Viennale 2018
Die Viennale ist eines der größten und zugleich anspruchsvollsten Filmfestivals der Welt. Im Gegensatz zu vielen anderen wichtigen, internationalen Festivals geht es hier aber nicht um Glamour um Stars, sondern um den Film selbst, in all seinen Formen. Die Viennale ist ein Festival, das sich der Filmkunst verschreibt, zugleich aber nichts Elitäres, Abgehobenes hat. Sie ist ein “Publikumsfestival” im eigentlichen Sinn, was nicht heißt, dass man sich einem vermeintlichen Massengeschmack mit Mainstream-Arthouse-Produkten anpasst, sondern dass es hier eine unheimliche Vielfalt von Filmkultur zu entdecken gibt, zwischen dokumentarischen, fiktionalen und experimentellen Formen, mit einer großen Nähe zwischen dem Publikum und den Regisseuren (Master-Class, Publikumsgespräche, etc.). Dieses gewagte Programm füllt die Säle, da es ein über Jahre gewachsenes, treues Publikum gibt.
Es war eine großartige Erfahrung, meinen Kurzfilm in diesem Kontext zu präsentieren, d.h. in einem tollen, altehrwürdigen, fast vollen Saal, vor rund 200 Menschen (diese Anzahl von Zuschauern ist für ein Kurzfilmprogramm keine Selbstverständlichkeit). Danach gab es ein sehr lebendiges, interessantes und gut moderiertes Publikumsgespräch, 20-30 min., mit einem sehr neugierigen Publikum. Projektion und Ton war von außerordentlich guter Qualität. Das Festival-Team der Viennale selbst produzierte ein DCP meines Films mit englischen Untertiteln, das perfekt funktionierte. Der Techniker nahm sich mit großer Geduld über mehrere Tage Zeit, gemeinsam mit mir selbst Details wie die richtige Schriftart und Schriftform auszuwählen. Nach der Projektion konnte ich gute Kontakte zum Festivalveranstalter und der Direktorin knüpfen.
Nicht nur die Projektion selbst, sondern mein kompletter Aufenthalt war perfekt organisiert. Ich wurde vom Bahnhof mit einem Shuttle abgeholt, jeden Abend gab es ein Abendessen für die eingeladenen Filmemacher des Festivals in jeweils täglich verschiedenen Restaurants. Ein Rahmen, der es mir ermöglicht hat, viele interessante Filmemacher-Kollegen, Kuratoren, Schauspieler, etc. näher kennenzulernen, und in diesem Sinne auch den deutschen Kurzfilm zu vertreten. Es gab zudem sogenannte “Aperitivos” jeden Abend, ein offener, informeller Rahmen der Begegnung zwischen Filmprofis und Publikum, Feiern und Konzerte, in dessen Rahmen sich weitere Möglichkeiten des Austauschs auftaten. Ich wurde vom Festival in ein gutes, angenehmes Hotel für mehrere Naechte einquartiert. Das Festival ist so hervorragend und professionell organisiert, dass mein kompletter Aufenthalt reibungslos ablief. Nicht zuletzt fühlt man sich als Gast vor Ort willkommen und kann gute Netzwerke aufbauen, da das komplette Festival-Team (vom Fahrer bis zur Festivaldirektorin selbst) nicht nur gut arbeitet sondern eine Herzlichkeit ausstrahlt (eine vermeintliche Nebensächlichkeit, die für die Stimmung und das Funktionieren des Festivals aber unheimlich wichtig ist).