Uppsala International Short Film Festival 2024

Das Uppsala International Short Film Festival oder Kortfilmfestival, wie es im schwedischen heißt, fokussiert sich auf das Format Kurzfilm und ist dafür bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, sowie der European Film Academy und BAFTA anerkannt worden. Das Filmprogramm des Festivals ist dabei sehr breit aufgestellt, mit Experimental- und Dokumentarfilmen, narrativen Kurzfilmen, bis hin zu Kinderfilmen, sowie interessanten Sonderprogrammen mit thematischem oder länderspezifischem Fokus. Dabei ist das Besondere des Festivals aber nicht nur die interessanten Screenings, das Festival lädt auch zu verschieden Masterclasses, Panels, Empfängen und anderen Veranstaltungen ein, bei denen sich Filmschaffende mit interessanten Gästen austauschen können. Das Festival ist wirklich gut organisiert und durch den unglaublich wertschätzenden Umgang wird eine sehr schöne Atmosphäre geschaffen. Hier meine Lieblingsmomente:

Screening von unserem Kurzfilm „Ein Fahrrad für Alicia“

Das Uppsala International Short Film Festival hat neben dem internationalen und nationalen Kurzfilmwettbewerb, in dem viele interessante experimentelle Filme laufen, auch einen Wettbewerb um den besten Kinderfilm. Unser Kurzfilm „Ein Fahrrad für Alicia“ lief sowohl im Wettbewerb um den besten Kinderfilm, als auch im Sonderprogramm für Familienfilme. Der Film geht um die Teenagerin Alicia, die von ihrem Bruder ein gestohlenes Fahrrad geschenkt bekommt und sich entscheiden muss, ob sie ihren vorbestraften Bruder verrät oder die Schuld auf sich nimmt. Auch wenn andere Filmschaffende sich das Kinderfilmprogramm anschauen, werden die Tickets bevorzugt an Schulklassen und Jugendliche vergeben, wodurch der Kinosaal bei allen 6 Screenings von Jugendlichen gefüllt wurde. Es war sehr schön, den Film vor so vielen der Menschen zu zeigen, über die wir in unserem Film auch erzählen und das Feedback der Zuschauenden war sehr überwältigend.

Festivals meet Filmmakers

An den letzten vier Tagen des Festivals werden alle Filmschaffenden eingeladen und das Programm ist voll mit Empfängen und Austauschmöglichkeiten. Schon am ersten Abend gab es einen Meet&Greet, das „Festivals meet Filmmakers“ für die Filmschaffenden, bei der sich jede anwesende Person kurz mit einem Mikrofon vorstellen konnte. Die Jury, bestehend aus Programmleiter:innen internationaler Festivals und anderer Filminstitute, sowie weitere interessante Filmgäste, mischten sich auch in die Menge. Es entstand eine lockere und familiäre Atmosphäre, bei der neue Kontakte geknüpft werden konnten und Filmschaffende von überall auf der Welt aufeinandertrafen. Neben den nationalen und internationalen Akkreditierten, die mit eigenen Kurzfilmen auf dem Festival laufen, sind jedes Jahr auch viele schwedische Filmschaffende dabei, die Teil der Uppsala Talent Days sind.

In den kommenden Tagen gab es Veranstaltungen wie das Filmquizz oder ein Konzert zu einem Filmprogramm, und an jedem Abend folgten Empfänge, bei denen das Festival sogar ein kostenloses selbstgemachtes Buffet anbot, sowie freie Getränke.

Diese Austauschmöglichkeiten sind für mich wirklich wertvoll gewesen, weil ich durch den Input der Panels und des Filmprogramms sehr inspiriert war und jeden Tag wahnsinnig spannende Gespräche mit anderen Filmschaffenden über ihre Perspektiven auf Film führen konnte.

Masterclass mit Marija Kavtaradze

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Marija Kavtaradze sprach in ihrer Masterclass über ihre Arbeiten, u.a. ihren Spielfilm „Slow“, der 2023 auf dem Sundance Film Festival premierte und von Litauen als Beitrag für die Oscarverleihung 2024 eingereicht wurde. Wir konnten uns verschiedene Szenen aus ihren Werken anschauen und sie erzählte offen, wie sie ihre Figuren und Dialoge baut. Es folgte ein inspirierender und wertschätzender Austausch übers Schreiben und Inszenieren.

Drei Sonderprogramme auf dem Uppsala Kortfilmfestival zeigten dieses Jahr spannende Filme aus Litauen, eine Kooperation der Lithuanian Shorts, Lithuanian Film Centre and the Lithuanian Cultural Attache. Kuratiert wurden sie von Mantė Valiūnaitė, Filmkritikerin und Programmgestalterin des Vilnius Short Film Festivals.

Would you buy this

Das Panel „Would you buy this“, war eine sehr interessanteste Gesprächsrunde des Festivals, bei der alle akkreditierten Filmschaffenden zuhören konnten. Teilnehmende der Uppsala Talent Days zeigten dabei die ersten drei Minuten ihrer Kurzfilme und es wurde an Jason Anderson (Toronto International Film Festival, Aspen Shorts), Marija Milovanović (LEMONADE FILMS) und Enrico Vannucci (Locarno Film Festival) die Frage gestellt, ob sie den Film weiterschauen würden und wenn ja, warum. Diese Frage lud dazu ein, darüber zu diskutieren, was wir uns von Kurzfilmen als innovative und doch narrative Kunstform wünschen, und wie ein Filmanfang die richtige Stimmung setzt. Gleichzeitig war das Schöne, dass die drei Programmleiter:innen und Distribution Agent:innen, auch oft unterschiedlicher Meinung waren und sehr ehrlich über ihre Wahrnehmung gesprochen haben, wodurch der Austausch inspirierend und ermutigend war.

Preisverleihung - We won!

Am vorletzten Tag wurden alle Filmschaffenden zur Preisverleihung im Slottsbiografen eingeladen, eines der ältesten erhaltenen Kinos in Schweden, in dem schon der Regisseur Ingmar Bergman seine ersten Filme sah. Als erstes wurde der beste Kinderfilm von einer Jugendjury ausgezeichnet und wir haben gewonnen! Die Jury las eine wundervolle Laudatio vor, die mich wirklich sehr berührt hat. Dann wurden die anderen Gewinnerfilme genannt, die zusammen mit „Ein Fahrrad für Alicia“ nach der Preisverleihung im Slottbiografen noch einmal gezeigt wurden. Besonders begeistert hat mich dabei der Gewinner für den internationalen Kurzfilmwettbewerb „A MOVE“ von der iranischen Regisseurin Elahe Esmaili.

Nach dem Screening gibt es eine Filmparty im Old City Hotel, bei der fast alle Filmschaffenden, Programmleiter:innen und Veranstalter:innen mit dabei sind, was wieder eine schöne Gelegenheit für Austausch bietet. Neben interessanten Gesprächen wird im Keller auch getanzt. Ein tolles Ende dieser wunderschönen Festivalreise!