San Sebastian - International Film Students Meeting 2012
Bericht von Caroline Wendt (WORK)
Im Rahmen des San Sebastian Filmfestivals 2012, nahm ich vom 26. bis 28. September am internationalen Treffen der Filmhochschulen teil. Das Treffen vereint angehende Regisseure, Autoren und Produzenten aus der ganzen Welt und gibt ihnen die Möglichkeit ihre Kurzfilme zu präsentieren, an Diskussionen teilzunehmen und sich mit Fachleuten diverser Zweige der Filmbranche auszutauschen.
Der fachliche Einstieg in das dreitägige Programm wurde am 26. September nach der offiziellen Begrüßung mit zwei Podiumsdiskussionen gemacht, in denen über verschiedenste Aspekte des heutigen Filmemachens reflektiert wurde. Besonders wertvoll hierbei war die Präsenz von Lord David Terrence Puttnam, britischer Filmproduzent (u.a. Midnight Express, The Killing Fields, The Mission), Filmpolitiker und einst Leiter der National Film and Television School. In seiner Doppelfunktion als Vortragender und Präsident der Jury des Kurzfilmwettbewerbs, brachte er spannende Erfahrungen ein und gab nach den Filmvorführungen viel individuelles Feedback.
Ergänzend fand im Vorfeld des Wettbewerbs eine Diskussionsrunde mit der unabhängigen New Yorker Produzentin Christine Vachon (Killerfilms) statt, die ihren Erfahrungsschatz aus über 70 Produktionen (u.a. Boys don’t cry, Happiness, Safe, I shot Andy Warhole, Shut up and play the hits, I’m not there, Cairo Times) mit dem Publikum teilte. Einen Schwerpunkt legte sie hierbei auf neue Formen der Produktion (Online Content) und der Finanzierung (Crowdfunding).
In den Kurzfilmwettbewerb gingen 14 Filme aus Spanien, Chile, dem vereinigten Königreich, Israel, Frankreich, Kuba, Rumänien, Argentinien, Polen und Mexiko. Zusätzlich wurden zwei Filme aus dem Atelier Ludwigsburg-‐Paris sowie der internationale Episodenfilm Hives gezeigt. Bemerkenswert war die Diversität der präsentierten Filme. Vom mitunter experimentellen Spielfilm, über dokumentarisches und semi-‐dokumentarisches bis hin zur Animation, gab es verschiedenste künstlerische, politische und humoristische Denkanstöße.
Für viele Studenten stellt das Treffen in San Sebastian die Plattform für einen ersten Austausch über ihre Filme mit einem internationalen Publikum dar. Besonders hilfreich ist daher die kleine Fragerunde nach jeder Vorführung, die es erlaubt, jeden Kurzfilm zu besprechen und mehr über die Motivationen der Regisseure, Autoren und Produzenten zu erfahren.
Die Entscheidung der Jury war, nach Informationen einiger Mitglieder, nicht einfach. Dennoch wurden am Freitagabend drei Filme ausgezeichnet: The Mass of Men, Wedding Duet und I Think This Is The Closest To How The Footage Looked.
Den 1. Platz machte die an der NFTS produzierte politische Fiktion The Mass of Men, die sich, in Reaktion auf die Unruhen in London 2011, mit dem wachsenden Hass hilflos gewordener Menschen auf das Gesellschaftssystem beschäftigt. Neben einer äußert effektiven und emotional starken Umsetzung, fallen vor allem die Dialoge auf, die auf geschickte Weise mit Auszügen aus Reden des Premierministers David Cameron gespickt sind. Für die Produzentin Emily Morgan, den Regisseur Gabriel Gauchet und die Co-‐Autorin Rungano Nyoni, ist die Auszeichnung mit dem Panavision Award und dem Freak Independent Film Agency Award bereits die zweite, nach dem Pardino d'oro für den besten internationalen Kurzfilm aus Locarno.
Das internationale Treffen der Filmstudenten klang am Freitagabend nach der kleinen, aber feierlichen, Siegerehrung mit einer gelungenen Feier in einer stilvollen Location am Strand aus. Selbst wenn bei Teilnahme an allen Programmpunkten des Treffens nicht viel Zeit bleibt Filme des offiziellen Wettbewerbs zu besuchen, ist es für junge Filmemacher dennoch ein attraktives Rendezvous.
www.sansebastianfestival.com