Toronto International Film Festival 2014
Bericht von David Gesslbauer & Michael Lange (NULL)
Damals, irgendwann im März 2013, als gerade der letzte Shot von Erbrochenem auf einem Gullideckel seinen Weg von der Kamera ins Schnittprogramm fand, ahnte noch niemand, dass die Aufnahme eineinhalb Jahre später in einem Kino im Herzen Kanadas flimmern wird, während einen Block weiter Ben Stiller, Denzel Washington und Co. über den Teppich schlittern. Unser Erguss namens (NULL) war im internationalem Kurzfilmprogramm des Toronto International Film Festival - kurz TIFF - vertreten, jenem Programmschwerpunkt, der an dem etablierten Festival zum ersten Mal integriert war. Anlässlich dieser Ehre war die Entscheidung zum Flugbuchen schnell gefallen, wofür uns German Films unter die Arme greifen konnte. In Downtown angekommen, fielen sofort die intelligente Stadtaufteilung in Form eines Gitters und die Freundlichkeit der Kanadier auf.
Unserer Unterkunft - Pentages Hotel - sei dank, konnten wir die Woche lang auf dicke Hose machen. Vom Festival und den Verantwortlichen der Kurzfilmsektion fühlten wir uns über alle Maßen gut aufgehoben und respektiert; so wurden jeden Tag Get-togethers und Empfänge in aufregenden Locations organisiert. Tagsüber war das angebotene Workshop-Angebot breit gefächert. Die Koordinatorinnen waren stets am Strahlen, aufschlussreich und ließen uns u.a. auf die Gästeliste der Canadian Filmparty setzen oder arrangierten Zutritt zu Premieren. Die Barriere durch das Englisch war in Minuten verflogen, auch als einzige Deutsche im Kurzfilmprogramm kein Thema. Beim ausgelassenen, von German Films organisierten Cocktailempfang fiel es fast schwer wieder zurück in die Dativ-Genitive zu switchen.
Am Abend der Nordamerika-Premiere im Short Cuts International Program fanden wir uns in Schale geworfen beim gut besuchten IMAX Kino “Scotiabank” wieder. In gewohnt gelassen-freundlicher Art führte die Koordination durch den Abend und ließ (NULL) als Opener über die einschüchternde Leinwand flimmern, während einen der Sound zurück in den Kinositz drückte. Unser im Vergleich markant kurzer Abspann wurde von Beifall unterstützt. Nach zwei Stunden balanciertem, wahrlich internationalem Kurzfilmprogramm wurden die Regisseure unter Applaus zum Q&A ins Scheinwerferlicht gebeten. Wir nahmen die dankbare Position der Underdogs ein, die anders als die Mitstreiter die allgemeinen Fragen nach Casting und Budgetrahmen mit der Null-Grenze beschwichtigen konnten – was uns Sympathiepunkte und Lacher vom aufgeschlossenem Publikum ernten ließ.
Das Highlight unseres Trips ging fliegend vorbei, was nachts darauf zu einem angeregten, interessanten Austausch mit den internationalen Vertretern bei einem exklusiven “Directors Dinner” in einem prunkvollen Hotel bei einem extraordinären Menü führte. Doch in unserer letzten Nacht in Toronto ließen wir uns nicht nehmen, sie bei der Rooftop-Party im Shangri-La Hotel zu verlängern.
Am Abreisetag war nun Zeit für die Touristen-Nummer und wir entschieden uns gegen die Niagara-Fälle und für die grüne Insel Torontos, Wards Island. Mit einem platzenden Portmonee voller Businesscards wurden wir über Wolke 7 zurück nach Deutschland getragen.
Kurzum: fantastische Woche, grandiose Stadt, interessante Kontakte, super Festival, lohnende Reise.