Das Festival in Split ist für mich eine wirkliche Entdeckung, und das keineswegs nur deswegen, weil die Stadt am Meer allein schon eine Reise wert ist. Man kann dort morgens an den Strand gehen oder einen Ausflug mit dem Schiff machen und ab dem späten Nachmittag bis Mitternacht im Kino sitzen.
Darüber hinaus ist das Filmprogramm in Split besonders, der Name „International Festival of New Film“ ist den Organisatoren nämlich Programm. Dass es in der Volksrepublik Yugoslawien eine Wertschätzung für den Experimentalfilm und für das filmische Experiment gab, das wird hier deutlich. Der Leiter Branko Karabatić und sein Team setzen diese Tradition offenbar fort. Sie suchen und zeigen das „andere“ Kino, Filme, die sich jenseits der eingefahrenen Wege bewegen – und das unabhängig von ihrer Länge. Auf der Website beschreiben sie ihre Vision folgendermaßen:
„The Festival welcomes all works done in new, creative, personal, experimental, radical, subversive ways (film, video and new media), of all lengths and genres. Particular attention is paid to works that depart from the current film and video production conventions, no matter if they involve the use of traditional filming techniques or latest electronic image technologies.“ (http://splitfilmfestival.hr/en/festival-2/artistic-vision/)
Es gibt zwei Wettbewerbe, einen für kurze und einen für lange Filme. Die beiden „Grands Prix“ werden von zwei internationalen Jurys vergeben. In diesem Jahr wurden das abendfüllende, äußerst kurzweilige Digitalexperiment VIDEOFILIA (Y OTROS SÍNDROMES VIRALES) / VIDEOPHILIA (AND OTHER VIRAL SYNDROMES) von Juan Daniel F. Molero aus Peru und Maryam Tafakorys mutiger Kurzfilm I WAS FIVE WHEN I BECAME A WOMAN (United Kingdom) ausgezeichnet.
Das Festival ist räumlich eingebettet in die antike und mittelalterliche Altstadt. Kernstück und Festivalzentrum ist die schon seit 1952 bestehende, sehr liebevoll restaurierte Kinoteka Zlatna Vratna. Zusätzlich werden zwei weitere Kinos/Spielstätten bespielt. Die städtische Galerija Umjetnina mit einem Biergarten ganz in der Nähe dient als Begegnungstätte und Ort für Presseveranstaltungen und Preisverleihung.
EZB 2011-2012. Eine Super 8 - Untersuchung lief in einem der Kurzfilmprogramme in der Kinoteka. Alle diese Vorführungen wurden in englischer und kroatischer Sprache präsentiert. Die von Miro Frakic begleiteten Diskussionen mit den anwesenden FilmemacherInnen waren ausführlich und auf hohem Niveau. Das Publikum, das offenbar schon mehrere Programme gesehen hatte, hatte Lust, sich zu beteiligen.
Weil zwei Tage später in Griechenland die mit Spannung (und Bangen) erwarteten Parlamentswahlen stattfanden, sorgte die Festspielleitung dafür, dass ich im Anschluss an eine Pressekonferenz vom kroatischen Fernsehen eigens zu meinem Film interviewt wurde.
Ich wurde allgemein sehr nett empfangen und sogar vom Flughafen abgeholt. Wie alle Gäste war ich gut untergebracht und bekam Gutscheine zum Essen in einem zentralen Lokal in der Altstadt. Alle Gäste hatten auch die Gelegenheit, an einer Stadtführung teilzunehmen. Wenn ich irgendwie kann, dann fahre ich in den nächsten Jahren auf eigene Faust nach Split!
http://splitfilmfestival.hr/