Ich hab mich riesig gefreut, als bekannt wurde, dass unser Abschlussfilm, der Kurzfilm „Da nicht für“ in Istanbul auf dem Bosphorus Film Festival läuft. Wir liefen im internationalen Kurzfilmwettbewerb.
Leider übernahm das Festival jedoch nur die Reisekosten der Regie, in dem Fall, die Kosten meiner Zwillingsschwester Martina Plura, da sie die Regie geführt hat. Mir als Kamerafrau wurde zwar angeboten, dass ich mit in dem Zimmer meiner Schwester übernachten könne, die Flugkosten müsse ich jedoch selbst tragen.
Zum Glück gibt es die AG Kurzfilm und German Films, die mich bei den Reisekosten unterstützt haben und so stand der Reise nach Istanbul nichts mehr im Weg.
Mein Reiseverlauf lief ganz easy. Am Flughafen in Istanbul angekommen, wurde ich direkt von einem supernetten Mitarbeiter des Festivals in Empfang genommen. Direkt am Flughafen hatten die Veranstalter sogar einen kleinen Festivalstand aufgebaut, nicht zu verfehlen. Per Shuttlebus ging es dann zum Hotel, in dem wir die nächsten 5 Nächte übernachten sollten.
Dort bin ich erst einmal nicht aus dem Staunen rausgekommen. Ich hab ja schon viele Unterkünfte gesehen, aber so ein schickes Hotel, wow!
Wir waren im Mercure Istanbul Topkapi Hotel untergebracht. Einem ganz neuen Hotel am Rand von Istanbul.
Im Hotel angekommen wurden wir direkt von weiteren sehr netten Helferlein des Festivals auf zwei Dinner-Veranstaltungen mit den anderen Filmemachern eingeladen. Wir haben Beutel mit diversem Infomaterial rund ums Festival bekommen und uns wurden die Abfahrzeiten der Shuttlebusse zu den Festivalkinos erklärt.
Mehrmals täglich ist dann ein Bus vom Hotel zum Taksim Platz, in dessen Nähe die Kinos waren, gefahren.
Ein bisschen schade war jedoch, die große Entfernung vom Hotel in die Stadt. Eine gute halbe Stunde war man immer unterwegs und der Verkehr in Istanbul ist echt nicht wenig. Hatte man den letzten Bus abends um 23 Uhr zum Hotel verpasst, musste man ein Taxi nehmen, und mit umgerechnet ca. 15-20 Euro für die Fahrt rechnen.
Das Screening unseres Films lief leider nicht ganz so gut, wie erwartet, ab. Um 15 Uhr am Mittwoch lief unser Film im Kurzfilmblock. Leider eine sehr undankbare Zeit. Es waren nur ca. 25-30 Zuschauer anwesend (die meisten davon selbst Filmemacher). Wahrscheinlich wurde zu wenig Werbung dafür gemacht. Eine Freundin von mir, die in Istanbul lebt, wusste zum Beispiel gar nichts von dem Festival. Nach dem Screening gab es noch ein Q&A, jedoch nicht nach jedem Film, sondern erst nach allen 5 Kurzfilmen, auf englisch und türkisch. Da unser Film als erstes im Block lief, hatten alle ihn schon gefühlt wieder vergessen und die einzige Frage, die uns gestellt wurde, war ob wir mit Fatih Akin zusammen studiert haben, da er ja auch in Hamburg studiert hat. Soviel zu unserem Film ;-)
Die Anzahl des Publikums war also leider ein ziemliches Manko, auch in anderen Vorstellungen.
Aber die wirklich sehr, sehr gute Gästebetreuung und das restliche Programm haben das entschädigt. Die beiden Dinner, zu denen der Festivalleiter einlud, waren zum Beispiel toll.
An dem einen Abend fand das Dinner im Galata Tower statt. Es gab leckeres traditionelles Essen, eine super Aussicht auf Istanbul und interessante Gespräche mit Filmemachern aus der ganzen Welt (z.B. New York, London, Amsterdam, Dänemark etc.).
Nach dem Dinner ging es noch zu einem Cocktail-Empfang an einem ebenso schönen Ort, wie dem Galataturm. Auch hier gab es wieder reichlich Essen (diverse türkische Snacks) und Trinken und eine schöne Aussicht über die Dächer von Istanbul.
Am nächsten Tag fuhr uns der Shuttlebus dann zum nächsten „Galadinner“, diesmal in einem ganz fancy, teurem Restaurant im schicken Teil von Istanbul. Ich will nicht wissen, wie viel sich das Festival das ganze kosten lassen hat, aber es hat sicher richtig viel Geld gekostet. Bei jedem Essen waren wir ca. 30-40 Personen (die Filmemacher, die Jury und einige Organisatoren) und das Festival hat alle Kosten übernommen.
Durch die beiden Veranstaltungen ist man super in Kontakt mit den anderen Filmemachern gekommen, das war wirklich schön. Mittlerweile haben wir sogar eine eigene Facebook Gruppe mit den ganzen Filmemachern, die wir dort kennengelernt haben.
Neben den Screenings und den Dinner-Veranstaltungen gab es auch einige Workshops auf dem Festival. Ich selbst habe an einem Workshop teilgenommen, dessen Überschrift ich jedoch vergessen hab, da er ziemlich langweilig war. Es wurde viel über das Produzieren von Kurzfilmen und Budgets diskutiert und sehr viel geredet, aber für mich war es nichts Neues. Der Workshop war auf türkisch, wir hatten alle einen Knopf im Ohr und ein Übersetzer hat auf Englisch parallel übersetzt.
Die Preisverleihung am letzten Tag war dann nochmal ein Highlight. Tagsüber hatten wir alle frei, es fanden keine Screenings statt, der Shuttlebus hat uns stattdessen zu tollen Sehenswürdigkeiten in Istanbul gebracht. Also standen am letzten Tag Moscheen und Sightseeing auf dem Programm.
Am Abend ging es dann mit dem Shuttle zum Veranstaltungsort der Abschlussgala - einer großen Konzerthalle. Diese Veranstaltung war das absolute Gegenteil von den Screenings. Es waren geschätzt ca. 500 Leute da. Alles megaschick, alle in Abendkleidern oder Anzug, roter Teppich und ganz viel Tamtam. Das war schon Wahnsinn. Da kam man sich plötzlich wie bei den Oscars vor. Es gab Häppchen und diverse Säfte (nur leider keinen Alkohol. Ein Orchester hat später gespielt und die Preisverleihung war sehr eindrucksvoll. Auch, wenn wir nichts gewonnen haben. Leider wurde in der Kategorie Internationaler Kurzfilm nur ein Preis vergeben, bei ca. 15 nominierten Filmen (inkl. Animations- und Trickfilmen) ist das nicht viel.
Dafür wurden für die Kategorie Spielfilm umso mehr Preise verliehen (bestes Drehbuch, beste Kamera, bester weibliche Hauptrolle, beste männliche Hauptrolle, beste Regie usw.) und der Hauptpreis für den besten Langfilm lag bei 50.000 Dollar. Das ist schon ordentlich.
Nun aber zum Fazit, Istanbul und das Festival sind ganz klar eine Reise wert!
Istanbul ist eine so wunderschöne Stadt! Absolut sehenswert!
Und ich hoffe das Festival spricht sich im Laufe der Jahre noch mehr rum, es war ja erst das dritte Mal, dass es stattfand. Hoffentlich kommen dann mehr Zuschauer zu den Screenings!
Ich komme auf jeden Fall immer gerne wieder!
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