Hiroshima 15th International Animation Festival 2014
Bericht von Špela Čadež (BOLES)
Hiroshima ist das wichtigste Animationsfestival in Asien und zählt neben Annecy und Ottawa sogar zu den großen Animationsfestivals weltweit. Einen Film hier im Wettbewerb zu haben ist für jeden Filmemacher eine große Ehre. Deswegen kommen auch sehr viele Filmemacher, Festivalleiter und Animationsexperten aus aller Welt dahin. Schon 2008 hatte ich meinen Diplom-Film LIEBESKRANK im internationalen Wettbewerb, konnte aber aus finanziellen Gründen nicht hinfahren. In diesem Jahr habe ich dank German Films und der AG Kurzfilm meinen großen Traum erlebt, dorthin fahren zu können.
Da Hiroshima nur einen kleinen Flughafen hat und dahin keine direkten Flüge aus Europa fliegen, bin ich vom Flughafen Osaka nach Hiroshima mit dem Shinkansen Zug (Bullet Train) gefahren – nach dem langen Europa-Asien Flug. Das ist dann zwar sehr schnell – ich habe nur eineinhalb Stunden nach Hiroshima gebraucht – ist aber auch sehr teuer. Das Ticket für den unglaublich schnellen Zug hat mich genau so viel gekostet wie ein wöchentliches Japan-Rail-Ticket, dass man außerhalb Japan kaufen kann (200 Euro). Mit dem Ticket kann man aber dann die ganze Woche unbegrenzt mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. So konnte ich einen Tag nach dem Festival damit nach Kyoto fahren. Die Züge fahren jede Viertelstunde und brauchen weniger als eineinhalb Stunden für die 360 km Strecke. Japan ist wirklich ein sehr spannendes Land! Ich hätte mir gewünscht, ich hätte noch ein oder zwei Wochen Urlaub anhängen können.
Hiroshima hat 1.8 Millionen Einwohner, aber im Vergleich zu Kyoto oder Tokio wirkt es wie eine kleine nette Stadt. Das Festival befindet sich im Zentrum, ganz in der Nähe vom beeindruckenden Peace Memorial Museum. Das Hotel, das Festivalzentrum und die Kinos sind alle in einem großen Gebäude. Festivals mit nur einem Austragungsort finde ich sehr angenehm, da man dann wirklich viel mit anderen Festivalbesuchern unternehmen kann.
Im Wettbewerb waren in diesem Jahr 59 Filme und sehr viele Filmemacher sind nach Hiroshima gekommen. Neben Filmemachern waren in diesem Jahr auch viele andere Gäste da, weil das Festival die 15. Edition gefeiert hat, und damit alle Gewinner der letzten 30 Jahre eingeladen waren. Das Festival sorgt sehr gut für alle Gäste (sie machen keinen Unterschied zwischen “Stars” und Studenten), man bekommt eine nette Summe für das Essen und wird zu mindestens zwei Ausflügen eingeladen, dazu wurden noch viele Partys organisiert. Das Wettbewerbsprogramm lief abends, als ein sehr langes Programm (über 2 Stunden, aber dafür mit Pause). Dieses wird zwar nur einmal gezeigt, aber da eigentlich jeder zu dieser Vorführung kommt, ist es danach sehr einfach mit den anwesenden Filmemachern über das Programm zu diskutieren, da jeder alle Filme gesehen hat. Dazu liefen in zwei Kinos den ganzen Tag auch Retrospektiven und Screenings der Jury.
Was das Festival besonders macht, ist die Pressekonferenz. Jeder Filmemacher muss das durchmachen. Das nehmen die Japaner sehr ernst und sie nehmen sich gern viel Zeit dafür. Für mich war es einigermaßen ermüdend, da ich am ersten Morgen dort sein musste und nach der langen Reise und Zeitumstellung sehr müde war. Wenn man die Japaner als Touristen mit Fotokamera als Vorbild hat, sind die Journalisten eine typisches Klischee dafür. In dem Raum waren 30 Journalisten und jeder hatte eine Video Kamera und mindestens einen Fotoapparat mit und jeder Filmemacher musste 40 min über sich selbst erzählen und auf Fragen antworten.
Zum Abschluss des Festivals fand eine schöne Preisverleihung statt. Ich war sehr glücklich als BOLES auch einen Preis bekommen hat, und zwar den angesehenen Debut-Preis! Es war ein besonderes Gefühl auf der Bühne einen riesigen Scheck in die Hände zu bekommen. Alle Preisträger sind auf der Bühne geblieben. Das Ungewöhnliche ist jedoch erst danach passiert: Direkt nach der Preisverleihung haben uns die Organisatoren vier Stockwerke höher gebracht, um bei der Preisträger-Pressekonferenz präsent zu sein. Sie haben sich noch einmal sehr viel Zeit dafür genommen, vom Gefühl her fast zwei Stunden, ohne ein Glas Wasser zu bekommen. Natürlich waren da auch sehr viele Fotokameras.