Guanajuato International Film Festival 2013
Bericht von Stefan Kriekhaus (DIE RUHE BLEIBT)
Zusammenfassung
GIFF ist ein herausragendes und ambitioniertes Festival in Mexico, das einen starken Kurzfilmwettberb in den vergangenen Jahren erfolgreich um ein ausgezeichnetes Langfilm-Wettbewerbsprogramm erweitert hat.
Ausführlich
Das Guanajuato Filmfest findet bzw. fand in diesem Jahr vom 19.-28.Juli in zwei Städten statt. Zum einen San Miguel de Allende eine alte spanische Garnisonsstadt, die sich zu einem internationalen Anlaufpunkt für Künstler aller Sparten entwickelt hat und Guanajuato, das ursprünglich eine Bergbaustadt mit viel Tradition heute zu einer lebendigen Studentenstadt drei Stunden nördlich von Mexico City geworden ist.
Das Filmfestival wurde in beiden Städten hintereinander jeweils 5 Tage abgehalten. Sowohl in San Miguel als auch in Guanajuato, war die Stadt über die Festivaltage vom Kinotreiben bestimmt und hat sehr viele Besucher angezogen. Die meisten Vorführungen waren brechend voll, wohl auch aufgrund der kostenfreien Zugänge für alle Festivalteilnehmer und Besucher aus den jeweiligen Städten.
Dem Festival gelingt es sowohl durch ausgezeichnete Programmation wie auch durch publikumswirksame Sondervorführungen (z.B. auf einem Friedhof in einem Mitternachtsprogramm) besondere internationale Filme wie auch wichtige nationale und lateinamerikanische Beiträge einem riesigen Publikum nahezubringen. Die Festivalatmosphäre ist ansteckend und entsprechend voll und zahlreich waren die Feste um einzelne Themen, die Ehrung eines großen mexikanischen Schauspielers Fernando Lucan, die Feier der Mexikanischen Kulturbehörde, der einzelnen Städte, etc.
Das Festival versteht sich aber nicht nur als reines Publikums- und Wettbewerbsfestival, sondern arbeitet seit längerem daran, den Filmemachern in spannenden Nebenprogrammen auch professionelle Möglichkeiten zu bieten, ihre nächsten Stoffe weiterzubringen oder in Masterclasses, dieses Jahr gleichermaßen beeindruckend mit Darren Aronofsky und Danny Boyle mit den Großen im Geschäft Erfahrungen austauschen zu können. Im „Incubadores“ Programm, stehen Berater aus Europäischen, US und Lateinamerikanischen Förderprogrammen in verschiedenen Sektionen, u.a. „Stoffentwicklung“, „Produktion“, „Int. Co-Produktion“ als Ansprechpartner für neue Projekte und Kontakte zu Verfügung. Die Gespräche, die ich dort geführt habe, haben neue Perspektiven auf meine zukünftigen Projekte geworfen und ich bin sehr froh, daran teilgenommen zu haben.
Als ausländischer Regisseur war ich umfangreich betreut und wunderbar untergebracht in einem Privathaus in San Miguel und in einem angenehmen Hotel in Guanajuato. Zudem stellte das Festival Frühstück im Festival Cafe zur Verfügung, das schnell zum Anlauf- und Treffpunkt der Filmemacher und Festivalteilnehmer wurde.
Der Kurzfilmwettbewerb (Fiction) war aus meiner Sicht mit ca. 30 Filmen und Beiträgen aus den großen Wettbewerben von Sundance, Berlin, Venedig breit und stark aufgestellt. Das Profil ist ausgerichtet auf ungewöhnliche und neue Erzählhaltungen im Kurzspielfilm. Dass mein Film letztlich gewonnen hat, freut mich umso mehr als er sich hier in einem Umfeld durchgesetzt hat, das eine deutlicher fiktionale Ausrichtung hatte als der Wettberwerb in Berlin.
Alles in allem war Guanajuato ein großartiges Festivalerlebnis, dass mir sowohl das Land als auch die Filmkultur Mexikos näher gebracht hat.
P.S. Ach so, Mexico ist im Wesentlichen nicht gefährlich, wenn man es nicht darauf anlegt in den Norden und in die nördlichen Grenzstädte (Drogengebiete) zu fahren. Es ist allerdings auch nicht die Schweiz...
www.guanajuatofilmfestival.com