Bericht von Marco Wilms (RESAMPLING THE PAST + PETER WEIBEL MEIN LEBEN)
Bei der Anreise in Argentinien wurde ich zusammen mit 8 weiteren Filmemachern vom Flughafen abgeholt. Nach einer 2-stündigen Anreise durch den morgendlichen Stau zum Festival kamen wir im Hotel an.
Das Abasto Hotel, in dem ich 4 Nächte auf Kosten des Festivals untergebracht war, war sehr gut, obwohl ich von anderen deutschen Gästen gehört hatte, dass das Festival lediglich 3 Übernachtungen übernahm.
Besonders gut organisiert war der BAFICI Desk im Hotel, an welchem man sich jederzeit über alle Fragen bezüglich des Transports und über sonstige Belange informieren konnte.
Die Festivaleröffnung wurde in Spanisch abgehalten – leider ohne Übersetzung. Die Festivalmitarbeiter sprechen ein gutes Englisch, allerdings fast niemand, dem man im Hoyts Kino oder auf der Straße begegnet. Dass man sich dem Kinopersonal nicht verständlich machen konnte, war schon ungewöhnlich für ein internationales Festival. Das Hoyts Multiplex Kino spielte den größten Teil des Festival Programms, was sehr praktisch war.
Die Kinoprojektionen war sehr gut, exzellente Qualität, eine riesige Leinwand, in etwa vergleichbar mit der Berlinale. Vor jedem Screening gab es einen genauen Technik-Check und eine Absprache mit demjenigen Moderator, der später das Filmgespräch führen würde. So verlief mein Screening vollkommen reibungslos, was man nicht von jedem Festival behaupten kann. Und gerade bei meinen zwei Filmen PETER WEIBEL - MY LIFE (Digibeta) und RESAMPLING THE PAST (Datei vom Computer projiziert), die in einem Block liefen, war das auch nicht so einfach.
Meine Werbematerialien in Form von Postkarten, mit dem German Films- und dem AG Kurzfilm-Logo, fanden reichlich Zuspruch. Ich musste jeden Tag nachlegen. Am Ende waren es ca. 500 Postkarten, die mitgenommen wurden.
Meine beiden Filmgespräche liefen sehr gut: Ich antwortete auf Englisch und das Gespräch wurde ins Spanische übersetzt. Das Publikum selbst, so machte es den Eindruck, schien nicht sehr gut englisch zu sprechen, da immer erst bei der Übersetzung gelacht wurde.
Dennoch war das Interesse groß, was man daran erkennen konnte, dass das Publikum in meinen Vorführungen fast komplett bis zum Ende des Filmgespräches sitzen blieb.
Als Akkreditierter bekommt man nur 2 Freikarten für andere Filme pro Tag und muss sie sich am Morgen des gleichen Tages besorgen - später gibt es für die meisten Filme keine Akkreditierungs-Karten mehr. Mit einer Akkreditierung kann man darüber hinaus auch die Vormittags-Pressvorführungen besuchen. Ansonsten liegt der herkömmliche Preis der Karten bei 3-4 Euro.
Das Programm vereint sehr viele unterschiedliche Filme. Neben dem Kurzfilmprogramm werden eine Reihe von Art House Filmen gezeigt, einige davon mit experimentellem Charakter. Spiel und Dokumentarfilme sind bunt gemixt. Aber es gibt auch ein paar „Mainstream“ Festival Filme, die woanders schon erfolgreich liefen.
Um Einladungen, Empfänge und sonstige Möglichkeiten des Networkings musste man sich selbst kümmern. Automatisch hat man leider fast nichts bekommen. Dabei sind diese Termine natürlich wichtig als Kontaktbörse. Um das Come-Together kümmert sich das Festival weniger. Man fühlt sich etwas allein gelassen und braucht eine Weile, bis man weiß, wer der richtige Ansprechpartner ist und wohin man gehen muss. Ich vermute, dass es aufgrund des knappen Budgets ohnehin nicht so viele Einladungen und Empfänge wie bei anderen großen Festivals gibt. Merkwürdigerweise ist das Publikum auch nicht so international, wie das Programm vermuten ließe.
Es gibt parallel zum Festival drei Industry Markt Programme, genannt Buenos Aires Lab (BAL). Sie sind vor allem dafür gedacht, lateinamerikanische Filme zu fördern. Puentos vereint als einziges Programm davon Filme aus Latein-Amerika und Europa/USA/Kanada etc.
Die 3 Sektionen sind:
WORK IN PROGRESS.
In einem Kino wurden Dreh Material Proben von 8 Projekten gezeigt, das Team war anwesend. Die Drehausschnitte, Trailer würde ich nicht sagen, zeichneten sich alle durch spannende Visualität aus. Die filmische Qualität der Ausschnitte war äußerst hoch. Alle präsentierten Projekte sollen Kinofilme werden. Im Kinosaal saßen, soviel ich das mitbekommen habe, Festivalorganisatoren und potentielle Koproduzenten. Ich glaube keine Redakteure. Die Präsentation nahm auch keine Rücksicht auf TV-Längen. Es ist ja mittlerweile üblich, bei Kinofilmen auch immer parallel eine 52-minütige TV-Version anzubieten, um die Finanzierung über TV-Verkäufe zu ermöglichen. Im BAL-Work in Progress spielte das keine Rolle.
COPRODUCTION MEETINGS
Am Tag darauf wurden 2 Tage lang Einzelgespräche organisiert. Da ich als deutscher Produzent angefragt hatte, wurde ich integriert. Ich hatte schon von Deutschland aus die Projektgruppen angegeben, die ich gern treffen würde. Ich habe mich mit 3 Projekt-Teams aus Work in Progress und mit 2 Produzenten- /Regie-Teams aus der Sektion Coproduktion getroffen. Die latein-amerikanischen Produktions-Teams waren sehr daran interessiert, sich mit mir auszutauschen. Für die europäische TV-Landschaft brauchen die meisten Präsentationen aber noch eine Bearbeitung. Einige Projekte wären sicher interessant für den europäischen Markt. Wie es weitergeht, wird man sehen.
Absatzmöglichkeiten für fertige deutsche Filme, also bspw. für jene auf dem Festival, konnte ich nicht finden. Es waren keine Vertreter latein-amerikanischer TV Sender oder Vertriebe aus der Region präsent. Filmverleiher habe ich persönlich nicht getroffen, aber meine beiden auf dem Festival gezeigten Filme waren schon allein von der Länge her nicht kinotauglich.
PUENTES
Das ist ein Projektentwicklungs-Workshop. Ich habe ihn nicht besucht.
Es wurden in allen Sektionen sowohl Spielfilmprojekte (mehrheitlich) als auch Dokumentarfilmprojekte vorgestellt.
FAZIT:
Ich denke, wenn man an Filmen aus Latein-Amerika interessiert ist, ist das BAL eine gute Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und interessante Projekte kennen zu lernen.
In meiner Doppelfunktion als Regisseur und Produzent konnte ich vieles finden, was für mich interessant war.
www.bafici.gov.ar