Festival de Brive 2013
Bericht von Julie Kreuzer (BUMPY NIGHT)
Das Festival du cinéma de Brive (European Medium-Length Film Meetings) zählt zu den wenigen europäischen Filmfestivals, die sich ausschließlich dem speziellen Format des mittellangen Films widmen. Es findet jährlich im Zentrum Frankreichs statt, und wird vom dem französischen Regieverband organisiert, der auch die Quinzaine des Réalisateurs bei den Filmfestspielen in Cannes leitet. Mein Film „Bumpy Night“ durfte dort seine europäische Premiere feiern.
Die Anreise zum Festival läuft über Paris. Die Einladung des Festivals umfasst zwei Hotel-Übernachtungen, sowie die Zugfahrten zwischen Paris und Brive. Die Gästebetreuung des Festivals macht einem die etwas aufwendige Anreise zum Festival besonders angenehm: Buchung und Zusendung der Fahrkarten, Shuttle zwischen Bahnhof und Hotel, usw. Jeder Film wird zwei Mal gezeigt, wobei das Festival den Regisseur zu der Vorführung einlädt, die in Anwesenheit der Jury stattfindet.
Auf dem Festival treffen sich europäische Regisseure, Kinoliebhaber, französische Filmstudenten, Filmkritiker, und die Einwohner von Brive. Wegen seiner überschaubaren Größe – alle Vorführungen verteilen sich auf die drei Säle des Cinéma Rex – kommt man leicht ins Gespräch und wandert gemeinsam von Vorführung zu Vorführung. Der Kontakt zwischen den Gästen liegt dem Festival besonders am Herzen: Jeden Abend lädt es alle Festivalteilnehmer (Regisseure, Jury-Mitglieder, Verleiher, Filmkritiker) in ein Restaurant ein. Dort trifft man sich nach den Vorführungen und führt die Gespräche über die gezeigten Filme fort. Wer dann noch nicht müde ist, kann anschließend die Theaterbar besuchen, in der viele Festivalgäste den Abend ausklingen lassen.
Die meisten französischen Festivalteilnehmer scheinen sich seit Jahren zu kennen, und das Festival de Brive nicht zum ersten Mal zu besuchen. Ein Blick in die Cahiers du Cinéma verrät, dass viele von ihnen die Hoffnung des jungen, französischen Films sind: Die Ausgabe vor dem Festival du cinéma de Brive stellt mehrere von ihnen in kurzen Porträts vor, und bespricht ihre Werke.
Zum Programm des Festivals zählen traditionell neben dem französischen und dem europäischen Wettbewerb, ein Konzert und eine Masterclass, sowie verschiedene Retrospektiven. 2013 waren die Stummfilme von Lubitsch an der Reihe, und die französischen Preisträgerfilme der vergangenen Jahre.
Das Auswahlkomitee, das sich persönlich bei jedem Gast vorstellt, und die Gespräche nach den Vorführungen moderiert, berücksichtigt in seiner Auswahl eine weite Bandbreite an Genres und Geschichten. Ich hatte große Freude daran, die Filme zu entdecken, und hätte am liebsten noch viel mehr gesehen. Obwohl sich das Festival dem europäischen Kino verschreibt, darf man allerdings keine englischen Untertitel erwarten, und auch die Moderationen finden zum größten Teil auf Französisch statt. Nachdem bei vielen Kurzfilmfestivals die maximale Filmlänge bei 30 Minuten liegt, stellt dieses Festival aber eine seltene Möglichkeit dar, seinen mittellangen Film einem französischen Publikum zu zeigen. Die sollte man nicht verpassen.
www.festivalcinemabrive.fr