie beispielsweise „Confessions of a Dangerous Mind“ (2002) oder „Batman Begins“ (2005) auf. Neben seiner schauspielerischen Arbeit aber ist er sehr umtriebig, zum einen betreibt er in Los Angeles die „Rutger Hauer Starfish Association“, die sich der Prävention und Erforschung von HIV widmet, zum anderen in Rotterdam die „Rutger Hauer Filmfactory“, in der er junge Filmemacher unterrichtet und fördert. Der 65jähige gibt sich erstaunlich gegenwartsbezogen, interessiert sich für zeitgenössische Entwicklungen im Film, vor allem für die Rolle der Digitalisierung und des Internets. So schreibt sich das „I’ve seen Films Festival“ auf die Fahnen, alle Filme in bester digitalisierter Qualität zu zeigen (was nur bedingt Sinn macht, dazu später mehr). Außerdem gab es neben dem traditionellen Wettbewerb einen zusätzlichen Online Voting Award.
Insgesamt wirkt das Engagement Rutger Hauers für den jungen Film glaubwürdig. Er ist während des gesamten Festivals vor Ort präsent und in der gemeinsam mit dem polnischen Autor und Regisseur Lech Majewski gehaltenen „Masterclass“ für angereiste Filmemacher ansprechbar (ich hatte aus zeitlichen Gründen leider keine Gelegenheit daran teilzunehmen). Nach eigener Aussage geht es Rutger Hauer darum, die derzeitige Renaissance des Kurzfilms sichtbar zu machen und die digitale Zukunft des Kinos zu thematisieren. Ein ehrenhaftes soziokulturelles Anliegen, und auch bei der (übrigens gutbesuchten) Preisverleihung gibt sich der umschwärmte Star sympathisch, charmant-nerdig und „volksnah“. (Ich konnte ihm übrigens die mitgebrachten German-Films- und AG-Kurzfilm-DVDs persönlich überreichen.)
Das Programm des Filmfestivals war mit 231 Filmen aus 70 Ländern, die über zehn Tage an drei Orten, dem Gnomo Milano Cinema, dem Centre Culturel Francais und der Mediengalerie THECA, gezeigt wurden, unbewältigbar groß. Bei einer solchen Anzahl von Filmen vermisst man zumeist eine kuratierende Hand, hier gilt es, die Perlen des Programms per Zufall zu entdecken. Wenn man Glück hat, kann man aber interessante Kuriositäten aus aller Welt sehen, denen man sonst nicht über den Weg laufen würde. (Beispielsweise der merkwürdige, professionell gemachte uruguayische Trashfilm: „Los Señalados de Dios“ über die Visionen eines von einer Schlange gebissenen Machos - außer uns hat allerdings niemand gelacht, was wir sehr merkwürdig fanden...) Es war alles dabei, Spiel- und Dokumentarfilme, Experimental- und Animationsfilme und Videoclips. Wie und in welcher Reihenfolge die Filme gezeigt wurden, hat sich uns als Zuschauer nicht erschlossen, das Programm wirkte eben wie ein bunter Blumenstrauß.
Darüber hinaus eignete sich der hypermodern hell eingerichtete Venue THECA nur begrenzt für die Vorführung von Spielfilmen. Hier gab es keine Leinwand, sondern eine Flatscreen-Wand, was dazu führte, dass die Screen-Begrenzungen sich als schwarzes Gitternetz über die Filmbilder legte - insbesondere störend bei Großaufnahmen. Außerdem machen sich bei dieser Art Präsentation schon kleinste Unterschiede in der Farbkalibrierung störend bemerkbar. Insgesamt waren die Screenings in der THECA ein Beispiel dafür, wie technischer Fortschrittsglaube zu einem ästhetischen Rückschritt führt.
Im Ganzen aber beeindruckte das Festival mit guter Organisation und Informationslogistik. Die Filmemacher wurden alle in einem Hotel untergebracht, in der THECA gab es einen Treffpunkt mit Snacks und Getränken. Aber das wirklich Besondere an diesem Festival stellt
sicherlich die namenhafte Jury dar. Hier tauchen berühmte internationale Namen aus dem Filmbusiness auf: Ridley Scott, Robert Rodriguez, Lech Majewski, Miranda Richardson, Paul Verhoeven, Anton Corbijn, Christopher Nolan und andere. Alles persönliche Kontakte des Schirmherren, die, laut Festivalorganisation sich die Filme tatsächlich alle angeschaut haben sollen... Die Awards gingen so aus den jeweiligen Bewertungen im mathematischen Durchschnitt hervor. Und das wiederum hat uns glücklich gemacht, denn mit unserem narrativen Video QUIO: RISING TIDE haben wir den CNR Media „Best Videoclip“ Award gewonnen.
www.icfilms.org / www.cortoweb.com
Nachdem gerade das Milano Filmfestival 2009 zu Ende gegangen war, hielt ein kleinerer Filmevent Einzug in die norditalienische Stadt. Unter dem Titel „I’ve Seen Films“ ludt der Hollywoodstar Rutger Hauer, in Kooperation mit dem italienischen Kurzfilmvertrieb Cortoweb (und vielen Sponsoren), zum zweiten Mal zu einem 10-tägigen Kurzfilmfestival ein.
„I've seen things you people wouldn't believe...“ ist der Satz, der den niederländischen Schauspieler 1982 berühmt machte. Seine Darstellung des intelligenten Replikanten in Blade Runner ging in die Filmgeschichte ein und stellt einer der größten Erfolge seiner Karriere dar. In den vergangenen Jahren tauchte Rutger Hauer vor allem in Nebenrollen großer Produktionen wie beispielsweise „Confessions of a Dangerous Mind“ (2002) oder „Batman Begins“ (2005) auf. Neben seiner schauspielerischen Arbeit aber ist er sehr umtriebig, zum einen betreibt er in Los Angeles die „Rutger Hauer Starfish Association“, die sich der Prävention und Erforschung von HIV widmet, zum anderen in Rotterdam die „Rutger Hauer Filmfactory“, in der er junge Filmemacher unterrichtet und fördert. Der 65jähige gibt sich erstaunlich gegenwartsbezogen, interessiert sich für zeitgenössische Entwicklungen im Film, vor allem für die Rolle der Digitalisierung und des Internets. So schreibt sich das „I’ve seen Films Festival“ auf die Fahnen, alle Filme in bester digitalisierter Qualität zu zeigen (was nur bedingt Sinn macht, dazu später mehr). Außerdem gab es neben dem traditionellen Wettbewerb einen zusätzlichen Online Voting Award.
Insgesamt wirkt das Engagement Rutger Hauers für den jungen Film glaubwürdig. Er ist während des gesamten Festivals vor Ort präsent und in der gemeinsam mit dem polnischen Autor und Regisseur Lech Majewski gehaltenen „Masterclass“ für angereiste Filmemacher ansprechbar (ich hatte aus zeitlichen Gründen leider keine Gelegenheit daran teilzunehmen). Nach eigener Aussage geht es Rutger Hauer darum, die derzeitige Renaissance des Kurzfilms sichtbar zu machen und die digitale Zukunft des Kinos zu thematisieren. Ein ehrenhaftes soziokulturelles Anliegen, und auch bei der (übrigens gutbesuchten) Preisverleihung gibt sich der umschwärmte Star sympathisch, charmant-nerdig und „volksnah“. (Ich konnte ihm übrigens die mitgebrachten German-Films- und AG-Kurzfilm-DVDs persönlich überreichen.)
Das Programm des Filmfestivals war mit 231 Filmen aus 70 Ländern, die über zehn Tage an drei Orten, dem Gnomo Milano Cinema, dem Centre Culturel Francais und der Mediengalerie THECA, gezeigt wurden, unbewältigbar groß. Bei einer solchen Anzahl von Filmen vermisst man zumeist eine kuratierende Hand, hier gilt es, die Perlen des Programms per Zufall zu entdecken. Wenn man Glück hat, kann man aber interessante Kuriositäten aus aller Welt sehen, denen man sonst nicht über den Weg laufen würde. (Beispielsweise der merkwürdige, professionell gemachte uruguayische Trashfilm: „Los Señalados de Dios“ über die Visionen eines von einer Schlange gebissenen Machos - außer uns hat allerdings niemand gelacht, was wir sehr merkwürdig fanden...) Es war alles dabei, Spiel- und Dokumentarfilme, Experimental- und Animationsfilme und Videoclips. Wie und in welcher Reihenfolge die Filme gezeigt wurden, hat sich uns als Zuschauer nicht erschlossen, das Programm wirkte eben wie ein bunter Blumenstrauß.
Darüber hinaus eignete sich der hypermodern hell eingerichtete Venue THECA nur begrenzt für die Vorführung von Spielfilmen. Hier gab es keine Leinwand, sondern eine Flatscreen-Wand, was dazu führte, dass die Screen-Begrenzungen sich als schwarzes Gitternetz über die Filmbilder legte - insbesondere störend bei Großaufnahmen. Außerdem machen sich bei dieser Art Präsentation schon kleinste Unterschiede in der Farbkalibrierung störend bemerkbar. Insgesamt waren die Screenings in der THECA ein Beispiel dafür, wie technischer Fortschrittsglaube zu einem ästhetischen Rückschritt führt.
Im Ganzen aber beeindruckte das Festival mit guter Organisation und Informationslogistik. Die Filmemacher wurden alle in einem Hotel untergebracht, in der THECA gab es einen Treffpunkt mit Snacks und Getränken. Aber das wirklich Besondere an diesem Festival stellt
sicherlich die namenhafte Jury dar. Hier tauchen berühmte internationale Namen aus dem Filmbusiness auf: Ridley Scott, Robert Rodriguez, Lech Majewski, Miranda Richardson, Paul Verhoeven, Anton Corbijn, Christopher Nolan und andere. Alles persönliche Kontakte des Schirmherren, die, laut Festivalorganisation sich die Filme tatsächlich alle angeschaut haben sollen... Die Awards gingen so aus den jeweiligen Bewertungen im mathematischen Durchschnitt hervor. Und das wiederum hat uns glücklich gemacht, denn mit unserem narrativen Video QUIO: RISING TIDE haben wir den CNR Media „Best Videoclip“ Award gewonnen.
www.icfilms.org / www.cortoweb.com