Ethnografilm 2024
Bereits im November wurden wir zur Teilnahme am Ethnografilm Festival in Paris eingeladen, das vom 29. bis 31. März 2024 stattfand. Das Organisationsteam zeigte von Anfang an großes Interesse an der persönlichen Teilnahme aller Filmemacher:innen. Da keine Tickets für die Screenings verkauft werden, steht der Austausch im Mittelpunkt – eine Gelegenheit für etwa 100 Filmemacher:innen, ihre Werke zu präsentieren und in einen intimen Dialog mit Crew, Familie und Freund:innen zu treten. Diese Atmosphäre fördert lebhafte Diskussionen über die gezeigten Filme sowie über vergangene und zukünftige Projekte.
Die Vorführungen fanden im Saal des Club de L’Etoile statt, in direkter Nachbarschaft des Arc de Triomphe, wo einst Edith Piaf Konzerte gab. An jedem der drei Festivaltage fanden täglich vier Sessions statt, bei denen jeweils vier bis acht Filme gezeigt wurden. Im Anschluss an jede Session gab es ein Q&A, in dem alle anwesenden Filmemacher:innen zu den Filmen befragt werden konnten. Auch hier war ein intimer, entspannter, wenn auch nur kurzer Austausch möglich. Tiefere Gespräche wurden durch das zur Verfügung gestellte Buffet inkl. kostengünstigem Wein und Bier im Foyer angeregt, wo immerzu, aber vor allem zwischen den Sessions angeregte Unterhaltungen stattfanden.
Bei unserer Ankunft am ersten Tag der Vorführungen fühlten wir uns zunächst etwas verloren. Wir trafen während einer der Sessions ein, weshalb es keine Person gab, die uns in Empfang nahm und uns den Ablauf genauer erklärte. Trotzdem war das Foyer gut besucht, wodurch wir eine Zeitverzögerung der Screenings annahmen. Wir nutzten die Zeit, um uns zurechtzufinden und gestalteten uns schließlich selbst Namensschilder mit dem damit zur Verfügung gestellten Material. Später schauten wir uns noch einige, der an diesem Tag ausgestrahlten Filme an. Erst am zweiten Tag, an dem auch unser Film gezeigt wurde, wurden wir offiziell begrüßt und erhielten ein kleines Programmheft sowie ein Poster des diesjährigen Festivals.
Insgesamt war die Kommunikation aus unserer Sicht im Vergleich zu anderen Festivals auf ein Minimum reduziert. Vieles erklärte sich aus der Situation heraus, wirkte spontan und wie im Falle der Filmkuration sogar fast zufällig. Die Grenzen zwischen Orga-Team und Filmemacher:innen schienen schwammig, und es entstand der Eindruck eines Treffens unter alten Freund:innen. Dadurch empfanden wir während des Festivals stets eine aufgelöste, entspannte Atmosphäre. Gleichzeitig fehlte es uns jedoch an kritischer Reflexion sowohl der eigenen Filmpraxis als auch der des Gegenübers.
Das Ethnografilm Festival in Paris bietet eine einladende Plattform für Filmschaffende aus aller Welt, die ihre Werke in einer intimen Umgebung präsentieren und diskutieren wollen. Trotz gelegentlicher Kommunikationsmängel und einer fehlenden klaren Trennung zwischen Organisator:innen und Teilnehmenden schuf die informelle Atmosphäre des Festivals eine entspannte und freundliche Stimmung. Es fehlten Möglichkeiten für eine tiefere Reflexion über die präsentierten Filme und Filmpraktiken, was Raum für weitere Entwicklung und Verbesserung bietet.
https://www.ethnografilm.com/venue/paris/