Slamdance Film Festival 2012
20.-26.02.2012
Bericht von Till Nowak (THE CENTRIFUGE BRAIN PROJECT)
Im Januar 2012 lief mein Kurzfilm THE CENTRIFUGE BRAIN PROJECT auf dem Slamdance Festival in Park City. Dank der Unterstützung von AG Kurzfilm und German Films konnten drei Teams den deutschen Film dort vertreten (DICKE MÄDCHEN, PHOENIX AUS DER ASCHE, THE CENTRIFUGE BRAIN PROJECT).
Die größte Herausforderung in Park City ist wohl das Thema Unterkunft. 6 Wochen vor Festivalbeginn ist die einzige noch verfügbare Option ein Doppelzimmer für 250 USD pro Nacht, alles andere war bis unter die Decke ausgebucht. Als gute Alternative stellte sich die Idee des Berliner Teams heraus: Ein Wohnmobil mieten und auf dem nahegelegenen Campingplatz schlafen. Das war günstig, gemütlich und hat perfekt funktioniert. Ebenfalls eine günstige Alternative ist das "Chateau Apres", das allerdings schon ausgebucht war, oder das gemeinschaftliche Mieten eines Appartements. Unser Hotel war 8 Meilen vom Festival entfernt, man kam aber mit den kostenlosen Bussen innerhalb von 30 Minuten überall hin.
Das Festival selbst wirbt mit dem Slogan "von Filmemachern für Filmemacher" und das kann man durchaus wörtlich nehmen, denn geschätzte 90% der Besucher bestehen aus den Filmemachern selbst. Dadurch lernt man sich in der Festivalwoche gut kennen und es entsteht tatsächlich so etwas wie eine Slamdance-Familie. Das Festivalzentrum ist im Vergleich zu anderen Festivals winzig. Es besteht aus zwei provisorisch zu Vorführräumen umfunktionierten Hotelsälen für 70 bis 100 Zuschauer. Die Vorführbedingungen kann man nicht als optimal bezeichnen, denn die Leinwand hing so tief, dass die meisten Zuschauer nur Teile davon sehen und keine Untertitel lesen konnten. Der vielbeschworene "Spirit of Slamdance" kommt trotzdem zustande, denn die Stimmung ist toll, die Zuschauer alle hochmotiviert und es herrscht ein echter Independent-Geist. Nach jeder Vorstellung gibt es Q&A-Sessions, wodurch das ganze Programm sehr dicht und intensiv wird. Es gibt sozusagen keine Nebenschauplätze, sondern nur Hauptprogramm.
Viel Presse und Aufmerksamkeit bekommt das Festival durch seine zahlreichen Publicity- und Sponsorenverbindungen. Es gibt kostenlose Getränke und Give-Aways und jeden Tag gesponsorte Parties, auf denen wir bei Vertretern anderer Festivals und Distributoren die Werbetrommel für den deutschen Kurzfilm rühren konnten. Insgesamt ist die Außenwahrnehmung und die Wichtigkeit der Preise größer als es das Festival selbst ist. Mit dem großen Sundance, welches die ganze Region bis Salt Lake City bespielt, ist es nicht vergleichbar: beispielsweise wissen viele Besucher von Park City gar nicht, dass es das kleine Parallelfestival am oberen Straßenende überhaupt gibt. Dennoch ist Slamdance aufgrund seiner Außenwahrnehmung und der hohen Qualität seiner Beiträge ein wichtiges Festival, was sich auch daran messen lässt, dass es jährlich ungefähr so viele Einreichungen bekommt wie Sundance. Und es ist sicher einzigartig, wie hier der independent Film entgegen dem Establishment der Festivalwelt gefeiert wird.
Mit dem Bereitstellen von Press Kits braucht man sich keinen allzu großen Stress machen, denn diese werden höchstens gebraucht, wenn ein Film einen Preis gewinnt. Das Mitbringen von Flyern ist wichtig, denn das sind die erweiterten Visitenkarten, die sich alle ständig in die Hand drücken. Und dann gibt es noch das spezielle Thema der Filmplakate, das sich in Park City zu einer Art Sport entwickelt hat. Es gibt auf der Straße und am Festivalgebäude nämlich Plakatierwände, auf denen alle ihre Poster im Stundentakt wild übereinander kleben, meistens kurz vor der eigenen Vorstellung. Egal welche Plakate, nach einem halben Tag sind sie spätestens überklebt. Das ging bis zu "feindlichen Übernahmen" durch Sundance-Filme, die mit einem Auto vorfuhren und die ganze Wand mit ihrem eigenen Poster zutackerten, nur um dann von Slamdancern direkt wieder überklebt zu werden. Dennoch blieben einige auffällige Poster in der Wahrnehmung der Besucher hängen. Gewonnen haben dieses Spielchen wiederum die Berliner, die einfach ihr eigenes Wohnmobil mit Plakaten beklebt und damit die wohl größte Posterpräsenz in ganz Park City hatten.
Als typisches Event im Sinne des "Spirit of Slamdance" wäre noch der traditionelle Schlittenfahrcontest erwähnt. Hier werden ca. eine Stunde lang auf einer nahegelegenen Skipiste mit improvisierten Schlitten halsbrecherische Manöver gefahren und anschließend Preise vergeben, beispielsweise für die beste Verletzung (ging in diesem Jahr an eine aufgeplatzte Lippe). Ein sehr amüsantes Event, das sich so wohl nur dieses Festival erlauben kann.
Alles in allem war die Qualität der Filmauswahl sehr gut, es entstanden einige spannende Kontakte und die Resonanz auf unseren Kurzfilm war umwerfend. Insgesamt wurden alle drei deutschen Beiträge zu den Favoriten gezählt und man kann sagen, dass Deutschland bei Slamdance 2012 das herausragendste Land außerhalb der USA im Festival war.
Im Januar 2012 lief mein Kurzfilm THE CENTRIFUGE BRAIN PROJECT auf dem Slamdance Festival in Park City. Dank der Unterstützung von AG Kurzfilm und German Films konnten drei Teams den deutschen Film dort vertreten (DICKE MÄDCHEN, PHOENIX AUS DER ASCHE, THE CENTRIFUGE BRAIN PROJECT).
Die größte Herausforderung in Park City ist wohl das Thema Unterkunft. 6 Wochen vor Festivalbeginn ist die einzige noch verfügbare Option ein Doppelzimmer für 250 USD pro Nacht, alles andere war bis unter die Decke ausgebucht. Als gute Alternative stellte sich die Idee des Berliner Teams heraus: Ein Wohnmobil mieten und auf dem nahegelegenen Campingplatz schlafen. Das war günstig, gemütlich und hat perfekt funktioniert. Ebenfalls eine günstige Alternative ist das "Chateau Apres", das allerdings schon ausgebucht war, oder das gemeinschaftliche Mieten eines Appartements. Unser Hotel war 8 Meilen vom Festival entfernt, man kam aber mit den kostenlosen Bussen innerhalb von 30 Minuten überall hin.
Das Festival selbst wirbt mit dem Slogan "von Filmemachern für Filmemacher" und das kann man durchaus wörtlich nehmen, denn geschätzte 90% der Besucher bestehen aus den Filmemachern selbst. Dadurch lernt man sich in der Festivalwoche gut kennen und es entsteht tatsächlich so etwas wie eine Slamdance-Familie. Das Festivalzentrum ist im Vergleich zu anderen Festivals winzig. Es besteht aus zwei provisorisch zu Vorführräumen umfunktionierten Hotelsälen für 70 bis 100 Zuschauer. Die Vorführbedingungen kann man nicht als optimal bezeichnen, denn die Leinwand hing so tief, dass die meisten Zuschauer nur Teile davon sehen und keine Untertitel lesen konnten. Der vielbeschworene "Spirit of Slamdance" kommt trotzdem zustande, denn die Stimmung ist toll, die Zuschauer alle hochmotiviert und es herrscht ein echter Independent-Geist. Nach jeder Vorstellung gibt es Q&A-Sessions, wodurch das ganze Programm sehr dicht und intensiv wird. Es gibt sozusagen keine Nebenschauplätze, sondern nur Hauptprogramm.
Viel Presse und Aufmerksamkeit bekommt das Festival durch seine zahlreichen Publicity- und Sponsorenverbindungen. Es gibt kostenlose Getränke und Give-Aways und jeden Tag gesponsorte Parties, auf denen wir bei Vertretern anderer Festivals und Distributoren die Werbetrommel für den deutschen Kurzfilm rühren konnten. Insgesamt ist die Außenwahrnehmung und die Wichtigkeit der Preise größer als es das Festival selbst ist. Mit dem großen Sundance, welches die ganze Region bis Salt Lake City bespielt, ist es nicht vergleichbar: beispielsweise wissen viele Besucher von Park City gar nicht, dass es das kleine Parallelfestival am oberen Straßenende überhaupt gibt. Dennoch ist Slamdance aufgrund seiner Außenwahrnehmung und der hohen Qualität seiner Beiträge ein wichtiges Festival, was sich auch daran messen lässt, dass es jährlich ungefähr so viele Einreichungen bekommt wie Sundance. Und es ist sicher einzigartig, wie hier der independent Film entgegen dem Establishment der Festivalwelt gefeiert wird.
Mit dem Bereitstellen von Press Kits braucht man sich keinen allzu großen Stress machen, denn diese werden höchstens gebraucht, wenn ein Film einen Preis gewinnt. Das Mitbringen von Flyern ist wichtig, denn das sind die erweiterten Visitenkarten, die sich alle ständig in die Hand drücken. Und dann gibt es noch das spezielle Thema der Filmplakate, das sich in Park City zu einer Art Sport entwickelt hat. Es gibt auf der Straße und am Festivalgebäude nämlich Plakatierwände, auf denen alle ihre Poster im Stundentakt wild übereinander kleben, meistens kurz vor der eigenen Vorstellung. Egal welche Plakate, nach einem halben Tag sind sie spätestens überklebt. Das ging bis zu "feindlichen Übernahmen" durch Sundance-Filme, die mit einem Auto vorfuhren und die ganze Wand mit ihrem eigenen Poster zutackerten, nur um dann von Slamdancern direkt wieder überklebt zu werden. Dennoch blieben einige auffällige Poster in der Wahrnehmung der Besucher hängen. Gewonnen haben dieses Spielchen wiederum die Berliner, die einfach ihr eigenes Wohnmobil mit Plakaten beklebt und damit die wohl größte Posterpräsenz in ganz Park City hatten.
Als typisches Event im Sinne des "Spirit of Slamdance" wäre noch der traditionelle Schlittenfahrcontest erwähnt. Hier werden ca. eine Stunde lang auf einer nahegelegenen Skipiste mit improvisierten Schlitten halsbrecherische Manöver gefahren und anschließend Preise vergeben, beispielsweise für die beste Verletzung (ging in diesem Jahr an eine aufgeplatzte Lippe). Ein sehr amüsantes Event, das sich so wohl nur dieses Festival erlauben kann.
Alles in allem war die Qualität der Filmauswahl sehr gut, es entstanden einige spannende Kontakte und die Resonanz auf unseren Kurzfilm war umwerfend. Insgesamt wurden alle drei deutschen Beiträge zu den Favoriten gezählt und man kann sagen, dass Deutschland bei Slamdance 2012 das herausragendste Land außerhalb der USA im Festival war.