Black Nights Film Festival (PÖFF) 2024
Dank der Unterstützung von German Films und der AG Kurzfilm konnte ich mit meinem Kurzfilm SENSIBELCHEN nach Tallinn reisen, um ihn dort in der New Talents Sektion des PÖFF Shorts Programms zu zeigen. PÖFF Shorts findet im Rahmen des „großen“ PÖFF (auch bekannt als Tallinn Black Nights Festival) statt und ist dementsprechend die Kurzfilm-Sektion eines A- Festivals, was sich in der hervorragenden Organisation widerspiegelt. Das Festival übernimmt die Hotelkosten für zwei Nächte, doch mit dem Reisekostenzuschuss der AG Kurzfilm konnten wir insgesamt vier Nächte vom 14. bis 18. November bleiben. Die Filmschaffenden werden alle in einem von zwei hochmodernen Hotels im Zentrum von Tallinn untergebracht – und wir waren fast genauso oft in der Hotel-Sauna wie im Kino. Jedes Filmteam wird einem Volunteer zugeteilt, der während der gesamten Dauer des Festivals als persönliche Ansprechperson zur Verfügung steht und Dinge wie Flughafenshuttle, Partytickets etc. koordiniert.
Die Filme im Wettbewerb laufen jeweils nur einmal, was ein bisschen schade ist. In unserem Screening waren größtenteils andere Filmschaffende und sonstige Akkreditierte anwesend, aber kaum lokales Publikum, das sich vermutlich eher die Langfilme anschaut. Wir hatten jedoch Glück, dass unser Screening gegen Ende des Festivals stattfand, denn so konnten wir am Shorts Industry Programm teilnehmen, das dieses Jahr zum ersten Mal organisiert wurde. Über zwei Tage (15. und 16. November) gab es Roundtable-Diskussionen und Panels zu allen kurzfilmrelevanten Themen. Dabei konnte ich wertvolle Kontakte zu Sales Agents und Festivalprogrammverantwortlichen knüpfen, die mir hoffentlich bei meinem nächsten Kurzfilm weiterhelfen werden.
Der große Mehrwert von Festivals ist ja meistens ohnehin das Kennenlernen anderer Filmschaffender, und dafür gab es reichlich Gelegenheit. Es wurde täglich ein spezifisches Rahmenprogramm für PÖFF Shorts angeboten, z. B. Karaoke-Abende, eine Party in einer Straßenbahn oder morgendliches Eisbaden in der Ostsee. Natürlich konnte man auch davon profitieren, dass die Akkreditierung ebenfalls für die Langfilme gültig war. Wir konnten uns mehrere Filme aus dem Hauptwettbewerb anschauen.
Eine Sache, die ich allerdings bemängeln muss, ist die mangelnde Barrierefreiheit in den meisten Kinos. Ein Mitglied unseres Teams war im Rollstuhl unterwegs, und obwohl die meisten Festivalkinos hochmodern mit Flugzeug-Business-Class-artigen Sesseln ausgestattet waren, gab es selten ausgewiesene Rollstuhlplätze. Das führte dazu, dass nur ein Sitzen direkt am Eingang – dicht an der Leinwand und mit schrägem Blick – möglich war. Aus irgendeinem Grund funktionierten alle Fahrstühle in den Kinos nur mit einem Schlüssel, weshalb man immer jemanden finden musste, um den Fahrstuhl zu benutzen. Das Festival-Team und unsere Volunteers haben sich jedoch sehr bemüht, diese Umstände zu kompensieren. Das lag auch daran, dass eine Person aus dem Team selbst Rollstuhlfahrerin war. Hoffentlich wird sich die Barrierefreiheit in Zukunft verbessern.
Insgesamt können wir einen Trip zum PÖFF Shorts wärmstens empfehlen. Vor allem, wenn das Shorts Industry Programm weiterhin stattfinden sollte, lohnt es sich definitiv, Tallinn zu besuchen.