Chicago International Film Festival 2011
6.–20.10. 2011
Bericht von Jonas Rothlaender (DAS HEMD)
Vom 6.–20. Oktober 2011 fand das 47. Chicago International Film Festival statt. Es ist eines der ältesten und bedeutendsten Festivals in den USA. Von daher war es für mich eine tolle Möglichkeit das Festival durch die Einladung meines Kurzfilmes DAS HEMD kennenzulernen.
Das Festival ist mit seinen Sektionen breit gefächert: Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sind vertreten. Insgesamt waren 180 Filme aus 50 Ländern zu sehen. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Erstlingswerken von Regisseuren, die auch mit extra Preisen bedacht werden. Zudem gibt es jedes Jahr den Fokus auf eine bestimmte Region des „World Cinemas“ (in diesem Jahr war es South Asia). Weiterhin gibt es eine „Black Perspective“, die den Fokus auf das Schaffen schwarzer Filmemacher legt (und dort auch jedes Jahr einen Ehrenpreis vergibt), sowie eine Horror- und Splatterfilm Sektion.
Insgesamt lässt sich sagen, dass es sich bei den Filmen eher um internationale Arthouse-Produktionen handelt (die meisten von ihnen hatten ihre Premiere in Cannes, Berlin, Venedig oder Toronto). Vereinzelt lädt das Festival auch größere Produktionen ein, dieses Jahr z.B. THE THREE MUSKETEERS oder A DANGEROUS METHOD von David Cronenberg. Das ist aber eher die Ausnahme.
Das Festival übernimmt Reisekosten und drei Hotelübernachtungen für die Regisseure von Langfilmen, allerdings nicht für Kurzfilmemacher. Die Langfilme wurden in diesem Jahr bis zu drei Mal gezeigt, die Kurzfilme nur jeweils einmal. In den Jahren zuvor wurden die Kurzfilme wohl häufiger gezeigt, hatten dafür aber immer schlechtere Besucherzahlen. Die Vorstellungen in diesem Jahr waren so gut wie alle ausverkauft.
Da das Festival zu einem der ältesten in Amerika gehört, hatte ich im Vorfeld erwartet, dass dies auch eine beträchtliche Anzahl an Verleihern, Produzenten und Festivals anziehen würde. Das Gegenteil war allerdings der Fall: Die Filmindustrie (außerhalb der eingeladenen Filme) ist so gut wie nicht präsent. Das Festival richtet sich viel mehr an das Publikum bzw. bietet einen Rahmen für die anwesenden Filmemacher.
Der Slogan des Festivals „What the world is watching“ ging mir erst im Laufe des Festivals auf: Das Chicago Film Festival legt den Fokus speziell auf die ausländischen Filme um diese dem amerikanischen Publikum näher zu bringen, das ja sonst eher die heimischen Produktionen gewöhnt ist. So ist es für das Publikum ein besonderer Reiz neben den Filmen auch die Filmemacher kennenzulernen. Es war auffällig, dass das Publikum eine viel geringere Hemmschwelle hatte was die Q & As nach den Vorführungen anging. So kamen viele interessante Diskussionen zu Stande, die für die anwesenden Filmemacher fast immer sehr beglückend waren.
Da das Festival eher Publikumsorientiert ist begannen die Screenings meistens erst am Nachmittag. Dabei war es speziell während der Woche ein bisschen Schade, dass viele Vorstellungen nicht ausverkauft waren, was bei einer Kultur fokussierten Stadt wie Chicago verwunderlich war. Dabei wurde das Festival in der Öffentlichkeit schon breit beworben. Fand allerdings keine tagesaktuelle (bzw. Film spezifische) Beachtung in der Presse wie z.B. der Chicago Tribune.
Im Rahmenprogramm des Festivals gab es eine handvoll interessanter Panels (z.B. New Models of Distribution, Social Media, Documentary Currents, Art as Activism). Weiterhin gab es öffentliche Gespräche mit interessanten Filmemachern (John C. Reilly, Haskell Wexler, Joe Swanberg u.a.).
Die Gästebetreuung für die Filmemacher war hervorragend. Ein sehr hilfsbereites und zuvorkommendes Gästeteam sorgte sich um die Koordination der Reise und den Flughafen-Transfer für die Gäste. Besonders hervorzuheben ist, dass jeden Abend ein spezielles Programm für uns gab. Dabei wurden verschiedenste Clubs und Bars der Stadt aufgesucht. In diesem lockeren und persönlichen Rahmen kam man dann sehr leicht mit den anderen anwesenden Filmemachern ins Gespräch. Gerade durch die bunte internationale Mischung war das sehr interessant und hat neben dem intensiven Austausch eine Vielzahl neuer Kontakte geboten. Zudem gab es speziell organisierte Stadtführungen für uns, sowie einen Bollywood-Tanzkurs (der allerdings vor meiner Ankunft stattfand).
Durch die Festival-Programmierer Mimi Plauché (Head of Programing), Lee Ferdinand (Dokumentarfilm), Penny Bartlett (Shorts), die sich sehr persönlich, geradezu familiär, um ihre Gäste kümmerten herrschte stets eine besonders angenehme Atmosphäre.
Die Preisverleihung einer Vielzahl von Preisen in allen Sektionen (allesamt undotiert) fand am letzten Festivalwochenende in einem edlen Chicagoer Hotel statt. Die Jurys waren alle sehr international und mit interessanten Leuten besetzt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Festival zwar keine Plattform für die Filmindustrie ist, dafür aber einen wunderbaren Rahmen für die Filmemacher und das Publikum bietet. Ich persönlich habe viele wirklich gute Filme gesehen und habe die Begegnung mit den anderen Filmemachern und den Zuschauern als sehr bereichernd empfunden.
http://www.chicagofilmfestival.com/
Vom 6.–20. Oktober 2011 fand das 47. Chicago International Film Festival statt. Es ist eines der ältesten und bedeutendsten Festivals in den USA. Von daher war es für mich eine tolle Möglichkeit das Festival durch die Einladung meines Kurzfilmes DAS HEMD kennenzulernen.
Das Festival ist mit seinen Sektionen breit gefächert: Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sind vertreten. Insgesamt waren 180 Filme aus 50 Ländern zu sehen. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Erstlingswerken von Regisseuren, die auch mit extra Preisen bedacht werden. Zudem gibt es jedes Jahr den Fokus auf eine bestimmte Region des „World Cinemas“ (in diesem Jahr war es South Asia). Weiterhin gibt es eine „Black Perspective“, die den Fokus auf das Schaffen schwarzer Filmemacher legt (und dort auch jedes Jahr einen Ehrenpreis vergibt), sowie eine Horror- und Splatterfilm Sektion.
Insgesamt lässt sich sagen, dass es sich bei den Filmen eher um internationale Arthouse-Produktionen handelt (die meisten von ihnen hatten ihre Premiere in Cannes, Berlin, Venedig oder Toronto). Vereinzelt lädt das Festival auch größere Produktionen ein, dieses Jahr z.B. THE THREE MUSKETEERS oder A DANGEROUS METHOD von David Cronenberg. Das ist aber eher die Ausnahme.
Das Festival übernimmt Reisekosten und drei Hotelübernachtungen für die Regisseure von Langfilmen, allerdings nicht für Kurzfilmemacher. Die Langfilme wurden in diesem Jahr bis zu drei Mal gezeigt, die Kurzfilme nur jeweils einmal. In den Jahren zuvor wurden die Kurzfilme wohl häufiger gezeigt, hatten dafür aber immer schlechtere Besucherzahlen. Die Vorstellungen in diesem Jahr waren so gut wie alle ausverkauft.
Da das Festival zu einem der ältesten in Amerika gehört, hatte ich im Vorfeld erwartet, dass dies auch eine beträchtliche Anzahl an Verleihern, Produzenten und Festivals anziehen würde. Das Gegenteil war allerdings der Fall: Die Filmindustrie (außerhalb der eingeladenen Filme) ist so gut wie nicht präsent. Das Festival richtet sich viel mehr an das Publikum bzw. bietet einen Rahmen für die anwesenden Filmemacher.
Der Slogan des Festivals „What the world is watching“ ging mir erst im Laufe des Festivals auf: Das Chicago Film Festival legt den Fokus speziell auf die ausländischen Filme um diese dem amerikanischen Publikum näher zu bringen, das ja sonst eher die heimischen Produktionen gewöhnt ist. So ist es für das Publikum ein besonderer Reiz neben den Filmen auch die Filmemacher kennenzulernen. Es war auffällig, dass das Publikum eine viel geringere Hemmschwelle hatte was die Q & As nach den Vorführungen anging. So kamen viele interessante Diskussionen zu Stande, die für die anwesenden Filmemacher fast immer sehr beglückend waren.
Da das Festival eher Publikumsorientiert ist begannen die Screenings meistens erst am Nachmittag. Dabei war es speziell während der Woche ein bisschen Schade, dass viele Vorstellungen nicht ausverkauft waren, was bei einer Kultur fokussierten Stadt wie Chicago verwunderlich war. Dabei wurde das Festival in der Öffentlichkeit schon breit beworben. Fand allerdings keine tagesaktuelle (bzw. Film spezifische) Beachtung in der Presse wie z.B. der Chicago Tribune.
Im Rahmenprogramm des Festivals gab es eine handvoll interessanter Panels (z.B. New Models of Distribution, Social Media, Documentary Currents, Art as Activism). Weiterhin gab es öffentliche Gespräche mit interessanten Filmemachern (John C. Reilly, Haskell Wexler, Joe Swanberg u.a.).
Die Gästebetreuung für die Filmemacher war hervorragend. Ein sehr hilfsbereites und zuvorkommendes Gästeteam sorgte sich um die Koordination der Reise und den Flughafen-Transfer für die Gäste. Besonders hervorzuheben ist, dass jeden Abend ein spezielles Programm für uns gab. Dabei wurden verschiedenste Clubs und Bars der Stadt aufgesucht. In diesem lockeren und persönlichen Rahmen kam man dann sehr leicht mit den anderen anwesenden Filmemachern ins Gespräch. Gerade durch die bunte internationale Mischung war das sehr interessant und hat neben dem intensiven Austausch eine Vielzahl neuer Kontakte geboten. Zudem gab es speziell organisierte Stadtführungen für uns, sowie einen Bollywood-Tanzkurs (der allerdings vor meiner Ankunft stattfand).
Durch die Festival-Programmierer Mimi Plauché (Head of Programing), Lee Ferdinand (Dokumentarfilm), Penny Bartlett (Shorts), die sich sehr persönlich, geradezu familiär, um ihre Gäste kümmerten herrschte stets eine besonders angenehme Atmosphäre.
Die Preisverleihung einer Vielzahl von Preisen in allen Sektionen (allesamt undotiert) fand am letzten Festivalwochenende in einem edlen Chicagoer Hotel statt. Die Jurys waren alle sehr international und mit interessanten Leuten besetzt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Festival zwar keine Plattform für die Filmindustrie ist, dafür aber einen wunderbaren Rahmen für die Filmemacher und das Publikum bietet. Ich persönlich habe viele wirklich gute Filme gesehen und habe die Begegnung mit den anderen Filmemachern und den Zuschauern als sehr bereichernd empfunden.
http://www.chicagofilmfestival.com/