Chicago International Children Filmfestival
Meine dritte Teilnahme am Chicagoer Kinderfilmfestival mit den Filmen „Gaurav und die Drachen“ und „Crowley - Jeder Cowboy braucht sein Pferd“ hat großen Spaß gemacht und war vor allem bezüglich der Vernetzung mit amrikanischen Kinderfilmproduzenten und Regisseuren ein voller Erfolg. Das CICFF wächst in allen Bereichen. Jedes Jahr werden mehr Filme präsentiert, in diesem Jahr 250 aus 40 Ländern, jedes Jahr kommen mehr Filmemacher um ihre Abreiten zu präsentieren und das Publikum wächst stetig – über 20.000 Kinder besuchten die Vorführungen des Festivals. Zudem präsentierte ich meine Filme an zwei Schulen in den Außenbezirken der Stadt – eine gute Gelegenheit, Chicago in seiner Vielfalt kennenzulernen. Im wohlhabenden Norden der Stadt besuchte ich eine Deutschklasse in einer sehr gut ausgestatteten Privatschule. Den Schülern hier ging es vor allem um den Herstellungsprozess und die Dramaturgie der Filme. Im armen Süden Chicagos, in dem hauptsächlich Afro-Americans leben, identifizierten sich die Kinder sehr mit der Lebenssituation des kleinen Gauravs aus Nord-Indien. Viele seiner Probleme sind den Schülern wohlbekannt: Der Vater des Jungen ist früh gestorben, er muss arbeiten, um seine Mutter dabei zu unterstützen, die Familie zu versorgen, manchmal wird ihnen der Strom abgestellt und manchmal haben sie nicht genug Geld, um Essen zu kaufen. Ich finde es sehr spannend, wie unterschiedlich Filme aufgenommen werden, je nach Lebenshintergrund des Publikums.
Abseits der Filmvorführung hat sich die Atmosphäre des Filmfestivals stark verbessert. Programmleiterin Ann Vikstrom bringt mit täglichen Get-Togethers in der Festivallounge, Partys, öffentlichen Diskussionen unter Filmschaffende, Panels und Workshops die Festivalgäste in familiärer Atmosphäre zusammen. Wenn ich eine Pause von den Festivalveranstaltungen benötigte, habe ich die vielfältige Stadt erkundet: Die architektonisch beeindruckenden Wolkenkratzerensemble in Downtown, die Szeneviertel Bucktown und Wickerpark, das gemütliche Andersonville im Norden der Stadt und die Strände des Lake Michigan. Spannend aber auch gefährlich sind die heruntergekommen Viertel der Southside und Westside. Alleine 2016 wurden hier über 7000 Morde begangen. Eine solche Segregation wie zwischen Downtown, indem hauptsächlich wohlhabende Weiße leben und der Southside und Westside, in der fast ausschließlich arme Afro-Americans und Mexikaner angesiedelt sind, habe ich nirgendwo anders erlebt.
Einen gelungenen Abschluss fand das Festival mit der Preisverleihung und einer Fare-Well Party im Festivalbüro. Ich freue mich sehr, die Möglichkeit bekommen zu haben am CICFF teilzunehmen und habe hier viele Kontakte geknüpft, die mir in Zukunft weiterhelfen werden.
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