25. Hot Docs - Canadian International Documentary Festival 2018
Pirate Boys hatte seine Weltpremiere im „Nightvision - Future Cult Classics“ Programm zusammen mit den zwei wunderschönen Filmen „Obscuro Barroco“ von der griechischen Regisseurin Evangelia Kranioti und dem Kurzfilm „Work“ von der kanadischen Regisseurin Claire Allore. Die drei Arbeiten nähern sich Geschlecht und Sexualität aus verschiedenen Perspektiven an. „Obscuro Barroco” und „Pirate Boys” behandeln Transgender Identität(en) und die Metamorphose des Körpers. Der Film „Work“ gibt einen Einblick über Sexarbeit und Aktivismus.
"Hot Docs" ist eines der größten und wichtigsten Dokumentarfilmfestivals in Nordamerika und zusammen mit der Arbeit von über 800 Freiwilligen präsentieren sie mehr als 200 Filmen pro Edition. Meine Erfahrung auf dem Festival und in Toronto hätte nicht positiver und bereichernder sein können. Ich habe viele Filmvorführungen, Meisterkurse und Workshops besucht. Jeden Tag gab es ein Frühstück und Mittagessen und abends dann Getränke und die Gelegenheit andere Regisseure, Produzenten und internationale Programmierer kennen zu lernen. Das Festival ist hervorragend organisiert und das Publikum ist begeistert und interessiert daran mit den Filmemachern/innen in einen Dialog zu treten.
Wenn Kanadier für etwas bekannt sind, dann für ihre Freundlichkeit, ihre ethischen Werte und die Multikulturalität, die man in Städten wie Toronto findet. Diese spiegeln sich auch im Festival wider. Hot Docs hat einen "Code of Conduct", in dem die Veranstaltung als Ort für den Austausch von Geschichten, Perspektiven, Diskussionen und respektvollen Debatten beschrieben wird, um Verständnis und Empathie zu schaffen/vermitteln. Das Festival setzt sich dafür ein, eine freundliche und sichere Umgebung zu schaffen in der jeder bequem teilnehmen kann, Vielfalt begrüßt und keine Belästigung oder Diskriminierung jeglicher Art toleriert wird.
Das Festival hatte die gleiche Anzahl von männlichen und weiblichen Regisseuren, sowie die Anwesenheit von trans- und nicht-binären Regisseuren. Das Programm mit dem Titel "Silence Breakers" lud zu Diskussionen und Reflexionen über die feministischer #METOO-Bewegung ein.
Pirate Boys wurde dreimal vorgestellt: Eine erste Vorführung im schönen Theater Hart bei voll besetztem Raum und zwei Vorführungen am Morgen im Scottia Kino (ein populärer Gebäudekomplex, in dem sich oft Jugendliche aufhalten mit großen Bildschirmen und äußerst bequemen Sesseln).
Ohne Zweifel ist "Hot Docs" ein Festival zum Genießen, wenn man eine Leidenschaft für das Dokumentar-Genre hat. Für den Fall, dass man nach Werken mit formaler Radikalität oder nach mehr experimentellem Charakter sucht, scheint es nicht das angemessenste Event zu sein, wenngleich die ausgewählten Kurzfilme visuell risikoreich waren.
Die pulsierende Atmosphäre, das exzellente und abwechslungsreiche Essen, sowie die Queer- und Lgtbi Szene von Toronto trugen ebenfalls dazu bei, dass mein Aufenthalt zu einem fantastischen Erlebnis wurde.