Festival del Film Locarno 2010
04.-14.8.2010
Bericht von Ulrike Vahl (GÖMBÖC)
Ein Leopard hält Einzug in die kleine Stadt am Lago Maggiore und ist überall. Er zieht durch Locarno und verteilt dabei kreuz und quer sein schwarz-gelbes Markenzeichen. Der Leopard, Symbol und schmucker Preis dieses internationalen Filmfestivals. Zwei Wochen lang bestimmt das anmutige Raubtier mit dem gepunkteten Fell das Stadtbild - es gleicht einem riesigen Leopardenmusterteppich.
Zum 63. Mal fand das Festival in Locarno statt. Es ist der Spielort des kleinsten der großen A- Filmfestivals der Welt. Diese Tatsache macht auch den Charme des Festivals aus. Es ist dort, nicht nur aufgrund der sommerlichen Temperaturen und der malerischen Lage am Lago, sehr warmherzig und familiär.
Während der zehn Festivaltage wurden hunderte Filme in diversen Reihen, Retrospektiven und im Wettbewerb um den Goldenen Leoparden gezeigt.
Freundlicherweise konnten durch die Unterstützung von German Films/ AG-Kurzfilm neben mir auch mein Kameramann Till Girke und mein Cutter Benjamin Laser bei der Präsentation unseres Filmes GÖMBÖC persönlich dabei sein. GÖMBÖC wurde im Wettbewerb „Pardi di domani“, der Leoparden von Morgen gezeigt. Es ist schon sehr beeindruckend, wenn ein kehliges Knurren des Leoparden durch die langen Reihen der Festivalbestuhlung klingt und danach der eigene Film läuft. Zumal der Tag schon mit einem herzlichen Empfang durch Alessandro Marcionni, dem Verantwortlichen für die Sektion, begann. Er lud vor dem Screening zu einem gemeinsamen Brunch mit anderen Filmschaffenden aus der ganzen Welt ein. Dies war eine schöne Gelegenheit zum Austausch untereinander.
Die engen Gassen dieser Stadt laufen alle auf einen Platz zu- der Piazza Grande, welche einmal im Jahr zu einem besonderen Kinosaal wird. Es ist ein wirkliches Highlight auf der großen, gepflasterten Piazza Grande auf knallgelben Stühlen zu sitzen und gemeinsam mit 7000 anderen Menschen das ultimative Freiluft- Kino- Gefühl zu erleben und andächtig vor der 24 mal 14 Meter großen Riesenleinwand zu sitzen. Das Publikum ist bunt gemischt - Festivalprofis, Fachpublikum, Touristen und Einheimische sitzen zusammen. In unserem Fall folgten wir gemeinsam einem Reifen, der zu einem telepathischen Serienkiller mutiert (Rubber von Quentin Dupiex). Der Film ist so irrwitzig, dass es schwer ist, ihn zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten. Immer wenn dieser im Wortsinn "durchdreht", kann der Gummigeselle Menschen das Gehirn wegpusten. Dabei wird er von einer Gruppe mit Ferngläsern ausgestatteter Zuschauer beobachtet. Die Aufnahmen, Perspektiven, Bewegungen sind wie Zitate aus allen möglichen amerikanischen Filmgenres vom Western über Actionfilm bis hin zu Horror und Splatter. Während der Filmvorführung ging ein Getuschel durch die Reihen. Manche drehten sich etwas irritiert um, als wenn sie eine Antwort in den Gesichtern der Anderen finden wollten. (Ich weiß selbst bis heute nicht genau, was ich von dem Film halten soll.) Dennoch schlich sich Niemand vom Platz und alle blieben anstandslos bis zum Schluss sitzen. Mit solch einer Situation, die eine Art kollektives Klassenfahrtgefühl erzeugte, könnte man die Atmosphäre des Festivals unverfälscht beschreiben.
Man sollte nach Locarno fahren, weil es dort wagemutige und besondere Filme gibt, die man in entspannter Ferienlaune genießen kann, weil es glänzend, zusammengestellte Retrospektiven gibt, die in diesem Jahr Ernst Lubisch gewidmet wurde, weil zwischen Bergwanderungen immer noch ein oder auch zwei Filme Platz haben, weil man in den Lago Maggiore springen kann, weil es ein kleines Filmarchiv gibt, in dem man verpasste Filme nachholen kann, weil German- Films so wunderbar gemütliche Empfänge in versteckten Gassen veranstaltet, weil man sich mit einem kühlen Bier abends auf der Piazza wirklich schräge Filme in netter Gesellschaft ansehen kann...
Vielen Dank an German Films/ AG Kurzfilm, insbesondere Mariette Rissenbeek, Martin Scheuring, Jutta Wille und Anne Reinsch, die uns dieses Erlebnis ermöglichten.
P.S. Ein Mini-Geheimnis noch zum Schluss: bei dem Locarno- Leoparden handelt es sich nicht um einen reinrassigen Leoparden, da steckt viel mehr Katze drin als man denkt. "Er ist eher ein Mischwesen aus Leopard und Panther", verriet Alessandro Marcionni.
www.pardo.ch
Ein Leopard hält Einzug in die kleine Stadt am Lago Maggiore und ist überall. Er zieht durch Locarno und verteilt dabei kreuz und quer sein schwarz-gelbes Markenzeichen. Der Leopard, Symbol und schmucker Preis dieses internationalen Filmfestivals. Zwei Wochen lang bestimmt das anmutige Raubtier mit dem gepunkteten Fell das Stadtbild - es gleicht einem riesigen Leopardenmusterteppich.
Zum 63. Mal fand das Festival in Locarno statt. Es ist der Spielort des kleinsten der großen A- Filmfestivals der Welt. Diese Tatsache macht auch den Charme des Festivals aus. Es ist dort, nicht nur aufgrund der sommerlichen Temperaturen und der malerischen Lage am Lago, sehr warmherzig und familiär.
Während der zehn Festivaltage wurden hunderte Filme in diversen Reihen, Retrospektiven und im Wettbewerb um den Goldenen Leoparden gezeigt.
Freundlicherweise konnten durch die Unterstützung von German Films/ AG-Kurzfilm neben mir auch mein Kameramann Till Girke und mein Cutter Benjamin Laser bei der Präsentation unseres Filmes GÖMBÖC persönlich dabei sein. GÖMBÖC wurde im Wettbewerb „Pardi di domani“, der Leoparden von Morgen gezeigt. Es ist schon sehr beeindruckend, wenn ein kehliges Knurren des Leoparden durch die langen Reihen der Festivalbestuhlung klingt und danach der eigene Film läuft. Zumal der Tag schon mit einem herzlichen Empfang durch Alessandro Marcionni, dem Verantwortlichen für die Sektion, begann. Er lud vor dem Screening zu einem gemeinsamen Brunch mit anderen Filmschaffenden aus der ganzen Welt ein. Dies war eine schöne Gelegenheit zum Austausch untereinander.
Die engen Gassen dieser Stadt laufen alle auf einen Platz zu- der Piazza Grande, welche einmal im Jahr zu einem besonderen Kinosaal wird. Es ist ein wirkliches Highlight auf der großen, gepflasterten Piazza Grande auf knallgelben Stühlen zu sitzen und gemeinsam mit 7000 anderen Menschen das ultimative Freiluft- Kino- Gefühl zu erleben und andächtig vor der 24 mal 14 Meter großen Riesenleinwand zu sitzen. Das Publikum ist bunt gemischt - Festivalprofis, Fachpublikum, Touristen und Einheimische sitzen zusammen. In unserem Fall folgten wir gemeinsam einem Reifen, der zu einem telepathischen Serienkiller mutiert (Rubber von Quentin Dupiex). Der Film ist so irrwitzig, dass es schwer ist, ihn zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten. Immer wenn dieser im Wortsinn "durchdreht", kann der Gummigeselle Menschen das Gehirn wegpusten. Dabei wird er von einer Gruppe mit Ferngläsern ausgestatteter Zuschauer beobachtet. Die Aufnahmen, Perspektiven, Bewegungen sind wie Zitate aus allen möglichen amerikanischen Filmgenres vom Western über Actionfilm bis hin zu Horror und Splatter. Während der Filmvorführung ging ein Getuschel durch die Reihen. Manche drehten sich etwas irritiert um, als wenn sie eine Antwort in den Gesichtern der Anderen finden wollten. (Ich weiß selbst bis heute nicht genau, was ich von dem Film halten soll.) Dennoch schlich sich Niemand vom Platz und alle blieben anstandslos bis zum Schluss sitzen. Mit solch einer Situation, die eine Art kollektives Klassenfahrtgefühl erzeugte, könnte man die Atmosphäre des Festivals unverfälscht beschreiben.
Man sollte nach Locarno fahren, weil es dort wagemutige und besondere Filme gibt, die man in entspannter Ferienlaune genießen kann, weil es glänzend, zusammengestellte Retrospektiven gibt, die in diesem Jahr Ernst Lubisch gewidmet wurde, weil zwischen Bergwanderungen immer noch ein oder auch zwei Filme Platz haben, weil man in den Lago Maggiore springen kann, weil es ein kleines Filmarchiv gibt, in dem man verpasste Filme nachholen kann, weil German- Films so wunderbar gemütliche Empfänge in versteckten Gassen veranstaltet, weil man sich mit einem kühlen Bier abends auf der Piazza wirklich schräge Filme in netter Gesellschaft ansehen kann...
Vielen Dank an German Films/ AG Kurzfilm, insbesondere Mariette Rissenbeek, Martin Scheuring, Jutta Wille und Anne Reinsch, die uns dieses Erlebnis ermöglichten.
P.S. Ein Mini-Geheimnis noch zum Schluss: bei dem Locarno- Leoparden handelt es sich nicht um einen reinrassigen Leoparden, da steckt viel mehr Katze drin als man denkt. "Er ist eher ein Mischwesen aus Leopard und Panther", verriet Alessandro Marcionni.
www.pardo.ch