FIPA - Le Festival de la Création Audiovisuelle Internationale 2018
Es ist Dienstagabend im Januar 2018, ich stehe am Flughafen von Biarritz, einer kleinen Hafenstadt an der Atlantikküste Frankreichs, und bin überrascht, wie warm der Wind hier weht. Neben mir sind ein halbes Dutzend andere Filmemacher aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt. Wir warten auf ein Shuttle, das uns in die Innenstadt von Biarritz bringen soll. Keine 15 Minuten später sitzen wir in einem schwarzen Van und fahren durch die verwinkelten Gassen der Hafenstadt. Da das Festivalbüro mittlerweile schon geschlossen hat, wird uns unser Badge mit Jutebeutel und Festivalkatalog schon am Hotel übergeben. Nach einem kurzen Check-In im Hotel laufe ich schon mit zwei Filmemachern aus Israel zur Eröffnungszeremonie im Festivalpalais. Einige warme Worte und das Screening der israelischen Serie Fauda später treffen sich die Gäste und Besucher des Festivals zum ersten Austausch im Fischmarkt, der Halle de Biarritz. Es werden Häppchen und Champagner gereicht, der die Gespräche deutlich auflockert.
Da ich mit unserem Studentenfilm EYE FOR AN EYE Teil der NEW TALENT SECTION des Festivals bin, treffe ich mich mit der Leiterin der Sektion Marion Czarny und den anderen jungen Filmemachern zu einem Breakfast Meet ‘n’ Greet am Mittwochmorgen. Wir gehen das Programm für die nächsten Tage durch, bekommen Taschengeld ausgezahlt, mit welchem wir uns bis zum Ende des Festivals selbst verpflegen können und machen ein Gruppenfoto. Frau Czarny ist es ein großes Anliegen, dass wir enge Kontakte auch über das Festival hinaus unter uns Filmemachern knüpfen und es uns in dieser Zeit an nichts fehlt. Die Filme in unserer Sektion sind in sieben Programme mit je 3-4 Filmen eingeteilt, die alle einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt haben. Bis zum Screening des ersten Programms an diesem Tag ist es noch etwas Zeit und ich wandere durch die warme Januarsonne am Strand entlang und erkunde die Stadt.
Die Programme sind alle jeweils bis zu 90 Minuten lang und die Filme werden ohne Pause hintereinander abgespielt. Nach dem Screening gibt es ein längeres Q&A auf der Bühne. Um Zeit zu sparen gibt es für die Filmemacher, die kein Französisch sprechen, eine Simultanübersetzung über Kopfhörer. Die Fragen sind teilweise sehr detailliert und es macht großen Spaß mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen, die im Anschluss ebenfalls Fragen stellen dürfen. Am Mittwochabend ist wieder ein Empfang für Regisseure und Filmemacher im Aquarium von Biarritz. Bei Nacht läuft man durch die tunnelförmig angelegten Fischbecken, beobachtet Haie sowie Rochen und Robben. Am Ende der Tour gibt es eine große Auswahl an herzhaften und süßen Häppchen und ein großes Angebot an Wein und Champagner. An diesem Abend entstehen allerlei Kontakte mit Filmemachern aus Europa und Übersee. Besonders spannend sind die Gespräche mit Filmemachern des Hauptprogramms, da sie die Schwierigkeiten der internationalen Vermarktung ihrer Filme beschreiben.
Donnerstag ist der längste Tag für die NEW TALENTS, da gleich drei Programme gezeigt werden, darunter auch der Kurzfilm, mit welchem ich eingeladen wurde. Immer wieder kommen Schulklassen zu unseren Screenings und stellen für Schüler überraschend reflektierte Fragen, wie man es von deutschen Schulklassen nicht wirklich gewohnt ist. Der Abend klingt mit einem Empfang der israelischen Delegation im Hôtel de Regina aus, einem 5-Sterne-Hotel etwas außerhalb der Stadt. Es ist der erste Abend mit starkem Regen, aber für die Gäste, die im Zentrum von Biarritz untergebracht sind, gibt es ein Shuttle, welches aller 10 Minuten verkehrt.
Den Freitag nutze ich, um mir die eine oder andere Podiumsdiskussion der FIPA anzusehen und am Screening der letzten Programme der NEW TALENT Sektion teilzunehmen. Unsere Gruppe von Filmemachern hat mittlerweile einen sehr freundschaftlichen Draht zueinander. Am Abend gibt es einen Cocktail Empfang mit Live Musik im Casino, welches gleichzeitig das Festivalbüro beherbergt. Zu unseren Gastgeschenken zählte unter anderem auch ein 5€ Gutschein für das Casino, welchen wir mit mehr oder weniger Erfolg verspielt haben.
Samstag, den letzten offiziellen Tag des Festivals, nutzen ich und ein paar andere Filmemacher, um die Sonne am Strand von Biarritz zu genießen. Es gibt kaum noch Filmprogramme an diesem Tag, weshalb wir uns dazu entschieden haben, ihn zur Entspannung zu nutzen. Es ist kaum zu glauben, wie schön diese Hafenstadt mit ihren Klippen und Stränden schon im Januar sein kann. Am Abend findet im Festival Palais die feierliche Preisverleihung statt, bei welcher auch zwei Filme der NEW TALENT Sektion mit einem Preis bedacht werden. Ein Drama und ein Dokumentarfilm gewinnen jeweils 3.000€ - leider haben die jeweiligen Filmemacher nicht am Festival teilgenommen. Nach der Preisverleihung endet das Festival mit einer fulminanten Closing Party, die in zwei Teile geteilt ist: einer internen Party für die Filmemacher und einer für die Öffentlichkeit frei zugänglichen Party, bei welcher man auch mit Einheimischen in Kontakt und über die Filmauswahl des Festivals ins Gespräch kommen kann.
Auf meinem Rückflug am Sonntag denke ich noch lange über meine Erlebnisse der vergangenen Woche nach. Die Filmauswahl des Festivals ist mit dokumentarischen, szenischen und seriellen Stoffen stark durchmischt und zeigt eine große Bandbreite der europäischen Filmwirtschaft. Am meisten hat mir gefallen, wie das Festival die Vernetzung und Kontaktaufnahme der Filmemacher untereinander unterstützt. Mit meiner Reise habe ich nicht nur einen Einblicke in die unterschiedlichen Handschriften von Filmemachern bekommen können, sondern auch neue Freunde gefunden, mit denen ich sicherlich noch die nächsten Jahre in Kontakt stehen werde.
www.fipa.tv