Toronto International Film Festival 2016
Als ich zum Toronto International Film Festival eingeladen wurde, hatte ich noch gar nicht so viel über das Festival gehört. Mir wurde erst nach und nach klar, wie groß und wichtig dieses Festival wirklich ist. Deshalb habe ich mich auch erst relativ kurzfristig entschieden, hinzufliegen. Ich konnte nur drei Tage bleiben, einen längeren Aufenthalt ließ meine Arbeit nicht zu.
Das Festival ist schon im Vorfeld ausgesprochen gut organisiert. Jedes Detail der Präsentation des Films nach außen wird abgesprochen. Es gibt sogar Guidelines dazu, wie man auf Facebook und Twitter das Festival tagt. Einmal in Toronto angekommen wird noch viel deutlicher, wie gut sich das Festival kümmert. Die Kurzfilmer werden mit einigen frühen Treffen gut zusammengebracht und haben viele Gelegenheiten, sich untereinander auszutauschen. Online wird während des Festivals viel zu den Kurzfilmen veröffentlicht, was für die nötige Aufmerksamkeit sorgt. Dafür ist die Auswahl mit über 70 Kurzfilmen relativ groß gewesen und der Wettbewerb war hart – schwer, sich da durchzusetzen. Die Niveau der Filme war sehr hoch, es hat sich wirklich gelohnt, das Programm anzusehen. In den Blöcken war von sehr unterhaltsamen Komödien bis zu Experimentalfilmen alles gemischt, aber sehr gut kuratiert, so dass jeder Film gut seine Wirkung entfalten konnte, ohne das Publikum zu sehr zu fordern (wie ich das sonst von anderen Festivals kenne, wo es auch Blöcke mit z.B. ausschließlich ellenlangen Experimentalfilmen gibt, was nur Insider durchhalten, ohne irgendwann die Aufmerksamkeit zu verlieren).
Ich hatte außerdem das Gefühl, dass den Organisatoren des Kurzfilmwettbewerbs wirklich etwas an den Filmen liegt – an jedem einzelnen – und dass es ihnen auch wichtig war, diese Filme so gut wie möglich zu präsentieren.
Die Stadt Toronto hat mich ein wenig an Boston oder New York erinnert. Während der Festivalzeit war es dort mit 34 Grad ungewöhnlich warm. Mit meiner Unterbringung hatte ich großes Glück, ich habe in einer kleinen Villa in High Park gewohnt, das hieß Inverness High Park Bed & Breakfast. Da wurde morgens zusammen an einem großen Tisch gefrühstückt, wobei die anderen Gäste größtenteils Rentner auf Reisen waren. Die Gespräche waren entspannt und interessant zugleich. Am letzten Morgen hat die Gastgeberin, also die Besitzerin des Bed & Breakfast, einen Nachbarn eingeladen, der bis zu seiner Pensionierung als Animator für Zeichentrickserien gearbeitet hatte und sehr froh über die Möglichkeit war, sich mit mir über den Beruf auszutauschen. Das wurde ein langes und schönes Gespräch.
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