RENCONTRES INTERNATIONALES
Anima Overdrive lief als Internationale Premiere bei den Rencontres Internationales Paris/Berlin in Paris. Unser Film »If You Tell Me When Your Birthday is« war bereits Teil des Festivals 2021 – dieses fand aber der Pandemie geschuldet in einer sehr aufwendigen Art Online-Hybrid Format mit CGI generiertem Louvre statt ohne wirkliches Publikum und Gästen. Umso erleichterter zeigt sich das Festival nun wieder in gewohnter Fasson stattfinden zu können.
Davon geblieben ist das Hybride im Titel, unter »Hybrid Spaces« fungierte das diesjährige Festivalthema, aus 7000 Einreichungen wurden 165 Arbeiten ausgewählt und in unterschiedlichen Kulturinstitutionen in der ganzen Stadt gezeigt. Das Festival ist eindeutig an der Schnittstelle zwischen bildender Kunst und New Cinema angesiedelt, interessiert sich sowohl für dokumentarische Ansätze wie experimentelle Fiktionen, hybride und multimediale Formen. Dabei werden, wenn man so will, unterschiedliche Genres und Kategorien bewusst nicht adressiert oder voneinander abgegrenzt. Auch eine Längenbegrenzung für die eingereichten Filme gibt es nicht.
Das Festival begann mit einem Eröffnungsprogramm am Montagabend. Unter der Woche liefen an jedem Tag an einem anderen Ort thematisch-kuratierte Filmprogramme, sowie ein Rahmenprogramm z.B. Carte Blanche für einen Filmemacher (Pedro Costa) oder auch die ausführliche Retrospektive (in diesem Jahr Yvonne Rainer). Ab Donnerstag gab es auch einen Get-Together-Ort für Filmschaffende (an dem wir terminlich leider nicht mehr teilnehmen konnten).
Am Sonntag schließt das Programm mit einer Abschlussveranstaltung.
Die Filmprogramme laufen jeweils nur einmal, werden also nicht wiederholt. Es finden keine Veranstaltungen der Filmindustrie statt, es gibt auch keinen Wettbewerb.
Besonders hervorzuheben ist die spannende Zusammenstellung der Screenings mit künstlerisch sehr hochwertigen Filmen. Darüber hinaus können sämtliche Veranstaltungen gratis besucht werden!
Das Festival ist sehr gut besucht, es gibt viel Fachpublikum, aber auch einfach Film Interessierte, von denen es in Frankreich ja traditionell schon viele gibt. Dieses Jahr gab es einen Besucherrekord.
Unser Film lief im allerersten Programm am Dienstag im CWB-Centre Wallonie Bruxelles, gegenüber vom Centre Pompidou. Genauso wie die Eröffnungsveranstaltung im Musée Guimet, sind die unterschiedlichen Centres, Musées etc., in denen das Festival gastierte, nicht per se Kinos, verfügen aber über erstaunlich gut ausgerüstete und teils großzügige Vorführräume. Und der Saal war voll. Was uns trotz des Unter-Woche-Termins und des nicht sonderlich auffälligen Pappschildes am Straßenrand, der auf die Veranstaltung hinwies, erstaunt hat.
Erstaunt hat uns auch die enorm hohe Qualität des Filmblocks unter dem Titel »Fantômes/Ghosts«, eine Überschrift, die bei dem Themenschwerpunkt einer von Algorithmen und KI durchzogenen Gegenwart und Arbeitswelt, nur begrüßen konnten. Wie andere Programme, die wir sahen, war auch dieses einfach sehr gut kuratiert, und könnte wie eine eigenständige Ausstellung funktionieren. Wir haben uns hier inhaltlich sehr gut verstanden und aufgehoben gefühlt.
Zusammenfassend könnte man sagen, dass das Festival, bis auf ein paar kommunikative Eigenheiten, wie der überwiegend nur französischen Moderation (trotz der ja schon im Namen verankerten Internationalität sogar bei der Eröffnungsveranstaltung) und dem über weite Monate sehr kleinen Team, in der Qualität der Filmprogramme außerordentlich ist.
Das Renommee, was auch die Anzahl der Einreichungen widerspiegelt, ist sehr hoch, das Festival wird unter KuratorInnen und FilmerInnen weitreichend äußerst geschätzt.