FIPADOC Biarritz 2025
Dank der Unterstützung der AG Kurzfilm und German Films hatte ich die Möglichkeit, das fantastische Filmfestival FIPADOC zu besuchen. Das Festival findet in Biarritz, einer kleinen Stadt im Südwesten Frankreichs, statt und schafft durch den Ort und die Auswahl der Filme eine ganz besondere Atmosphäre.
Wir reisten mit einem Zweierteam zum Festival und unser Film VOY wurde in der Sektion Jeune Création New Talent gescreent. Diese Sektion ist ausschließlich für Filme gedacht, die noch im Rahmen einer Filmausbildung, zum Beispiel an einer Filmhochschule, entstanden sind. Die Sektion wird vom Festival intensiv betreut, es gibt ein gemeinsames Abendessen mit allen Filmemacher*innen der Sektion und mehrere Cocktailabende für die Teilnehmer*innen mit Drinks und sehr gutem Essen. Die Atmosphäre ist sehr familiär und es ergeben sich schnell interessante Gespräche. Die Auswahl der Filme ist sehr international und die Gespräche mit Filmemacher*innen aus Kuba, Iran, Spanien... lassen mich die Ausbildung an meiner Filmhochschule in Deutschland aus anderen Perspektiven sehen.
Durch die gute Kuration der Filme merkt man schnell, dass das Filmbudget und die Auflösung der neuesten Kamera weder beim Festival noch bei den Filmemacher*innen im Fokus stehen. In den Gesprächen wird schnell klar, dass das viele Geld an meiner deutschen Filmhochschule nicht direkt zu interessanteren Produktionen führt. Es sind die Geschichten, die Figuren, die Bilder und der Ton, die Lust auf Kino machen, egal ob verpixelt oder nicht.
Die Auswahl der Kurzfilme bei Fipadoc ist sehr gelungen. Es waren alle Arten von Filmen dabei, die in ihrer eigenen Erzählweise zeigen, welche Stärken das Kino haben kann. Wir sahen Filme über einen Mönch, der seine eigene Kamera baut, einen Film über ein Bewässerungssystem für Reisfelder in Italien, einen Film über die spirituelle Erfahrung auf einem Metal-Festival, einen obdachlosen Totengräber, Beziehungsdramen in Paris und vieles mehr.
Das Festival hat so viele Filme zu bieten, dass uns die Entscheidung, welche Filme wir sehen wollen, vor ein großes Dilemma stellte, denn neben den Kurzfilmen gibt es auch noch die internationale Langfilmsektion, die nationale Langfilmsektion und dazu noch das Immersive Cinema, das einen ganz neuen Ansatz des Filmemachens verfolgt.
An einem Nachmittag konnten wir uns einfach nicht entscheiden, wir brauchten eine kurze Pause, um die Eindrücke der Filme zu verdauen. Der Weg zur nächsten Boulangerie Artinasale ist nicht weit und an jeder Ecke gibt es ein kleines Café. Mit einem Croissant aux Amandes und einer baskischen Spezialität stehen wir am Meer und blicken auf die Wellen, die stürmische See. Das Rauschen des Meeres ist zu hören und eröffnet einen ganz besonderen Reflexionsraum für das im Kino Gesehene. Und während wir schweigend auf das Meer sehen, ergreift mich das Gefühl, dass genau dieses Erlebnis der Grund ist, warum ich Kino liebe. Wie kann nur ein Blick und die einfache Dramaturgie einer tosenden Welle, die sich an einem riesigen Felsen bricht, eine Fontäne entstehen lässt, die der Wind dann in Millionen kleiner Tropfen auflöst, so starke Gefühle auslösen?
Ich bin Fipadoc sehr dankbar, dass die Filme und der Ort solche Gedanken in mir auslösen. Die Filme, die Menschen und die Natur haben mein Herz geöffnet, um das Wesen des Dokumentarfilms zu spüren und mir zu zeigen, wie eng der Dokumentarfilm mit der Existenz des Menschen verbunden ist und warum in Zeiten der digitalen Medien ein Medium, das seinen Ursprung in der analogen Welt hat, wichtiger ist denn je.
Und das ist erst das halbe Programm von Fipadoc, denn neben dem Filmfestival gibt es ein volles und spannendes Industrieprogramm, bei dem alle Filmemacher*innen nach Voranmeldung die Möglichkeit haben, neue Stoffe zu pitchen, Produzenten zu treffen, eine Finanzierung für das nächste Projekt zu finden oder Workshops zu besuchen. Das Festival hat alle großen französischen Partner an Bord, die man sich in Frankreich vorstellen kann. Darunter Arte, Cine+, FranceTV, CNC und viele mehr.
Ganz zu schweigen von den Partys, den beeindruckenden Kinos, den luxuriösen Veranstaltungsorten und dem Leuchtturm von Biarritz.
Fipadoc ist ein fantastisches Festival für Filmemacher*innen in jeder Lebenslage, egal ob man den ganzen Tag Kino will, bei den Industry Events auf Finanzierungsmission geht, einen Kaffee am Strand trinkt oder eine Mischung aus allem sucht, man wird auf jeden Fall fündig.
https://fipadoc.com/en