Festivalbericht von Benjamin Schindler (PLAYHOUSE OF A.)
Das renommierte Kurzfilmfestival Curtas in Vila do Conde fand in diesem Jahr zum 22. Mal statt und hatte aus gegebenen Anlass den Fußball als Leitmotiv gewählt. Einige Sonderprogramme widmeten sich filmischen Arbeiten über das Runde Leder und eine Fotoausstellung mit Stadienbildern verschönerte das Foyer des Festivalkinos. Der Ort Vila do Conde liegt ca. 30 km nördlich von Porto am Meer und ist sehr überschaubar. Alle wichtigen Orte lassen sich zu Fuß gut erreichen. Eine Metro verbindet die Kleinstadt mit dem Flughafen von Porto und kostet nur 2,50 Euro.
Das Festival gliedert sich in einen internationalen und nationalen Wettbewerb, sowie Wettbewerbe für Hochschul-, Experimental- und Kinderkurzfilme. Die Programmblöcke sind dabei mit Längen von 60-75 Minuten recht überschaubar gehalten. Die Projektion erfolgt über Videodateien oder Filmkopien, da das Kino bisher über kein DCP-System verfügt. Die Projektionsqualität ist je nach Ausgangsmaterial dennoch gut bis sehr gut. Das Festivalkino hat einen großen Saal mit ca. 400 Plätzen und einen kleineren mit ca. 150 Plätzen. Die anwesenden Filmemacher stellen vor dem Screening kurz sich und ihren Film vor. Leider gibt es kein Q&A, was angesichts der Einladung doch überrascht und schade ist. Die Filmeinführungen werden auch nicht übersetzt, so dass man auf vereinzelte mutige Zuschauer nach dem Screening angewiesen ist, um Feedback zu bekommen.
Der Service des Gästezentrums hat hohe Qualität und das Team steht den Gästen kompetent zur Verfügung. Das Festival zahlt bis zu 3 Nächte in einem 4-Sterne Hotel, sowie für diese Zeit die Verpflegung in Form von Gutscheinen, die man in zahlreichen guten Restaurants einlösen kann. Jeder Gast bekommt außerdem eine Box für Nachrichten und Einladungen und kann Werbematerial für seinen Film auslegen.
Das Rahmenprogramm hatte durchaus seinen Reiz, mit einer Retrospektive der amerikanischen Independent-Regisseurin Kelly Reichardt und Michelangelo Antonioni, Diskussionsrunden mit Festivalleitern und Regisseuren und den mitternächtlichen Filmkonzerten. Gerade letztere waren ein gelungener Abschluss der Festivaltage und reichten von Noise-Video-Performances bis zur Stummfilmvertonung. Eine Ausstellung in der Galeria de Arte Cinemática zeigte experimentelle Videoarbeiten u.a. von Nicolas Provost, Christoph Giradet und Matthias Müller. In der Videokunst liegt sicherlich auch ein kuratorischer Schwerpunkt des Festivals. Nach der letzten Vorstellung wurde man zu später Stunde in die Festivalbar zur obligatorischen Party geladen, die sich bis in die Morgenstunden ziehen konnte. Ein guter Anlass, um mit den zahlreichen internationalen Gästen aus der Festival- und Filmszene ins Gespräch zu kommen. Man bekommt so interessante Einblicke in die Programmierung von internationalen Filmfestivals.
Die Preisverleihung ist mit zwei Stunden und acht Preisen nicht gerade knapp, aber noch erträglich gehalten. Wieder wurde auf eine Übersetzung verzichtet, was für mich insgesamt zu den Verbesserungswünschen zählt. Auch eine bessere Möglichkeit des Austauschs zwischen Filmemacher und Publikum sollte geschaffen werden.
Kurzfristig lud das Goethe-Institut Lissabon am vorletzten Festivaltag die deutschen Gäste zu einem ausgiebigen Mittagessen ein, bei dem man direkt über Aufführungsmöglichkeiten in Portugal sprechen konnte. Dies und die zahlreich ausgetauschten Visitenkarten, machten den Aufenthalt zu einem Erfolg. Dafür ist jedoch Eigeninitiative nötig und am besten hat man professionelles Werbematerial seines Films dabei.